Oldenburgs Trainer Fossi: "Wir sind immer die Gejagten"

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Der VfB Oldenburg hat eine starke Rückrunde gespielt und gehört in der neuen Saison zum Favoritenkreis. Im Interview mit dem kicker spricht Trainer Dario Fossi über den Abstiegskampf in der vergangenen Saison, die Kaderplanung und den Kampf um die Meisterschaft.

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Herr Fossi, die Vorbereitung beim VfB läuft seit anderthalb Wochen. Wie fallen Ihre ersten Eindrücke aus?

Wir sind gut wieder reingekommen. Die Jungs haben sich gut bewegt und Spaß gehabt. Die Werte bei den Laktattests waren bei einigen richtig gut. Bei einigen ist es auch noch etwas ausbaufähig. Insgesamt ist aber alles gut gelaufen an den ersten Tagen.

Nachdem Sie im Herbst den VfB erneut übernommen haben, sagten Sie Anfang Oktober im kicker-Interview, dass viel Arbeit vor Ihnen liege. Was war rückblickend auf dem Weg zum Klassenerhalt am härtesten?

Das Mentale. Der Kopf war bei den Jungs sehr eingeschaltet, im negativen Sinne. Das hat sich sehr lange gezogen. Wir wussten auch während der dann guten Serie, dass wir dort sofort wieder hineinfallen, wenn wir jetzt etwas nachlassen. Die Jungs wussten, dass sie abliefern müssen. Diese Arbeit im mentalen Bereich war für mich eine Herausforderung. Ich bin kein Trainer, der mit Angst arbeitet, sondern wollte es positiv gestalten und den Spielern die guten Dinge aufzeigen. Es hat etwas gedauert, aber wir haben es so hinbekommen. Ich bin sehr froh, dass wir auf diese Art und Weise aus diesem Strudel herausgekommen sind.

Die vergangene Saison darf uns etwas Halt geben, aber wir fangen alle wieder bei null an.

Mit Platz 3 in der Rückserie haben Sie aus dem VfB rasch ein Spitzenteam geformt. Wie kann es Ihnen gelingen, an diese Leistung in der neuen Saison anzuknüpfen?

Die vergangene Saison darf uns etwas Halt geben, aber wir fangen alle wieder bei null an. Wir haben viele Spieler gehalten, viele Abläufe sind auch klar. Aber wenn du es nicht auf die Platte bekommst, gewinnst du in dieser Liga keine Spiele. Wir kriegen nichts geschenkt.

In den vergangenen beiden Jahren hat die Mannschaft direkt den Start in die Saison in den Sand gesetzt. Sind die Voraussetzungen in diesem Sommer besser?

In den vergangenen zwei Jahren herrschte zu Beginn auch Optimismus, aber dann hat es nicht funktioniert. Die Saison soll dieses Mal nicht gefühlt nach fünf Spieltagen schon vorbei sein. Wir wissen, wie schwer es ist. Als VfB Oldenburg sind wir immer die Gejagten in dieser Liga.

Ich hoffe wieder auf einen Spirit. Von zehn Mannschaften schafft es vielleicht eine, erfolgreich zu sein, obwohl sie als Mannschaft gar nicht funktioniert.

Vor dem Aufstieg 2022 stellten Sie sich im Sommer 2021 zu Beginn der Vorbereitung vor die Meisterschaft und teilten dieser mit, dass Sie ein Spielsystem entwickelt haben, das zum Aufstieg führen wird, sofern die Spieler es befolgen. Haben Sie in diesem Sommer erneut eifrig getüftelt?

Wenn es immer so einfach wäre (lacht). Ich bin ein realistischer Mensch: Ich weiß, dass ich ein guter Trainer bin und auf jeden Fall auch noch dazulernen kann. Am Ende macht nicht nur ein Spielsystem eine Meisterschaft aus. Ich hoffe wieder auf einen Spirit. Von zehn Mannschaften schafft es vielleicht eine, erfolgreich zu sein, obwohl sie als Mannschaft gar nicht funktioniert. Wir haben damals in der Saison gemerkt, dass es nicht nur Gerede ist, sondern dass wir wirklich gut sind. Wir arbeiten daran, dass die Spieler wieder sehr, sehr selbstbewusst auf den Platz gehen. Und dann schauen wir mal, was passiert.

Mit Vincent Hagen aus der U 19 ist aktuell erst ein Neuzugang dabei. Frustriert es Sie, dass die erhofften Verstärkungen noch nicht da sind?

Nein, "frustriert" ist da ein zu hartes Wort. Wir hatten einige Spieler auf der Liste, bei denen es dann nicht funktioniert hat. Trotzdem haben wir ein richtig gutes Fundament. Natürlich hätte ich es alles gerne ein bisschen schneller, aber wir verfallen nun nicht in Aktionismus.

Anouar Adam wird nach seinem Patellasehnenriss noch lange fehlen. Bleibt Patrick Möschl Ihre erste Wahl auf der Position des Rechtsverteidigers? Oder möchten Sie ihn lieber nach vorne schieben?

Keine einfache Frage. Möschi kann beides spielen. In der Offensive hat er wirklich überzeugt. Er kann aber auch den Rechtsverteidiger sehr gut spielen. Wir schauen jetzt, wen wir noch verpflichten können. Dementsprechend wissen wir dann zu 100 Prozent, wo wir ihn einsetzen wollen. Wenn wir einen Rechtsverteidiger verpflichten können, der gut genug ist, um Stammspieler bei uns zu sein, können wir Möschi wieder nach vorne schieben.

Kommt Mats Facklam für das Sturmzentrum? Und wie lange fällt Moses Otuali nach seiner Verletzung aus?

Moses hat sich am Außenband verletzt. Noch ist die Schwellung vorhanden, sodass wir noch nicht zu 100 Prozent wissen, was es genau ist. Ich denke aber, es wird keine große Verletzung sein. Wir werden aber nicht nur mit Moses in die Saison gehen, sondern brauchen auf jeden Fall noch einen zweiten Stürmer. Mats hat einen tollen Eindruck hinterlassen. Jetzt sehen wir mal, was passiert.

Schon im Sommer 2022 kritisierten Sie die aktuelle Aufstiegsregelung. Nun hat das Thema richtig Fahrt aufgenommen. Wie schaut Ihrer Auffassung nach die beste Lösung für das Problem aus?

Die Variante ist mir egal, aber die Meister müssen aufsteigen. Wer auf dieser Welt findet es okay, wenn er für gute Arbeit nicht belohnt wird? Wenn ich Erster werde, habe ich es verdient, fortan auf einem neuen Level spielen zu dürfen.

In dieser Saison gilt definitiv noch die alte Regelung. Dieses Mal steigt der Meister aus dem Norden direkt auf. Wer sind Ihre Favoriten?

Sehr viele Mannschaften. Havelse hatte es in der vergangenen Saison verdient. Danach kamen einige Mannschaften, die sich auf einem Level bewegt haben. Emden hat es natürlich super gemacht. Hannover 96 II kommt runter. Auch Drochtersen, Werder und Meppen können super sein. Aber hebt sich eine Mannschaft davon total ab? Ich glaube, dass wir eine sehr ausgeglichene Liga erleben werden.

Interview: Karsten Lübben

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