Joan VanderMolen, Tante der Menendez-Brüder:
»Ich möchte, dass sie nach Hause kommen. Sie hätten nie in eine solche Situation geraten dürfen. Was kann ein Kind tun, wenn sein Vater sie… Oh, ich ertrage das nicht.«
Anfang der Woche vor einem Gericht in Los Angeles: Eine Tante der verurteilten und seit 35 Jahren inhaftierten Mörder Erik und Lyle Menendez ergreift Partei für ihre Neffen. Der Fall der Menendez-Brüder könnte neu aufgerollt werden – auch wegen zweier Netflix-Produktionen.
Es war ein Verbrechen, das die USA erschütterte: Im August 1989 hatten die Menendez-Brüder ihre wohlhabenden Eltern im Wohnzimmer ihres Elternhauses mit Schrotflinten erschossen. Die damals 18- und 21-Jährigen stritten die Tat zunächst ab, gestanden dann aber und beteuerten, sie hätten aus Angst vor dem Vater gehandelt. Sie wurden wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt – ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung.
Die aktuelle Netflix-Serie »Monster« und eine dazugehörige Dokumentation rücken jetzt das mutmaßliche Leid der späteren Mörder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: Erik und Lyle sollen als Kinder jahrelang sexuell, psychisch und körperlich von ihrem Vater missbraucht worden sein. Die Mutter soll davon gewusst, aber nichts unternommen haben.
In ihrem Mordprozess im Jahr 1996 hatte der Richter Aussagen über den mutmaßlichen Missbrauch weitgehend untersagt. Stattdessen sei Habgier das Motiv gewesen, die Brüder hatten es nach Ansicht der damaligen Staatsanwaltschaft auf das Vermögen der Eltern abgesehen.
Der heute zuständige Staatsanwalt sieht das anders. Er legt nahe, dass es in den Neunzigerjahren ein geringeres Bewusstsein für Männer als Opfer von sexueller Gewalt gab. Und er macht keinen Hehl daraus, dass unter anderem die TV-Produktionen seine Behörde dazu gebracht haben, eine Neuverhandlung zu forcieren.
George Gascón, Bezirksstaatsanwalt:
»Sie waren fast 35 Jahre lang im Gefängnis. Ich glaube, dass sie ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft beglichen haben, und das System sieht vor, dass ihr Fall erneut von einem Bewährungsausschuss geprüft wird und dass sie, wenn der Bewährungsausschuss mit meiner Einschätzung übereinstimmt – das ist seine Entscheidung – entsprechend freikommen.«
Das Interesse am Menendez-Fall ist riesig. Prominente, allen voran Kim Kardashian, haben sich öffentlich für eine Freilassung der beiden Brüder starkgemacht. Schaulustige nahmen am Tag der Anhörung sogar an einer Verlosung teil, um einen Sitzplatz im Gerichtssaal zu ergattern.
Peggy Savani, Touristin:
»Ich bin zufällig hier im Urlaub. Und ich habe die Netflix-Serie und die Dokumentation gesehen, und ich erinnere mich noch an den Prozess damals. Ich glaube, dass man ihnen wirklich Unrecht getan hat. Also dachte ich, ich komme her und schaue mir mal an, was passiert.«
Erik und Lyle Menendez sitzen seit 1990 hinter Gitter. Jetzt, im Alter von 53 und 56 Jahren, scheint ihre Freilassung plötzlich möglich – obwohl unstrittig ist, dass sie gemordet haben. Ende Januar sollen die Menendez-Brüder zum ersten Mal angehört werden.