Nach dem Attentat auf den US-amerikanischen MAGA-Aktivisten Charlie Kirk lädt das US-Repräsentantenhaus mehrere Tech-CEOs vor, um über Online-Radikalisierung auf ihren Plattformen auszusagen. Das teilte das Büro des Republikaners James Comer, der als Vorstand des House Oversight and Government Reform Committees dient, am Mittwoch mit.
Vorgeladen sind Valve-CEO Gabe Newell, Discord-CEO Humam Sakhnini, Twitch-CEO Dan Clancy und Reddit-CEO Steve Huffmann. Die Anhörung soll laut Kongressausschuss am 8. Oktober stattfinden und die "Radikalisierung von Online-Foren-Nutzern" beleuchten.
"Pflicht, die Plattformen zu beaufsichtigen"
In einer Stellungnahme begründet der Ausschuss-Vorsitzende Comer die Anhörung mit dem Attentat auf den Aktivisten und Trump-Verbündeten Charlie Kirk, das er als politisch motiviert beschreibt. "Angesichts dieser Tragödie und anderer politisch motivierter Gewalttaten hat der Kongress die Pflicht, die Online-Plattformen zu beaufsichtigen, die Radikale zum Voranbringen politischer Gewalt genutzt haben." Kirk wurde am 10. September bei einer Universitätsveranstaltung in Utah erschossen.
Die vorgeladenen CEOs sollen darlegen, wie sie in Zukunft sicherstellen wollen, dass ihre Plattformen nicht für bösartige Zwecke missbraucht werden. Der mutmaßliche Kirk-Attentäter Tyler R. hatte mehrere Patronen für seine Schusswaffe mit Online-Memes und Parolen aus Gaming-Communitys beschriftet. Auf einer Hülse war etwa der Schriftzug "Hey Faschist! Fang! ↑ ↓↓↓" zu lesen, der auf eine Tastenkombination im Online-Shooter "Helldivers 2" anspielt.
Spieleplattformen kaum überwacht
Auch in der EU sind Online-Plattformen wie Valves Steam bereits ins Visier der Regulierer gekommen. "Obwohl Online-Spiele an sich keine Bedrohung darstellen, können sie terroristische und andere kriminelle Aktivitäten ermöglichen", schrieb schon 2020 der damalige Anti-Terror-Koordinator der EU in einem Untersuchungsbericht. Gerade Spieleplattformen seien schlecht überwacht und deshalb dem Risiko des Missbrauchs durch Terroristen und andere Kriminelle ausgesetzt.
Zuletzt warnte das baden-württembergische Innenministerium vor der Radikalisierungsgefahr auf Gaming-Plattformen. Extremistische Gruppen, darunter Rechtsextremisten, Islamisten und Verschwörungsideologen, nutzen nach Angaben des Ministeriums gezielt Online- und Gaming-Plattformen, um junge Menschen anzusprechen und ideologisch zu beeinflussen.
"In Voice-Chats, Foren und sogar direkt in Spielen selbst nutzen extremistische Gruppen die Nähe zu jungen Menschen, um Vertrauen aufzubauen, ihre Ideologie zu verankern – und sie damit, oft schleichend, oft unbemerkt, zu manipulieren", sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. "Wer einmal auf extremistische Inhalte stößt, bekommt ständig auch ungefragt immer mehr davon. Dieser Rückzug aus der demokratischen in eine ideologische Welt wird dann schnell zum gefährlichen Sog."
(dahe)