Pferdesport: Martin Richenhagen wird neuer Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN

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Martin Richenhagen wollte keine Zeit verlieren. »Sofort nach dieser Sitzung«, teilte er bei seinem Amtsantritt als Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN mit, werde er sich mit dem umstrittenen Generalsekretär Soenke Lauterbach zusammensetzen. Zuvor hatte der 72-Jährige im Gespräch mit dem Züchterforum keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit gelassen: »Wer nicht mitzieht, muss gehen.«

Richenhagen ist neuer Präsident der FN, eine außerordentliche Mitgliederversammlung bestätigte am Dienstag in Warendorf mit großer Mehrheit den Vorschlag des Beirats Sport. Er war der einzige Kandidat.

Turbulentes Jahr für den Verband

Er ist der fünfte Präsident der FN nach deren Re-Organisation im Jahr 1968. Zuvor hatten Dieter Graf Landsberg-Velen (1968-2001), Jürgen Thumann (2001-2005), Breido Graf zu Rantzau (2005-2021) und der im Juli zurückgetretene Hans-Joachim Erbel (2021-2024) den Verband angeführt.

Der Dachverband aller Züchter, Reiter, Fahrer und Voltigierer in Deutschland hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Zwar war Deutschland bei den Olympischen Sommerspielen 2024 mit vier Gold- und einer Silbermedaille die erfolgreichste Reitsportnation (vor Großbritannien). Doch im Vorjahr gab es ein Defizit von fast einer Million Euro in der Haushaltskasse, der Finanz-Geschäftsführer wurde entlassen. Anschließend trat Präsident Erbel zurück, weitere Präsidiumsmitglieder folgten. Lauterbach gab an, die FN im September 2025 verlassen zu wollen.

Richenhagen hatte den Verband zuletzt als »Sanierungsfall« bezeichnet und auch Lauterbach deutlich kritisiert. Nach seiner Wahl am Dienstag gab er an, dass er jetzt erst mal wissen wolle, »wie eigentlich die Zahlen aussehen«.

Den Spitzensport dürfte der Deutsch-Amerikaner auf seiner Seite haben. Er sei »Der richtige Mann zur richtigen Zeit«, sagte etwa Rekord-Olympionikin Isabell Werth dem Sportinformationsdienst SID.

Erst Berater, dann Kritiker

Richenhagen war einst selbst Dressurreiter, 2008 war er zudem Dressur-Équipechef bei den Olympischen Spielen und beim CHIO in Aachen. Zudem war er einige Jahre Wertungsrichter in der Dressur. Aus dieser Zeit stammt auch Kritik an dem ehemaligen Manager, der in einem SPIEGEL-Interview eine Ausnahmeregelung bei Doping-Vorwürfen für Werth gefordert hatte. Der »FAZ« zufolge sollen manche Vertreter der FN-Mitgliedsverbände Richenhagen auch skeptisch gegenübergestanden haben.

Bekannt ist Richenhagen allerdings auch für eine andere Station in seinem Lebenslauf. Vor Donald Trumps erster Amtszeit gehörte er einem von dessen Beratergremien an, aus dem er 2018 zurücktrat. Im Anschluss hatte er Trump als »weder gebildet noch übermäßig intelligent und auch nicht gut informiert«, bezeichnet. Außerdem sei dieser »absolut beratungsresistent«.

Neuwahlen schon im Mai

Der gebürtige Kölner und studierte Theologe Richenhagen war von 2004 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2020 CEO des US-Landmaschinenriesen AGCO, dem auch die deutsche Marke Fendt gehört.

Für seinen Posten in Warendorf bringe er ein vierköpfiges ehrenamtliches Kompetenzteam für die Bereiche PR, IT, Organisation und Projektmanagement mit. »Wir werden uns hinsetzen und die langfristigen Ziele definieren«, sagte Richenhagen dem Magazin »Reiterrevue«, als dessen Herausgeber er sich nach seiner Wahl zurückziehen wolle. 

Zunächst bleiben Richenhagen und seinem Team aber nur sechs Monate, um ihre Pläne umzusetzen. Schon im Mai 2025 stehen die nächsten turnusgemäßen Neuwahlen bei der FN auf dem Programm, bei denen sich auch der Präsident stellen muss.

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