An einem Vormittag Anfang Juli steht der Schauspieler Jens Harzer in einem kleinen Proberaum des Berliner Ensembles auf einem Podest. Er trägt einen langen dunklen Mantel, in den schwarz gefärbten Haaren glänzt die Pomade. Neben dem Podest sitzt die Souffleuse, weil die Proben zu „De Profundis“ erst seit Juni laufen und Harzer seinen Text noch nicht richtig kann. An einem anderen Tisch sitzt Oliver Reese, der Intendant des BE, der die Theaterfassung von Oscar Wildes im Zuchthaus von Reading verfasstem Brief erstellt hat und sich auch an der Inszenierung Jens Harzers versucht. Harzer beugt sich ein wenig vor und zur Seite, als wäre von seinem großen schlanken Körper eine Kurve verlangt, und sagt: „Das schlimmste Laster ist Oberflächlichkeit“, worauf Reese vom Regietisch antwortet: „Ja, das ist doch toll, kannst du weiter so sagen, wenn du hier so rüberguckst und uns das sagst. Baby, Mantra, Mantra, Mantra.“