Der schnelle Überblick:
In der Nacht zu Freitag hat Israel einen groß angelegten Luftangriff auf Iran gestartet. Ziel waren laut israelischen Angaben Militäreinrichtungen und Atomanlagen. Eine genaue Zahl zu Toten und Verletzten gibt es derzeit nicht. Iran wertet den Angriff als Kriegserklärung; US-Präsident Trump nennt Angriffe »exzellent« (verfolgen Sie alle Entwicklungen hier im Newsblog).
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Die Preise für Rohöl und Erdgas sind nach dem israelischen Angriff auf Iran kräftig gestiegen – und das dürfte für Autofahrerinnen und Autofahrer Folgen haben. Sie müssten sich wegen der Eskalation der Lage in Nahost auf höhere Spritpreise einstellen, warnt der ADAC.
Die Verteuerung des Ölpreises »wird auch auf dem Kraftstoffmarkt nicht ohne Folgen bleiben«, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Mineralölkonzerne würden die höheren Rohölpreise »wahrscheinlich schnell« an die Endverbraucher weitergeben. »In der Regel lässt eine Preisanhebung an den Zapfsäulen nach einer deftigen Ölpreisverteuerung nicht lange auf sich warten.«
Für Automobilisten hat Hölzel einen Tipp: »Autofahrerinnen und Autofahrer, die zu den aktuell noch kaum veränderten Kraftstoffpreisen tanken wollen, sollten dies zeitnah tun.« Er riet zudem dazu, abends zu tanken. Dann sei der Sprit am günstigsten.
Auch Erdgas teurer
Israel hat in der Nacht einen Großangriff auf iranische Städte und Atomanlagen begonnen und damit an den Rohstoffmärkten die Furcht vor einer Eskalation der Lage in der ölreichen Region am Persischen Golf geschürt. Im Zuge des israelischen Großangriffs ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen zum Ziel geworden.
Die Notierung für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kletterte nach den Angriffen bis auf 78,50 Dollar – und damit auf den höchsten Stand seit Januar. Im weiteren Handelsverlauf ist der Preis wieder etwas gefallen auf 74,73 Dollar. Das sind aber immer noch 5,37 Dollar mehr als am Vortag.
Beim Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Juli zeigte sich ein ähnliches Bild. Nach dem Hoch bei 77,62 Dollar in der Nacht wurde ein Fass zuletzt bei 73,48 Dollar gehandelt und damit 5,55 Dollar höher als am Vortag. Dabei waren die Ölpreise bereits am Vortag deutlich gestiegen, nachdem der Abzug von US-Botschaftspersonal aus dem Nachbarland Irak Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff geliefert hatte.
Wegen der Sorge über die Folgen einer weiteren Eskalation der geopolitischen Lage im Nahen Osten bis hin zu Angebotsausfällen ist auch der Preis für Erdgas kurz vor dem Wochenende deutlich gestiegen. An der Börse in Amsterdam sprang die Notierung für den richtungweisenden Terminkontrakt TTF für europäisches Erdgas zur Auslieferung in einem Monat bis auf 38,57 Euro je Megawattstunde (MWh). Das ist ein Zuwachs von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vortag und der höchste Preis seit Anfang April.
Angst vor Blockade der Straße von Hormus
Die steigenden Ölpreise könnten Ökonomen zufolge auch insgesamt das Einkaufsverhalten und damit die Konjunkturerholung beeinflussen. »Wir wissen aus wissenschaftlichen Studien, dass sich private Haushalte weniger an den Ankündigungen der EZB orientieren, sondern mehr an den Benzin- und Dieselpreisen, die sie tagtäglich wahrnehmen«, sagte die Konjunkturchefin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Geraldine Dany-Knedlik.
Der private Konsum macht hierzulande gut 50 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Trotz der Eskalation in Nahost sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher aber: »Die internen Faktoren innerhalb Deutschlands sind deutlich wichtiger als Treiber für die wirtschaftliche Erholung in Deutschland als die externen.« Wir könnten also selbst für wirtschaftliche Erholung sorgen. Die US-Handelspolitik mit den Zöllen von US-Präsident Donald Trump bleibe jedoch ein Risikofaktor.
Die Rohstoffexperten der Commerzbank rechnen kurzfristig mit weiter erhöhten Risikoprämien auf den Ölpreis. Ein Drittel des weltweiten Ölangebots stamme aus der betroffenen Region.
Nach den angekündigten Vergeltungsmaßnahmen durch Iran stelle sich die Frage, ob diese auf Israel beschränkt bleiben oder auch andere Ziele in der Region umfassen, heißt es in der Analyse der Commerzbank. Und: »Ein Risikofaktor ist auch eine mögliche Blockade der Straße von Hormus.« Die Meerenge am Ausgang des Persischen Golfs ist extrem wichtig für die internationale Schifffahrt und den Handel mit Rohöl.