Russische Desinformationskampagnen entdecken Bluesky

vor 5 Stunden 1

Mit der wachsenden Popularität der Twitter-Alternative Bluesky wird dieses Netzwerk auch für Desinformationskampagnen immer interessanter. Aktuell dehnen offenbar die pro-russischen Einflussnahme-Operationen "Doppelgänger" und "Matrjoschka" ihre Aktivitäten auf Bluesky aus.

Am Freitag berichtete das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) von einer aktuellen Kampagne mit Hunderten Fake-Accounts. Deren Merkmale deuten laut dem vom RND zitierten Desinformations-Experten Saman Nazari auf die "Doppelgänger"-Operation hin. Zum selben Schluss kommt das Anti-Bot-Kollektiv antibot4navalny auf Bluesky.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Inhalt geladen.

"Matrjoschka" ist offenbar schon etwas länger auf Bluesky aktiv. Ende 2024 berichtete The Insider, dass diese Desinformations-Operation ihre Aktivität auf Bluesky erweitere. Die Operation folgt dabei der aktuellen Nutzerwanderung von X/Twitter Richtung Bluesky, teilweise indem sie Fake-News-Inhalte von X kopiert, teilweise aber auch mit Inhalten, die offenbar primär auf Bluesky publiziert werden. Die französische Nachrichtenagentur AFP konnte kürzlich etwa 50 Posts auf Bluesky "Matrjoschka" zuordnen.

Die Posts von "Matrjoschka" fielen der AFP zufolge vor allem mit KI-generierten Deep-Fakes auf. In denen erzählen beispielsweise Universitätsprofessoren Falschinformationen, die sie in Wahrheit nie gesagt haben. Zur weiteren, von X/Twitter bekannten Taktik von "Matrjoschka" gehört, mit Fake-Accounts dann Faktenchecker auf die Fakes hinzuweisen und so deren Kapazitäten zu binden.

Recherchen von antibot4navalny zufolge legt "Matrjoschka" aktuell außerdem neue Nutzerprofile auf Bluesky an, indem legitime Accounts samt ihrer Tweets von X/Twitter kopiert werden, teilweise mit veränderten Accountnamen. Zwischen die kopierten legitimen Posts fügt "Matrjoschka" dann neue Posts mit Desinformation ein.

Die mit "Doppelgänger" assoziierten Accounts posten dagegen Antworten auf offenbar wahllos ausgewählte, legitime Bluesky-Beiträge. Die Antworten haben keinen inhaltlichen Bezug zum ursprünglichen Post und enthalten pro-russische und anti-ukrainische Kurznachrichten, Bilder oder Karikaturen.

Doppelgänger wurde ursprünglich 2022 mit gefälschten Nachrichtenseiten bekannt. Diese waren bekannten Medien nachempfunden, enthielten aber Falschmeldungen und pro-russische Propaganda. Vom kopierten Aussehen echter Nachrichtenseiten leitet sich die Bezeichnung "Doppelgänger" ab. In den Folgejahren erweiterte die Operation ihre Vorgehensweisen und bereitete auf Twitter Probleme mit Beiträgen von Fake-Accounts, für die teilweise auch Werbung geschaltet wurde.

Mit externen Labeler wie diesem können Nutzer auf Bluesky steuern, welche Inhalte ihnen angezeigt werden.

Mit diesen ersten Kampagnen testen die Desinformations-Operationen – vermutlich ganz bewusst – Blueskys Moderationsmechanismen. Die scheinen durchaus Wirkung zu zeigen, die meisten von der AFP identifizierten "Matrjoschka"-Posts verschwanden relativ zügig von der Plattform. Auch die Community selbst bringt Moderationsdienste hervor, sogenannte Labeler, die sich dem Problem annehmen und Nutzern erlauben, Desinformation zu markieren oder auszublenden.

Wie gut diese Mechanismen funktionieren, falls in Zukunft sowohl Bluesky als auch Desinformationskampagnen dort weiter wachsen, muss sich zeigen. Gegenüber der AFP gibt der Sicherheitsforscher Valentin Chatelet zu bedenken, dass Blueskys Maßnahmen sehr reaktiv seien und das Netzwerk noch zeigen müsse, dass es auch proaktiv gegen solche Kampagnen vorgehen kann. (syt)

Gesamten Artikel lesen