Oslo: Tochter von María Corina Machado nimmt Friedensnobelpreis entgegen

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Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado ist auf dem Weg nach Norwegen, schaffte es aber nicht rechtzeitig zur Vergabe. Stattdessen trat ihre Tochter in Oslo auf.

Aktualisiert am 10. Dezember 2025, 15:53 Uhr Quelle: DIE ZEIT, Reuters, AP, epd, dpa,

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María Corina Machado Ana Corina Sosa Machado
Ana Corina Sosa Machado, Tochter der Friedensnobelpreisträgerin 2025, bei der Vergabe der Auszeichnung in Oslo © Leonhard Foeger/​Reuters

Die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado ist in Abwesenheit mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Stellvertretend für die Preisträgerin nahm ihre Tochter Ana Corina Sosa Machado den Preis im Osloer Rathaus entgegen. Die Ausgezeichnete selbst erreichte die Zeremonie nicht rechtzeitig. In der von ihrer Tochter übermittelten Dankesrede ließ Machado mitteilen, der Preis sei nicht nur für Venezuela von Bedeutung, sondern für die ganze Welt. Der Preis erinnere daran, dass Demokratie für Frieden unerlässlich sei. Doch wer Demokratie wolle, müsse bereit sein, für Freiheit zu kämpfen. 

Die Venezolaner hätten nicht rechtzeitig erkannt, dass ihr Land in eine Diktatur abglitt, sagte Sosa Machado im Namen ihrer Mutter weiter: "Als wir begriffen, wie brüchig unsere Institutionen geworden waren, war es bereits zu spät." Ein Volk aber, das sich für Freiheit entscheide, befreie "nicht nur sich selbst", sondern leiste "einen Beitrag für die gesamte Menschheit", sagte sie.

Machado nachts in Oslo erwartet

Machado hatte nach Angaben des Nobelpreiskomitees unter extremer Gefahr alles versucht, um rechtzeitig zur Preisverleihung zu erscheinen. "Ich werde in Oslo sein, ich bin gerade auf dem Weg nach Oslo", sagt Machado in der Aufzeichnung eines Telefonats, die das Nobelpreisinstitut kurz vor Beginn der Zeremonie veröffentlicht hatte. Viele Menschen hätten ihr Leben riskiert, damit sie in Norwegen sein könne, sagte Machado. Das zeige, "was diese Anerkennung den Venezolanern bedeutet". Kristian Berg Harpviken, Direktor des Nobelpreisinstituts, sagte: "Wir wissen nicht genau, wann sie landen wird, aber irgendwann im Laufe der Nacht." 

Jørgen Watne Frydnes, Vorsitzender des Nobelpreiskomitees, sagte in seiner Rede, das Komitee sei "zutiefst beglückt" zu bestätigen, dass sich Machado in Sicherheit befinde. Sie werde "hier bei uns in Oslo sein". Auch Machados Tochter ging darauf ein: "In wenigen Stunden werden wir sie in Oslo in die Arme schließen können", sagte sie mit Tränen in den Augen. 

Venezuelas Staatsanwaltschaft hatte gedroht, die Oppositionelle als flüchtig zu betrachten, sollte sie Venezuela verlassen, und verwies auf laufende Ermittlungen gegen Machado. Im Falle ihrer Rückkehr droht Machado ein Einreiseverbot oder die Festnahme. Sie ist mit einem jahrzehntelangen Ausreiseverbot belegt. Machados Tochter zeigte sich im Osloer Rathaus zuversichtlich: "Ich weiß, dass sie sehr bald zurück in Venezuela sein wird." Ihre Mutter wolle in einem freien Venezuela leben und werde dieses Ziel niemals aufgeben.

Machado bekommt den Friedensnobelpreis für ihre Bemühungen für die Demokratie in Venezuela. Ihre Auszeichnung war am 10. Oktober bekannt gegeben worden

Die "Befreierin" lebt im venezolanischen Untergrund

Wegen ihres Engagements gegen das sozialistische venezolanische Regime wird Machado in ihrem Heimatland politisch verfolgt. Machado hatte beabsichtigt, bei der Präsidentschaftswahl 2024 in Venezuela gegen Amtsinhaber Nicolás Maduro anzutreten. In den Vorwahlen der Opposition holte sie einen überwältigenden Sieg. Die sozialistische Regierung schloss sie später von einer Kandidatur aus. Die Behörden erklärten Präsident Nicolás Maduro schließlich zum Sieger. Machado tauchte daraufhin im August 2024 unter. 

Die Oppositionelle tritt seitdem stets unangekündigt auf, etwa auf der Ladefläche eines Lieferwagens, mit anschließender Flucht auf einem Motorrad. Zuletzt wurde die 58-Jährige im Januar 2025 in der Öffentlichkeit gesehen. In ihrem Heimatland wird Machado von Anhängern als La Libertadora gefeiert, zu Deutsch "die Befreierin".

Machado ist nicht die erste Friedensnobelpreisträgerin, die ihren Preis nicht persönlich entgegennimmt. Wie der Nobelpreis-Webseite zu entnehmen ist, waren fünf Preisträger zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung inhaftiert. Zuletzt konnten die iranische Aktivistin Narges Mohammadi 2023 und der belarussische Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki 2022 nicht zur Verleihung nach Oslo kommen. Auch Liu Xiaobo aus China, Aung San Suu Kyi aus Myanmar und Carl von Ossietzky aus Deutschland wurden an der Teilnahme gehindert.

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