Robert F. Kennedy: Wissenschaftler sehen gravierende Mängel in US-Regierungsbericht

vor 1 Tag 1

Ein Bericht von US-Gesundheitsminister Kennedy enthält Forschern zufolge schwere wissenschaftliche Fehler. Als Belege führt er demnach Studien an, die es gar nicht gibt.

30. Mai 2025, 3:20 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP,

 US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy © Chip Somodevilla/​Getty Images

Wissenschaftler werfen der US-Regierung schwere Fehler in einem Bericht über Kindergesundheit vor. Mehrere der darin zitierten Studien existieren demnach nicht. Die Regierung in Washington legte daraufhin eine korrigierte Version des Reports vor. Über die Unstimmigkeiten hatten zuvor mehrere Medien berichtet. 

"Ich bin besorgt über die Seriosität des Berichts, wenn grundlegende Zitierpraktiken nicht eingehalten werden", sagte Katherine Keyes, Professorin für Epidemiologie an der Columbia-Universität, der New York Times. Keyes wurde in dem Bericht der präsidialen Make-America-Healthy-Again-Kommission als Autorin einer Arbeit über psychische Gesundheit und Substanzkonsum bei Jugendlichen aufgeführt – dem Bericht zufolge hat sie jedoch nie eine Arbeit mit dem im Bericht zitierten Titel verfasst. Die aufgeführte Studie konnte demnach auch mit keinem anderen Autor in Verbindung gebracht werden.

Auch der Columbia-Forscher Noah Kreski bestritt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP, dass ein in dem Regierungsbericht aufgeführtes Zitat wie behauptet von ihm stammt. Seiner Einschätzung nach gebe es die Studie, aus der angeblich zitiert wurde, überhaupt nicht. Ein weiterer Forscher der Universität, Guohua Li, sagte, ein angeblich von ihm stammendes Zitat in dem Bericht sei "frei erfunden".

Unstimmigkeiten bei mindestens vier zitierten Studien

Andere Personen, die im Zusammenhang mit in dem Regierungsbericht aufgeführten Studien stehen, äußerten sich AFP zufolge ähnlich. Laut Recherchen der Nachrichtenagentur gibt es bei mindestens vier genannten Studien Unstimmigkeiten.

Regierungssprecherin Karoline Leavitt sagte, in dem Bericht habe es Formatierungsfehler gegeben. "Dies stellt den Inhalt des Berichts nicht in Frage", fügte sie hinzu. Dazu, wie genau der Bericht erstellt worden war und ob dabei von künstlicher Intelligenz erstellte Inhalte zum Einsatz kamen, sagte Leavitt nichts.

In einer aktualisierten Version des Berichts wurden die von AFP untersuchten Zitate mit neuen Links zu existierenden Quellen versehen. In einem Fall führte ein Link statt zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zu einem Artikel der New York Times. Zuerst hatte am Donnerstag das US-Nachrichtenportal Notus auf die Fehler in dem Bericht aufmerksam gemacht.

Demokraten werfen Regierung Verbreitung von Fehlinformationen vor

Die oppositionellen Demokraten kritisierten, der Bericht der Regierung von US-Präsident Donald Trump sei "voller Fehlinformationen". Das Gesundheitsministerium von Minister Robert F. Kennedy Jr. versuche, "seine politischen Prioritäten mit Studien und Quellen zu rechtfertigen, die nicht existieren".

Die US-Regierung hatte den Bericht zu chronischen Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen in der vergangenen Woche vorgelegt. Kennedy nannte das Dokument einen "Aufruf zum Handeln für den gesunden Menschenverstand". Die von ihm eingesetzte Kommission hatte insbesondere die Ernährung von Kindern und Jugendlichen untersucht. In dem Bericht kommt sie zu dem Schluss, dass vor allem hoch verarbeitete Lebensmittel und Zusatzstoffe chronische Krankheiten begünstigten. Als weitere Aspekte werden Umweltgifte und nicht ausreichende Bewegung genannt.

Darüber hinaus werden aber auch angebliche Gesundheitsgefahren durch Impfungen genannt, obwohl dies nicht mit dem wissenschaftlichen Konsens übereinstimmt. Kennedy war früher ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, bevor er zunehmend mit Verschwörungserzählungen für Aufmerksamkeit sorgte. In der Vergangenheit vertrat er zudem wiederholt die widerlegte Theorie, Impfungen in der Kindheit führten zu Autismus. Im April gab er eine entsprechende Untersuchung dazu in Auftrag.

Gesamten Artikel lesen