7:0 gegen Klagenfurt, 1:0 gegen Girona: Interimstrainer Jürgen Säumel hat mit Sturm Graz einen Traumstart hingelegt. Und damit gewichtige Argumente für ein langfristiges Engagement gesammelt.
Jürgen Säumel führte Sturm zum Heimsieg über Girona. GEPA pictures
Böse Zungen könnten behaupten, dass Jürgen Säumel seinem Vorgänger Christian Ilzer bereits jetzt den Rang abgelaufen hat. Denn mit dem 1:0-Erfolg über den FC Girona glückte dem 40-Jährigen ein Kunststück, das dem nunmehrigen Hoffenheim-Coach nie gelungen war: einen Champions-League-Sieg mit Sturm Graz zu feiern. "Das ist natürlich ein unbeschreibliches Gefühl", setzte der Interimstrainer bei der Pressekonferenz nach dem Match an - um danach ein "riesengroßes Lob" an sämtliche Personen im schwarz-weißen Betreuerstab auszusprechen.
Champions-League-Ligaphase - 5. Spieltag
"Sie machen auch schon vor meiner Zeit überragende Arbeit und speziell in der Phase, in der ich neu dazukommen bin, bestätigen sie einfach das, was sie in den letzten Monaten ausgezeichnet hat", betonte Säumel, ohne dabei auf seine Spieler zu vergessen. "Die Mannschaft hat sich in den letzten Jahren step by step weiterentwickelt. Die ersten Spiele in der Champions League waren wichtig für die Erfahrung. Wenn man in Dortmund eine gute Leistung bringt, kommt natürlich auch der Glaube dazu, dass man Spiele gewinnen kann."
Biereth lobt Säumel
Bei der knappen 0:1-Niederlage gegen den BVB noch mit einem späten Gegentor bestraft, hatte Sturm gegen Girona auch das Spielglück auf seiner Seite. Nur darauf war der Erfolg gegen den Dritten der abgelaufenen La-Liga-Saison aber nicht zurückzuführen, zeigten sich die Grazer im Vergleich zu den vorangegangenen vier Champions-League-Spielen doch vor allem in der Offensive deutlich verbessert. "Ich denke, wir haben heute verdient gewonnen. Wir hatten mehr Chancen als unser Gegner", meinte Goldtorschütze Mika Biereth.
In den beiden bisherigen Partien unter Säumel steuerte Biereth starke sechs Scorerpunkte (drei Treffer und drei Assists) bei. Warum es für Sturm unter dem Interimstrainer so gut läuft? "Er ist am ersten Tag angekommen und hat versucht, nicht allzu viel zu verändern. Er ist den Prinzipien, die schon vorher da waren, treu geblieben und hat ein paar Kleinigkeiten angepasst, um dem Team seinen Stempel aufzudrücken", lobte der Däne. "Alle respektieren ihn. Wir arbeiten gerne unter ihm."
Jauk tritt auf die Bremse
Säumel, der bei seinem Debüt als Sturm-Coach am Samstag einen 7:0-Erfolg über Austria Klagenfurt gefeiert hatte, gab das Lob umgehend zurück: "Es macht wirklich Spaß, in dem Team zu arbeiten und ich bin in erster Linie froh, dass sich die Mannschaft für den Aufwand, den sie schon in letzter Zeit betrieben hat, belohnt und heute den ersten Champions-League-Sieg geholt hat."
Angesichts des äußerst erfolgreichen Starts scheint die Fortsetzung der Zusammenarbeit über den Winter hinaus fast schon die logische Konsequenz. Wie Präsident Christian Jauk nach dem Spiel betonte, werde man an der Mur allerdings keinen Schnellschuss tätigen. Wenngleich Säumels bisherige Auftritte als Sturm-Chefcoach auch bei ihm Eindruck hinterließen: "Jürgen als Chef wird schon langsam unheimlich."
Der Interimstrainer selbst ließ wissen, dass er sich sich um seine Zukunft derzeit "gar keine Gedanken" mache: "Ich habe gesagt, dass ich Argumente liefern möchte, um mich für weitere Aufgaben zu empfehlen." Mit dem Sieg über Girona hat Säumel definitiv ein weiteres gesammelt.
Nikolaus Fink