Gladbach-Juwel Güner: Seine Vorbilder, seine Ziele, seine Zukunft

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Can Armando Güner (17) avancierte zum Matchwinner im Endspiel um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft und schoss Borussia Mönchengladbach mit seinem Doppelpack zum ersten U-17-Titelgewinn seit 1981. Im kicker-Interview spricht das Offensiv-Juwel über den historischen Erfolg, das Werben aus Argentinien, Pläne und Perspektiven.

Er sorgte für das furiose Finale: Can Armando Güner erzielte im Endspiel gegen RB Leipzig in der 82. und 85. Minute die entscheidenden Treffer zum 3:1-Endstand und sicherte sich auch noch die Auszeichnung als "Man of the Match". Viel Zeit zum Auskosten des Triumphs blieb allerdings nicht. Bereits am Tag nach dem Finale war Schule angesagt für den Final-Doppeltorschützen. Und auch der Trainingsalltag hat für den Offensivspieler schon wieder begonnen - er geht ab sofort für Borussias U 19 auf Torejagd.

Zeit für Güner, neue Ziele ins Visier zu nehmen. "Der Titelgewinn war eine wunderschöne Geschichte, die mir ewig in Erinnerung bleiben wird. Aber genauso freue mich auf die neuen Aufgaben, die jetzt vor mir liegen", sagt Güner im Gespräch mit dem kicker.

Deutscher Meister - kribbelt es bei diesem Gedanken immer noch, Herr Güner?

Can Armando Güner (17): Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin stolz, dass wir als Team Geschichte schreiben konnten. Der Titel bedeutet mir sehr viel - es ist eine großartige Sache für den Verein, für uns als Mannschaft und für die Fans.

Sind die Abläufe zu den beiden Treffern noch präsent?

Natürlich. Beim ersten Tor erkannte ich den freien Raum und wusste, dass auch mein Mitspieler ihn sieht. Ich bin reingelaufen und konnte die Gelegenheit zum Abschluss nutzen. Beim zweiten Tor war es wichtig, dass ich mich in der Mitte so positioniere, dass ich direkt abschließen kann - das hat dann auch gut funktioniert.

Viele Jungs kamen in einem Gladbach-Trikot, gratulierten und wollten sogar ein Foto von mir.

Can Armando Güner über seinen Empfang in der Schule

Ab wann hatte die Mannschaft das Gefühl: Wir können es packen und dieses Jahr Meister werden?

Nach dem Achtel- und Viertelfinale war uns klar: Wir haben das Potenzial und den Zusammenhalt für etwas Großes. Dass wir die erste B-Jugend seit 44 Jahren sind, die den Titel nach Gladbach holen konnte, macht die Meisterschaft noch mal ein bisschen wertvoller.

Wie waren die Stunden und Tage nach dem Titelgewinn?

Es war überwältigend - die Freude, die vielen Nachrichten und Glückwünsche. Verrückt war auch der erste Tag in der Schule: Viele Jungs kamen in einem Gladbach-Trikot, gratulierten und wollten sogar ein Foto von mir. Unglaublich schön. Aber der Blick muss jetzt nach vorne gehen. Es geht es darum, dranzubleiben und weiter hart zu arbeiten.

Sie wurden nach dem Endspiel zum "Man of the Match" gewählt. Bekommt die Auszeichnung einen besonderen Platz?

Hat sie schon. Sie steht vor einem Bild von Diego Armando Maradona - ein Idol von mir. Dort ist die Auszeichnung perfekt aufgehoben.

Womit wir bei der Frage nach Ihrem Vornamen sind: Armando. Wurden Sie nach tatsächlich Maradona benannt?

Ja, genau. Mein Vater ist ein großer Fan von Maradona. Und weil ich durch meine Mutter auch argentinische Wurzeln habe, lag es für meine Eltern einfach nahe, mich Armando zu nennen.

1 im Finale der B-Junioren.

Als alle Dämme brachen: Güner bejubelt seinen Treffer zum 3:1 im Finale der B-Junioren. IMAGO/Revierfoto

Was beeindruckt Sie an Maradona? Haben Sie ein weiteres Vorbild?

Ich habe zwei große Vorbilder. Maradona - wegen seiner Klasse, seiner Kreativität und dem Außergewöhnlichen, was er als Fußballer auf dem Platz gezeigt hat. Und Lionel Messi. Ihn bewundere ich sowohl als Fußballer als auch als Persönlichkeit. Er kann Spiele entscheiden, spielt immer für die Mannschaft.

