Schwarz-Rot legt leicht zu: Deutlich mehr als die Hälfte der Wähler ist jetzt mit Merz’ Arbeit zufrieden

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In den ersten Wochen nach der Bundestagswahl am 23. Februar war die schwarz-rote Koalition in Umfragen nicht gut weggekommen, auch Bundeskanzler Friedrich Merz erhielt für seinen Start ins Amt keine guten Werte von den Wählerinnen und Wählern. Nun gibt es sowohl für den CDU-Chef als auch für die Regierung eine Trendwende, wie das aktuelle „Politbarometer“ von ZDF und Tagesspiegel zeigt.

Erstmals seit seinem Amtsantritt vor rund sieben Wochen zeigte sich mit 57 Prozent über die Hälfte der Befragten mit seiner Arbeit eher zufrieden. Eher unzufrieden äußerten sich 34 Prozent. Noch etwas besser schneidet Merz mit Blick auf die internationale Politik ab: Dass er hier seine Sache eher gut macht, sagen 63 Prozent der Befragten, 29 Prozent stellen dem Kanzler hier ein schlechtes Zeugnis aus. Bei der Frage nach dem beliebtesten Politiker kommt Merz allerdings nur auf Platz vier.

Wähler sehen Klingbeil überwiegend positiv

Die schwarz-rote Regierungskoalition kann sich insgesamt etwas verbessern. Mit den aktuellen Werten würde eine Regierung aus CDU/CSU und SPD eine parlamentarische Mehrheit aber ganz knapp verfehlen.

Nicht im Bundestag vertreten wären weiterhin das BSW und die FDP mit erneut jeweils drei Prozent. Die anderen Parteien erhielten zusammen sechs Prozent (unverändert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Für die Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen wurden in der Zeit vom 24. bis 26. Juni 1378 Wahlberechtigte befragt.

Mit 55 Prozent ist mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass die mit dem Haushaltsentwurf 2025 beschlossene Aufnahme von Rekordschulden angesichts der aktuellen Herausforderungen richtig ist, 39 Prozent halten das für nicht richtig. Während die Anhängergruppen von Union (70 Prozent), SPD (66 Prozent), Grünen (76 Prozent) und Linke (52 Prozent) es mehrheitlich befürworten, äußern sich die meisten Anhängerinnen und Anhänger von AfD (79 Prozent), BSW (80 Prozent) und FDP (61 Prozent) kritisch.

Deutlich steigen sollen die Verteidigungsausgaben. Die Nato-Mitgliedsstaaten haben auf ihrem Gipfel beschlossen, spätestens ab 2035 jährlich fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Verteidigung und Sicherheit zu investieren. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten und mit 68 Prozent signifikant mehr Menschen in West- als in Ostdeutschland befürworten diese Erhöhung der Verteidigungsausgaben Deutschlands, um dieses Fünf-Prozent-Ziel zu erreichen. Insgesamt 30 Prozent lehnen das ab.

Die Zustimmung zu den Verteidigungsausgaben kann auch damit zusammenhängen, dass sich US-Präsident Donald Trump beim Nato-Gipfel zwar zum Bündnis bekannt hatte. Aber nur 21 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die USA unter Trump weiterhin die militärische Sicherheit Europas garantieren werden.

Für einen Großteil (90 Prozent) der Befragten ist es daher wichtig, dass sich die europäischen Verbündeten auch ohne die USA militärisch selbst verteidigen können (nicht wichtig: 9 Prozent).

Den Haushalt verantwortet Finanzminister Lars Klingbeil. Das Urteil über ihn fällt dabei überwiegend positiv aus: 47 Prozent aller Befragten meinen, dass der Chef der Sozialdemokraten seine Sache eher gut macht, darunter genauso viele Unions- wie SPD-Anhängerinnen und -Anhänger (jeweils 67 Prozent). 27 Prozent sind mit seiner Arbeit unzufrieden.

Auf dem heute in Berlin beginnenden SPD-Bundesparteitag sollen Klingbeil und Bärbel Bas als Parteivorsitzende (wieder-)gewählt werden. Dies stößt in der Bevölkerung auf ein geteiltes Echo: 41 Prozent glauben, dass Klingbeil und Bas die SPD erfolgreich in die Zukunft führen werden, 40 Prozent bezweifeln das. In den Reihen der SPD-Anhängerinnen und -Anhänger ist hingegen eine klare Mehrheit von 73 Prozent optimistisch, 14 Prozent sind skeptisch.

Pistorius bleibt beliebtester Politiker

Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) führt Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach wie vor mit Abstand das Ranking an. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,1 (zuletzt 2,3) eingestuft.

Auf Platz zwei und drei stehen erneut Klingbeil mit 0,6 (0,8) und Außenminister Johann Wadephul (CDU) mit 0,5 (0,7). Es folgt Kanzler Merz (CDU), der sich als Einziger verbessern kann und 0,3 (0,0) erreicht. Dann kommen Wirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) mit minus 0,2 (0,0), Robert Habeck (Grüne) mit minus 0,4 (minus 0,1), CSU-Chef Markus Söder mit minus 0,4 (0,0) und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) mit ebenfalls minus 0,4 (minus 0,2).

Auf Platz neun findet sich BSW-Chefin Sahra Wagenknecht mit minus 2,0 (minus 1,7). Schlusslicht bleibt AfD-Co-Chefin Alice Weidel mit minus 2,5 (minus 2,5).

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.

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