Der VfB Stuttgart hat es mit großer Mühe in die zweite Pokalrunde geschafft. Die Schwaben setzten sich am Dienstag nach einem packenden Pokalspiel im Elfmeterkrimi in Braunschweig durch.

Die Stuttgarter hatten nach einem spektakulären Spiel das bessere Ende für sich. IMAGO/Jan Huebner
Eintracht Braunschweig ist unter dem neuen Trainer Heiner Backhaus mit sechs Punkten aus drei Spielen gut in die neue Saison gestartet. Zuletzt gab es beim 0:2 gegen den Karlsruher SC die erste Niederlage. Im Vergleich zu dieser Partie nahm der BTSV-Coach zwei Wechsel vor: Tempelmann fehlt wochenlang mit einer Sprunggelenksverletzung. Er wurde durch Ehlers ersetzt. Außerdem startete Gomez anstelle von Conteh.
Vagnoman, Woltemade und Leweling nur auf der Bank
Auf der Gegenseite startete mit Stuttgart der DFB-Pokal-Titelverteidiger in den Wettbewerb. Die Schwaben kamen aber mit zwei Niederlagen aus den ersten zwei Pflichtspielen nach Niedersachsen: Zuletzt hatte der VfB am Wochenende beim Bundesliga-Auftakt mit 1:2 gegen Union Berlin verloren. Sebastian Hoeneß war im Vergleich zu dieser Niederlage zu zwei Wechseln gezwungen, weil das Innenverteidiger-Duo Chabot/Jaquez mit Adduktorenproblemen und einem Nasenbeinbruch ausfiel. Dafür starteten Hendriks und Jeltsch. Außerdem brachte der Trainer Assignon, Führich und Tiago Tomas für Vagnoman, Woltemade und Leweling in die Startelf.
Die Partie begann furios und das nicht nur, weil die Braunschweiger Fans auf der Tribüne ein Feuerwerk zündeten, sondern vor allem, weil die Spieler auf dem Platz es ihnen gleichtaten. Ab der 1. Minute standen die Löwen den Gästen überall auf dem Platz auf den Füßen. Es war ein extrem intensives Pressing, das Wirkung zeigte: Bereits in der 6. Minute geriet Nübel erstmals unter Druck und musste zur Ecke klären.
Nübels Fehler und Stuttgarts gute Reaktion
Kurz darauf stand dann wieder der Stuttgarter Keeper im Mittelpunkt. Köhler fasste sich 25 Meter zentral vor dem Tor ein Herz und zog einfach mal wuchtig mit rechts aus dem Stand ab. Sein Flatterball war zwar sehr hart, aber auch unplatziert. Nübel konnte den Einschlag trotzdem nicht verhindern (8.) - da sah der 28-Jährige nicht gut aus.
Der Start in die Partie hätte für den VfB nicht schlechter laufen können, aber die Stuttgarter ließen sich davon nicht beeindrucken; sie hatten die perfekte Antwort parat. Mittelstädt brachte nur vier Minuten nach dem Gegentreffer eine gute Flanke von links in Richtung Elfmeterpunkt. Demirovic brachte die Kugel per Kopf im Tor unter (12.).
VfB-Chancenplus - Braunschweig trotzdem gut im Spiel
In der Folge beruhigte sich das Spiel ein wenig, es war aber weiterhin sehr intensiv. Stuttgart schaffte es mit zunehmender Spielzeit besser, die erste Pressinglinie der Braunschweiger mit hohen Bällen ins Mittelfeld zu überspielen. In der 30. Minute hatten die Gäste mal wieder eine Chance: Nach einem weiten Einwurf von Hendriks scheiterte Undav aber an Hoffmann. Sechs Minuten später hätte der VfB dann in Führung gehen können, nach einem guten Querpass von Mittelstädt setzte Assignon den freien Abschluss vom Elfmeterpunkt aber genau auf Hoffmann (36.).
