Schulers Rückkehr: Wie frostig wird der Empfang?

vor 4 Stunden 1

Beim Anpfiff sitzt er vermutlich nur auf der Bank, aber das Spiel am Freitagabend ist trotzdem delikat: Luca Schuler kehrt mit Hertha BSC zu seinem Ex-Klub 1. FC Magdeburg zurück.

Herthas Luca Schuler trifft auf seinen Ex-Klub Magdeburg.

Herthas Luca Schuler trifft auf seinen Ex-Klub Magdeburg. IMAGO/Jan Huebner

Christian Titz hat den Ton gesetzt in dieser Angelegenheit, und seine Worte klangen ausgesprochen wohlwollend. "Er hat in den drei Jahren, wo er bei uns war, wirklich das Herz für den Verein getragen", sagte der Coach des 1. FC Magdeburg dieser Tage über seinen Ex-Schützling Luca Schuler. "Er hat sich voll eingebracht und sich mit dem Klub identifiziert."

Drei Jahre stürmte der Neu-Berliner Schuler für die Magdeburger, die ihn im Sommer 2021 ablösefrei von der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04 geholt hatten. Die Beziehung zwischen dem schnellen Angreifer und den FCM-Fans war am Ende dieser drei Jahre nicht ganz unkompliziert, was auch daran lag, dass sich Schuler auch bei Gegenwind durchaus den Luxus einer eigenen Meinung leistet. Ende März, nach der Magdeburger 0:3-Heimklatsche gegen Hannover 96, hatte der Stürmer mit Blick auf die Unmutsbekundungen des eigenen Publikums erklärt: "Jeder, dem das nicht gefällt und der glaubt, nach fünf Minuten pfeifen zu müssen, kann gerne in ein anderes Stadion gehen."

Scharfer Gegenwind: "Bring' Leistung, dann kritisiere die Kurven!"

Das ließ seinerzeit den Empörungspegel in der Kurve und in den sozialen Medien rapide steigen, bei X schrieb ein FCM-Fan erzürnt: "Du solltest niemals einem Fan sagen, in ein anderes Stadion zu gehen. Den Verein wechselt man nicht nach Laune, diese Fans werden noch da sein, wenn Spieler und Trainer längst Geschichte sind." Ein anderer FCM-Supporter schrieb kurz und bündig: "Bring' Leistung, dann kritisiere die Kurven!"

Diese spannungsgeladene Vorgeschichte muss man kennen, um Titz' Appell an die eigenen Fans richtig einzuordnen. "Über die Jahre hinweg hat Luca uns viel geholfen", hat der FCM-Trainer in dieser Woche über Schuler gesagt. "Ich würde mich freuen, wenn die Leute ihn dementsprechend empfangen."

Schuler kehrt in einer Phase an die alte Wirkungsstätte zurück, die weder für seinen neuen Klub noch für ihn selbst sonderlich befriedigend verläuft. Hertha ist erstmals seit dem Amtsantritt von Dardai-Nachfolger Cristian Fiel im Sommer seit drei Zweitliga-Spielen in Serie sieglos, und Schuler hat seit Wochen den Status einer Teilzeitkraft. Nach dem Verkauf von Zweitliga-Torschützenkönig Haris Tabakovic an die TSG Hoffenheim im August war der ablösefrei nach Berlin gewechselte Angreifer zwischenzeitlich zur Nummer 1 im Hertha-Sturm aufgestiegen. Doch ein Doppelpack beim 4:3-Sieg in Kaiserslautern Ende August blieb Schulers einziger Glanzpunkt. Seit dem 8. Spieltag ist er nicht mehr erste Wahl.

Fiel testete zunächst Derry Scherhant als Mittelstürmer und setzt nun seit Wochen auf den alljährlich im Herbst auftrumpfenden Haudegen Florian Niederlechner. Der Routinier steht bereits bei sechs Pflichtspiel-Toren, macht die Bälle gut fest, liefert Schlitzohrigkeit, Erfahrung und Temperament - und dürfte auch am Freitagabend beginnen, während sich Schuler gedulden muss. "Ich kann Luca nichts vorwerfen, weil er immer fleißig ist", sagt Coach Fiel. "Jetzt muss er auf seinen Moment warten. Das ist eine Situation, die ein Fußballer manchmal erleben muss. Er lässt sich davon aber nicht unterkriegen und versucht, jeden Tag Vollgas zu geben." Ein paar dezidierte Tipps von FCM-Intimkenner Schuler will sich Fiel in der Spielvorbereitung einholen.

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Von der guten Saison der Magdeburger ist Schuler nicht überrascht, schon im September sagte er nach dem passablen Saisonstart des FCM in einem kicker-Interview: "Ich weiß, wie akribisch Christian Titz arbeitet und wie sorgfältig dort die Neuzugänge ausgewählt werden. Ich glaube, dass die Saison für den FCM ähnlich gut weitergehen kann."

"Richtiger Schritt für meine Entwicklung"

Den Wechsel zu Hertha nannte er "den richtigen Schritt für meine Entwicklung" und verglich die beiden Vereine: "Hertha spielt etwas anders Fußball, einem Neuner kommt das einen Tick entgegen. Ich werde als Stürmer hier etwas besser versorgt." Aktuell muss er indes hart dafür arbeiten, um Bestandteil der Nahrungskette zu sein. Das Gute für die Berliner: Der Mann, der ihnen beim letzten Gastspiel in Magdeburg im September 2023 mit seiner physischen Präsenz und drei Scorerpunkten beim 4:6 den Garaus machte, wird ihnen diesmal nicht weh tun. Es war Luca Schuler - mit seinem vermutlich besten Auftritt im FCM-Trikot.

Steffen Rohr

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