So kann man’s sehen: Weil sie nicht wussten, wohin mit ihm, haben sie Jens Plötner befördert. Der außen- und sicherheitspolitische Berater von Olaf Scholz wird Rüstungsstaatssekretär bei Boris Pistorius.
Wie eine richtig gute Begründung für den Aufstieg klingt das nicht.
Empörung und Kritik sind die Folge. Jedenfalls ist es das, was im Verteidigungsministerium kursiert. Noch das Beste, was zu hören ist: Pistorius ist Kumpel, lässt Scholz und seine Leute nicht hängen. Na dann.
Aber die Qualifikation? Was ist das für eine Frage! Plötner hat internationale Erfahrung! Und er kennt die wichtigsten Rüstungs- und Beschaffungsprojekte der Bundeswehr! Das ist die offizielle Leseart. Immerhin. Wehrdienst hat er auch gemacht.
Besser wäre es, dass er sich auskennt. Denn besonders mit dem Rüstungsstaatssekretär (sinnigerweise auch für Innovation zuständig) ist verbunden, wie es vorangeht. Und da muss sehr, sehr viel vorangehen.
Der neue Staatssekretär muss liefern
Erstens, weil viel fehlt, also an Waffen; zweitens, weil viel kommt, nämlich an Geld. Beides muss sachgerecht und zielgerichtet eingesetzt werden. Plötner muss liefern, das Wort passt in jeder Hinsicht.
Der Vorgänger, Benedikt Zimmer, war davor Generalleutnant und Abteilungsleiter Ausrüstung. Ein Fachmann. Schon der hatte an der Aufgabe zu knacken; die ist bekanntermaßen seit Jahrzehnten eine wirklich harte Nuss.
An Plötner hängt es jetzt. Übrigens auch ein bisschen das Schicksal von Pistorius. Ob den beiden das klar ist?
Stephan-Andreas Casdorff
Dass Plötner es nicht nur besser macht, sondern gleich alles in dem Bereich, nämlich die Beschaffung auf Überschallgeschwindigkeit zu bringen – wer’s glaubt. Im Ministerium schon mal sehr wenige. Da ist leicht scheitern.
Das hängt auch mit Plötners Vergangenheit zusammen. Der Karrierediplomat hat lange gegen den Vorwurf der Russland-Nähe und Ukraine-Skepsis kämpfen müssen. Als er dann im Kanzleramt die Rüstungslieferungen zu koordinieren hatte, waren die Spitzen des Verteidigungsministeriums nicht beeindruckt. Nicht positiv. Ähnliches wird aus der EU berichtet.
Was Wunder, dass die CDU – und die führt ja jetzt das Außenamt – ihn nicht als Botschafter zurückhaben wollte. Nicht für den Posten in Washington, auch nicht für den bei der Nato in Brüssel. Trotz seiner internationalen Erfahrung. Oder eher wegen der internationalen Erfahrungen mit ihm?
Einerlei, an Plötner hängt es jetzt. Übrigens auch ein bisschen das Schicksal von Pistorius. Ob den beiden das klar ist? Wenn ja: Das ist nicht der schlechteste Ansporn.