Russischer Angriffskrieg: Russland setzt offenbar verstärkt Chemiewaffen gegen die Ukraine ein

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Deutsche und niederländische Geheimdienste sehen eine Intensivierung von russischen Chemiewaffeneinsätzen. Mindestens drei Tote seien darauf zurückzuführen.

4. Juli 2025, 10:17 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, Reuters,

 Nach Beobachtungen mehrerer Geheimdienste unterstützt und fördert die russische Führung den verbotenen Einsatz.
Nach Beobachtungen mehrerer Geheimdienste unterstützt und fördert die russische Führung den verbotenen Einsatz. © Roman Pilipey/​AFP/​Getty Images

Nach Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes und zweier niederländischer Geheimdienste hat Russland den Einsatz verbotener chemischer Waffen gegen ukrainische Soldaten intensiviert. "Der Einsatz von Tränengasen sowie Chlorpikrin durch russische Truppen ist nun zur Standardpraxis geworden und weit verbreitet", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des deutschen Auslandsgeheimdienstes, des niederländischen Militärnachrichtendienstes MIVD sowie des niederländischen Nachrichtendienstes AIVD. Damit verstoße Russland gegen das Chemiewaffenabkommen, das auf ein weltweites Verbot solcher Waffen abzielt.

"Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass wir bestätigen können, dass Russland seinen Einsatz von Chemiewaffen intensiviert", sagte der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans der Nachrichtenagentur Reuters. "Diese Intensivierung ist besorgniserregend, weil sie Teil eines Trends ist, den wir seit mehreren Jahren beobachten: Russlands Einsatz von Chemiewaffen in diesem Krieg wird immer normaler, standardisierter und weiter verbreitet."

Mindestens drei ukrainische Tote seien direkt auf den Einsatz von Chemiewaffen zurückzuführen. Rund 2.500 verletzte ukrainische Soldaten würden außerdem Symptome aufweisen, die auf derartige Waffen hinweisen. 

Chlorpikrik wurde bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt

Die russische Armee werfe unter anderem das Erstickungsmittel Chlorpikrin aus Drohnen ab, um Soldaten gezielt aus Schützengräben zu vertreiben und dann zu erschießen, zitiert Reuters Verteidigungsminister Brekelmans. Chlorpikrin, auch Trichlornitromethan genannt, ist ein chemischer Lungenkampfstoff, der im Ersten Weltkrieg unter der Bezeichnung Grünkreuz-1 eingesetzt wurde. Grünkreuz deshalb, weil damals mit solchen Kampfstoffen gefüllte Granaten mit einem grünen Kreuz gekennzeichnet wurden.

Die Verwendung von Chlorpikrin könne in hoher Konzentration tödlich sein und stelle einen ernsten Verstoß gegen das Chemiewaffenübereinkommen dar, das den Einsatz dieses Lungenkampfstoffs unter allen Umständen untersage, heißt es vonseiten der Geheimdienste. Auch der Einsatz von Tränengas verstößt gegen das Übereinkommen.

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