Sie gingen als Top-Torjäger der Mannschaft aus der Meistersaison. Wie bewerten Sie die Spielzeit aus persönlicher Sicht?

Ich bin zufrieden, weil ich der Mannschaft helfen konnte. Aber ich weiß auch, dass ich mich weiter verbessern muss. Ich will in der U 19 die nächsten Schritte nach vorne machen, das ist mein Anspruch.

Güner genießt Rundum-Betreuung

Es heißt, vieles läuft bei Ihnen auch über die individuelle Betreuung.

Über meinen Vater, der ja selbst aus dem Fußball kommt, haben sich verschiedene Möglichkeiten ergeben. Ich erhalte zum Beispiel Unterstützung von einem Athletiktrainer, einem Ernährungsberater, einem Physiotherapeuten und einem Sportpsychologen.

Alles für den großen Traum von der Profikarriere?

Ich denke, man sollte jede Chance nutzen, um noch ein paar Prozent mehr herauszukitzeln. Der Traum vom Fußball-Profi lebt jeden Tag in mir. Und: Ich möchte ihn bei Borussia Mönchengladbach verwirklichen.

Wie sehen die Ziele konkret aus?

Mein Ziel ist es, mich bei Borussia weiterzuentwickeln und schnellstmöglich den nächsten Schritt zu machen - den Sprung in den Profibereich. Ich arbeite jeden Tag hart dafür und hoffe, dass ich die Chance bekomme, mich bei den Profis beweisen zu dürfen. Das wäre für mich etwas ganz Besonderes.

Wie würden Sie sich als Spielertyp beschreiben?

Ich bin ein zielstrebiger Offensivspieler, der den Abschluss sucht und Verantwortung übernehmen möchte. Ich glaube, dass ich einen guten Torabschluss habe und in der Lage bin, Spiele mitzuentscheiden. Mir ist aber genauso wichtig, mannschaftsdienlich zu spielen und mich in den Dienst des Teams zu stellen.

Vertrag läuft 2026 aus: "Sehe meine Zukunft bei Borussia"

In welchen Bereichen müssen Sie noch zulegen, damit es mit der Profikarriere klappt?

Ich arbeite daran, körperlich noch robuster zu werden, meine Entscheidungen auf dem Platz noch schneller zu treffen und meine Defensivarbeit weiter zu verbessern. Ich weiß, dass der Schritt in den Profibereich groß ist, und ich bin bereit, jeden Tag alles dafür zu tun.

Ihr Vertrag läuft nur noch bis 2026. Sie wollen in Gladbach bleiben?

Ich sehe meine Zukunft bei Borussia. Der Verein hat mir viel ermöglicht, und ich möchte das mit Leistung zurückzahlen. Ich will mich mit Leistung für höhere Aufgaben empfehlen.

Angeblich locken aber auch andere Vereine. Gibt es Angebote?

Ja, es gibt Anfragen - national und international. Das ist eine Bestätigung, dass meine Leistung gesehen wird. Aber mein voller Fokus liegt auf Borussia. Ich konzentriere mich auf Fußball, um den Rest kümmert sich mein Vater.

Franco Mastantuono, wie Sie noch 17 Jahre alt, wurde vor kurzem von River Plate an Real Madrid verkauft, für über 60 Millionen Euro. Surreal?

Und Lamine Yamal ist mit 17 schon einer der besten Spieler der Welt! Ich finde, es zeigt, was möglich ist, wenn jungen Spielern das Vertrauen geschenkt und die Chance gegeben wird. Mir gefällt, dass Borussia sich zu diesem Weg bekennt - Herr Virkus hat das mehrfach hervorgehoben. Es ist eine starke und wichtige Botschaft des Vereins. Ich jedenfalls werde mein Bestes geben, um mich oben anzubieten. Und ich denke, dass ich meine Qualitäten in den letzten beiden Jahren sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft unter Beweis stellen konnte.

Sie sind deutscher U-17-Nationalspieler, haben neben türkischen auch argentinische Wurzeln und werden vom argentinischen Verband umworben. Wie ist der Stand?

Ich fühle mich geehrt, wenn Interesse von anderen Verbänden vorhanden ist. Der argentinische Verband bemüht sich sehr, das stimmt, und es ist etwas Besonderes, wenn der aktuelle Weltmeister Interesse daran zeigt, mich einmal einzuladen. Im Moment zählt für mich aber nur meine Entwicklung bei Borussia und die deutsche U-17-Nationalmannschaft. Alles andere lasse ich auf mich zukommen.

Interview: Jan Lustig

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