Republik Moldau: Eklat im Studio – Präsidentin lässt TV-Debatte platzen

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Wahlkampf in Moldau Eklat im Studio – Präsidentin lässt TV-Debatte platzen

Die Präsidentin erscheint nicht zur TV-Debatte, der wichtigste Gegenkandidat geht wieder, ein Außenseiter sitzt allein vor der Kamera: Eine Szene aus dem turbulenten Wahlkampf in Moldau, bei dem es um große Fragen geht.

09.10.2024, 04.01 Uhr

 Es geht um die geopolitische Ausrichtung des Landes zwischen Ost und West

Moldau-Präsidentin Sandu im Wahlkampf: Es geht um die geopolitische Ausrichtung des Landes zwischen Ost und West

Foto: Vladislav Culiomza / REUTERS

Gut zehn Tage vor den Präsidentschaftswahlen in der Republik Moldau zeigt eine kleine Szene aus einem TV-Studio, wie turbulent es Wahlkampf zugeht, wie groß die Spannungen im Land sind. Die proeuropäische Amtsinhaberin Maia Sandu erschien am Dienstag nicht zu einer geplanten Fernsehdebatte. Ihre beiden wichtigsten Herausforderer, der ehemalige Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo, der von der russlandfreundlichen Oppositionspartei der Sozialisten unterstützt wird, und Renato Usatii, Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Balti, standen hingegen im Studio bereit.

Früherer Generalstaatsanwalt Stoianoglo

Früherer Generalstaatsanwalt Stoianoglo

Foto: Vladislav Culiomza / REUTERS

»Ich habe alle meine Termine abgesagt, um hierher zu kommen und unseren Bürgern Respekt zu zollen«, sagte Stoianoglo. »Ich war bereit, auf alle Vorwürfe zu antworten, die diese Regierung und Frau Sandu gegen mich erhoben haben.« Er verließ das Studio. Stoianoglo wurde 2021 von Sandu mit der Begründung entlassen, er sei ineffektiv im Kampf gegen die Korruption.

Usatii erklärte dem Moderator, er werde bleiben, um »zu den Menschen zu sprechen. Am 20. Oktober werden wir einen neuen Präsidenten wählen, ich wiederhole, einen neuen Präsidenten. Wir müssen nur die Ärmel hochkrempeln und uns an die Arbeit machen«.

In die EU – oder an die Seite Putins? Die Frage des Wahlkampfs

Sandu hatte ihre Teilnahme an der Debatte zuvor nicht bestätigt. Sie erklärte aber, sie wolle nicht neben »ungültigen« Kandidaten auftreten. Damit zielte die moldauische Präsidentin offenbar auf Gegenkandidaten, denen sie Verbindungen zu Wirtschaftslobbys oder kriminellen Vereinigungen vorwirft.

Sandu sieht Russland als eine der größten Bedrohungen für die Republik. Sie erklärte daher den Beitritt zur Europäischen Union (EU) zum Eckpfeiler ihrer Politik. Nach der jüngsten Meinungsumfrage liegt

  • Maia Sandu mit 36 Prozent klar in Führung,

  • gefolgt von Alexandr Stoianoglo mit 10 Prozent

  • und Renato Usatii mit 7,5 Prozent.

Parallel zu den Präsidentschaftswahlen findet am 20. Oktober ein Referendum über eine Verfassungsänderung statt, die den Weg für einen EU-Beitritt Moldaus ebnen soll. Laut einer aktuellen Umfrage sprechen sich 63 Prozent der Wähler für einen solchen Beitritt aus. Aus Sicht der EU sind die Wahlen von großer Bedeutung, da sie über die weitere geopolitische Ausrichtung des Landes zwischen Ost und West entscheiden.

Ein Sieg Sandus und ein positives Referendum würden den proeuropäischen Kurs Moldaus stärken, während ihre Gegner für engere Beziehungen zu Russland plädieren.

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