Das Ergebnis und insbesondere die Defizite in der Abwehr waren ernüchternd, Yussuf Poulsen war am Samstag nach seinem Debüt im HSV-Trikot gegen Olympique Lyon (0:4) dennoch überwältigt und ist um Realismus bemüht.

Gegen Lyon erstmals im HSV-Trikot: Neuling Yussuf Poulsen (Mitte). IMAGO/Oliver Ruhnke
45.757 Zuschauer waren bei der offiziellen Saisoneröffnung im Volksparkstadion und bestätigten den 31-jährigen Neuling aus Leipzig genau in dem Eindruck, den er im Vorfeld von seinem neuen Klub hatte. "Es war geil. Es gibt nur wenige Vereine auf der Welt, die so eine Kulisse in einem Testspiel haben." Aber: Umfeld und Publikum allein garantieren in der Bundesliga keine Punkte.
"Jetzt fragen alle: Reicht das Niveau?"
Yussuf Poulsen weiß aus seiner langen Profikarriere, was eine derart deutliche Testspiel-Niederlage mit sich bringt. Erst recht, da auch die vorangegangenen beiden Härtetests, gegen den FC Kopenhagen (0:1) und Sturm Graz (1:2), verloren gegangen waren. "Jetzt werden alle schreiben und fragen: Reicht das Niveau?" Der Däne ist um einen differenzierten Blick bemüht: "Wir haben ja trotzdem mit Lyon mitgespielt. Es ist nicht so, dass wir nur hinterhergelaufen sind." Dass es am Ende dennoch deftig wurde, hat für den Sturm-Routinier einfache Gründe: "Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht scharf genug."
Die Bosse und Trainer Merlin Polzin haben mehrfach erklärt, dass sie für die Vorbereitung ganz bewusst hochkarätige Gegner ausgewählt haben, damit die Mannschaft Erfahrungen wie diese macht, und auch Poulsen konstatiert: "Wir merken, dass Fehler auf diesem Niveau bestraft werden. Auch wir müssen lernen, Fehler des Gegners gnadenlos zu bestrafen."
Der dänische Nationalspieler wurde verpflichtet, damit er das Maß an Erfahrung einbringt - und sieht sich auf einem guten Weg. Nach seiner Ankunft in Hamburg vor rund zwei Wochen wurde er während des ersten Trainingslagers in Herzogenaurach behutsam aufgebaut, dann in der zurückliegenden Woche intensiv belastet, ehe es gegen Lyon zum ersten 30-Minuten-Einsatz im neuen Trikot langte. Der Grund: In den zurückliegenden beiden Jahren hatte er wiederholt muskuläre Probleme.
Den gezielten Aufbau spürt und begrüßt er: "Ich hatte seit zehn Jahren nicht mehr so eine harte Vorbereitung. Wir haben einen ganz klaren Plan für mich." Und der sieht vor, dass er sukzessive weitere Schritte macht, um zum Start, Ende August in Mönchengladbach, die erhoffte Verstärkung für den Hamburger Angriff zu sein. Der Spieler selbst ist vom Gelingen dieser Mission restlos überzeugt: "Wir werden am ersten Spieltag einen topfitten Yussuf Poulsen sehen."
Sebastian Wolff