Der frühere Wirecard-Vorstand hält sich offenbar in Moskau auf und arbeitet für den FSB. Mehrere Medien veröffentlichten mutmaßlich aktuelle Fotos von ihm.
Aktualisiert am 16. September 2025, 16:44 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, lk
Der seit 2020 international gesuchte Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek ist offenbar in Moskau untergetaucht. Nach Recherchen von Spiegel, ZDF, dem österreichischen Standard, PBS und der russischen Plattform The Insider hält sich der 45-Jährige in der russischen Hauptstadt auf und arbeitet dort für den Inlandsgeheimdienst FSB.
Die Medien veröffentlichten aktuelle Fotos, die Marsalek im Anzug auf dem Weg in die FSB-Zentrale zeigen sollen. Zwischen Januar und November 2024 sei sein Handy mehr als 300-mal in unmittelbarer Nähe des Gebäudes an der Lubjanka geortet worden, berichtete das ZDF. Quellen in Moskau hätten seine Tätigkeit für den Geheimdienst bestätigt.
Marsalek nutzt demnach mehrere Alias-Identitäten, darunter einen russischen Pass auf den Namen Alexander Michaelowitsch Nelidow. Datenanalysen belegen laut den Recherchen Reisen in die Ostukraine und ins russisch besetzte Mariupol. Begleitet wird er den Berichten zufolge häufig von der Übersetzerin Tatjana S., in deren Apartment im Zentrum Moskaus er sich zudem oft aufhalte.
Ermittlungen wegen bandenmäßigem Betrug und schwerer Untreue
Marsalek war seit 2000 bei Wirecard beschäftigt und stieg 2010 in den Vorstand auf. Dort verantwortete er vor allem das Asien-Geschäft. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen ihn unter anderem wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, des besonders schweren Falls der Untreue sowie weiterer Vermögens- und Wirtschaftsdelikte.
Wirecard meldete im Juni 2020 Insolvenz an, nachdem der Vorstand für die Existenz von 1,9 Milliarden Dollar auf philippinischen Treuhandkonten keinen Nachweis hatte erbringen können. Der Fall gilt als einer der größten Finanzskandale der Bundesrepublik. Schon im März 2024 hatten Spiegel, ZDF, Standard und The Insider berichtet, dass Marsalek seit Jahren für russische Geheimdienste tätig gewesen sein soll.