Deutsche Online-Nutzer sind nach wie vor Fans von Musik-Streaming. Das Marktforschungsinstitut GfK Entertainment hat in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) 2024 über 236 Milliarden Streams von Songs gemessen. Das sind elf Prozent mehr als 2023, als die Beobachter 213 Milliarden Abrufe zählten. 2022 waren es rund 178 Milliarden Streams. Insgesamt haben sich die einschlägigen Abrufe so innerhalb von sechs Jahren mehr als verdoppelt. 2019 etwa registrierten die Forscher 108 Milliarden Streams, 2014 waren es erst 11,6 Milliarden. Die Wachstumsquoten lagen in den ersten Jahren der Messung seit 2013 zunächst bei 97 und 83 Prozent. Von 2018 auf 2019 waren es noch 36 Prozent. Schlechteste Marke: Von 2021 auf 2022 lag das Plus nur bei 7 Prozent.
Die Zahlen beinhalten sowohl werbefinanzierte als auch kostenpflichtige Premium-Streams ab einer Dauer von 31 Sekunden. Beliebt bei den Musikfans waren im vorigen Jahr laut der am Donnerstag veröffentlichten Statistik erneut vor allem aktuelle Titel. So konnten Produktionen aus den 2020er-Jahren ihren Streaming-Anteil binnen eines Jahres von 52 auf 56 Prozent steigern. Besonders gut kommen deutschsprachige Acts wie Ayliva, Pashanim, Luciano, Nina Chuba oder Apache 207 an. Sie stellen acht der zehn meistgestreamten Künstler aus dieser Dekade. Internationale Stars wie Taylor Swift oder Billie Eilish sind ebenfalls stark gefragt.
Durch die Veröffentlichung neuer Musik steigerten Bands und Artists wie Linkin Park oder Swift zugleich das Interesse an ihren älteren Titeln. Zudem erlebten Klassiker wie Peter Schillings DFB-Torhymne "Major Tom (Völlig losgelöst)" oder "Don't Stop Believin'" der Altrocker von Journey einen zweiten Frühling. Musik aus den 2010ern (Lana Del Rey, Rihanna & Co.) macht 26 Prozent aller getätigten Streams aus. Die 2000er rangieren mit Künstlern wie Eminem, Rammstein, 50 Cent, Coldplay oder Lady Gaga unverändert bei acht Prozent. Die Jahrzehnte davor erreichen mit Vertretern wie Michael Jackson, Mariah Carey, Nena, Abba oder Queen zusammengerechnet zehn Prozent.
Die meisten Abrufe gab es wieder an Heiligabend
Zu den Streaming-Genres mit den höchsten Steigerungsraten gehört der Bereich deutschsprachiger Pop. Er wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent. Noch stärkere Zuwächse gab es bei Country (plus 58 Prozent) und Folk (plus 26 Prozent) – getrieben von Acts wie Beyoncé, Dasha, Shaboozey und Hozier. Deutlich legte auch das Segment der Kinderhörspiele und Kindermusik zu, das sich um 19 Prozent verbesserte. "Die Attraktivität des Musik-Streamings in Deutschland steigt weiter deutlich", freute sich der BVMI-Vorstandsvorsitzende Florian Drücke über die Auswertung. In diesem Bereich gebe es nur "eine Richtung: Immer weiter nach oben", ergänzte GfK-Entertainment-Chef Mathias Giloth. Er verriet: "Besonders heiß liefen die Playlisten an Heiligabend: Dank 927 Millionen Abrufen war es der meistgestreamte Tag aller Zeiten, mit noch einmal fast 100 Millionen Streams mehr als im Vorjahr."
Neue Zahlen gibt es auch vom weltweit größten Musikmarkt in den USA sowie darüber hinaus. Laut dem Jahresbericht 2024 des dortigen Marktforschers Luminate fiel das Wachstum bei Audiostreams dort 2024 mit 6,4 Prozent recht verhalten aus. Länder Osteuropas, Asiens und Lateinamerikas wiesen ein deutlich stärkeres Plus auf. Was den US-Markt betrifft, hat bei den Genres Pop in der zweiten Jahreshälfte Latin überholt. Künstler wie Swift, Eilish und Sabrina Carpenter trugen zu diesem Aufstieg bei.
(nen)