Das Chancenplus der Stuttgarter bedeutete aber keineswegs, dass Braunschweig nicht mehr gut im Spiel war. Der BTSV erarbeitete sich wenige Minuten später selbst eine große Chance nach einem VfB-Ballverlust im Mittelfeld. Am Ende setzte Yardimci den Abschluss aber nur ans Außennetz (41.). Die letzte Gelegenheit vor der Pause gehörte durch Tiago Tomas noch mal den Stuttgartern (44.). Zur Pause war das Remis ein leistungsgerechtes Ergebnis.
Di Michele Sanchez erzielt zwei Traumtore
Im zweiten Durchgang wurde der VfB dann besser. Eine gute Aktion über die linke Seite spielte in der 60. Minute Stiller frei, der den Kopf oben hatte und einen guten Pass auf Demirovic spielte - 2:1. Aber auch nach dem erneuten Rückstand gaben sich die Braunschweiger nicht auf. Köhler brachte eine Flanke auf Di Michele Sanchez, der aus sehr spitzem Winkel mit einem Gewaltschuss unters Dach zum Ausgleich traf (77.).
Dieses Tor beflügelte die Braunschweiger. Nur acht Minuten später landete der Ball wieder links im Sechzehner bei Di Michele Sanchez und der Außenbahnspieler haute das nächste Traumtor zum 3:2 in die Maschen (85.). Aber auch Stuttgart zeigte an diesem Abend eine tolle Moral, kurz vor Schluss bediente Leweling Woltemade am Fünfmeterraum und der Nationalspieler stellte den Gleichstand wieder her (89.). In der Nachspielzeit hatte Demirovic noch eine große Chance, verzog aber (90.+5). So ging es in die Verlängerung.
Braunschweig hat Chancen zum 5:4
Dort wollte Stuttgart schnell für klare Verhältnisse sorgen: Bereits in der 92. Minute brachte Tiago Tomas durch eine tolle Bewegung das 4:3 auf den Weg. Seine flache Hereingabe führte zu einem Eigentor von Ba. Man hätte denken können, dass Braunschweig nach diesem erneuten Rückschlag nicht mehr zurückkommen würde, aber die Niedersachsen hatten an diesem Abend einen unbändigen Willen. Noch in der ersten Halbzeit der Verlängerung besorgte Conteh nach einer Vorlage von Marie den erneuten Ausgleich (105.). Und kurz darauf hätten Conteh (105.+3) und Gomez (105.+4) sogar noch auf 5:4 stellen können, sie scheiterten aber an Stuttgarter Abwehraktionen.
Nübel wird doch noch zum Helden
In der zweiten Halbzeit der Verlängerung passierte aufgrund allgemeiner Müdigkeit nicht mehr viel, sodass das Elfmeterschießen die Entscheidung für dieses spektakuläre Spiel bringen musste. Im Shootout sah es erst sehr gut für den VfB aus, weil Nübel zwei Elfmeter der Braunschweiger vereitelte, aber dann konnten auch Chema und Zagagou nicht treffen, sodass die Mannschaften ins Sudden Death gingen.
Ab dem sechsten Schützen verwandelten beide Teams viermal hintereinander, bis Frenkert, der am Ende der 120 Minuten von Krämpfen geplagt kaum noch laufen konnte, an der Reihe war. Nübel parierte den halbhohen Schuss. Assignon hatte also die Entscheidung auf dem Fuß und der Franzose verwandelte souverän nach unten links - Endstand: 8:7 nach Elfmeterschießen.
Der Titelverteidiger hat sich letztlich also in Runde 2 gezittert. Eintracht Braunschweig kann aber trotzdem stolz auf den Auftritt sein und hat dadurch bewiesen, dass der gute Saisonstart nicht nur ein Strohfeuer war. Für die Löwen geht es am Samstag (13 Uhr) zu Hause gegen Bielefeld weiter. Stuttgart trifft am selben Tag (15.30 Uhr) ebenfalls zu Hause auf Borussia Mönchengladbach.