Wespen vertreiben: So werden Sie die Insekten los - und das sollten Sie vermeiden

vor 16 Stunden 1
Wespen fühlen sich vorwiegend von zuckerhaltigen Lebensmitteln angezogen

Wespen fühlen sich vorwiegend von zuckerhaltigen Lebensmitteln angezogen

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Roman Milert / Zoonar / IMAGO

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Ob am Esstisch, an der Balkonpflanze oder in der Bäckerei: Im Sommer fühlen sich viele Menschen von summenden Wespen belästigt. Wenn sich die kleinen Insekten bedroht fühlen, setzen sie mitunter ihren Stachel ein.

Zwar sind die Stiche in der Regel harmlos, jedoch schmerzhaft, und sie haben Rötungen oder Schwellungen zur Folge. Was können Sie tun, um so etwas zu verhindern? Wie halten Sie Wespen von Ihrem Esstisch fern? Was lockt sie an? Und wie gehen Sie mit einem Wespennest um?

Warum sind Wespen überhaupt wichtig?

Wespen gelten als unbeliebt, dennoch besteht kein Zweifel daran, dass sie ein wichtiger Bestandteil der Ökosysteme sind. »Sie vertilgen leidenschaftlich gern andere Insekten. Damit werden sie zu Nützlingen, denn sie jagen vor allem das, was besonders häufig vorkommt«, sagt Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut (SDEI). Der Insektenexperte weist darauf hin, dass Wespen sowohl unsere Äcker als auch unsere verblattlausten Pflanzen von Schädlingen befreien.

Gleichzeitig sind Wespen – ebenso wie Bienen – wichtige Bestäuber. Zwar sind sie dabei weniger effektiv, tragen aber dennoch dazu bei, die Pflanzenvielfalt und den Bestand an Früchten und Lebensmitteln zu erhöhen. Auch deshalb unterliegen in Deutschland alle Wespenarten dem Bundesnaturschutzgesetz, einige Arten stehen sogar auf der Roten Liste.

Was lockt Wespen an?

Wenn Sie eine Grillparty geben oder zum Kuchenessen einladen, sollten Sie sich auf ungebetene Gäste einstellen. Wespen sind Allesfresser. Zwei Wespenarten, die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe, fliegen an menschliche Nahrungsmittel und fühlen sich vorwiegend von zuckerhaltigen Lebensmitteln wie Früchten, Limonaden oder Marmelade angezogen. Aber auch Fleischstücke sind beliebte Ziele für diese Insekten. »Das unterscheidet sie im Übrigen von Bienen, die sehr selten beim Grillen auftauchen oder lästig werden«, sagt Schmitt.

Doch nicht nur Lebensmittel erhöhen das Risiko. »Auf bunte oder grelle Kleidungsstücke sollte man verzichten, wenn man auf Wespen weniger attraktiv wirken will. Gleiches gilt für Blumenmuster auf Hemden oder süßliche Parfüms«, so der Experte.

Wie vertreibe ich Wespen?

Ein Allheilmittel gegen Wespen gibt es nicht. Um sich vor ihnen zu schützen – beispielsweise auf einer Grillparty – sollte man attraktive Lebensmittel wie Fleisch oder süße Getränke (etwa Cola oder Bier) stets abdecken. Zusätzlich kann ein Stück Fleisch sowie Zuckerwasser ein wenig abseits des Esstisches platziert werden, um die Wespen an einen anderen Ort zu locken.

»Auch stark riechende Öle können einen gewissen Effekt erzielen. Wenn man draußen ist, verfliegt der Geruch aber auch schnell. Ich habe Zweifel, ob das die Wespen wirklich dauerhaft fernhält«, sagt Schmitt.

Stattdessen rät der Entomologe zu einer ungewöhnlichen Methode. »Der effektivste Weg, Wespen Angst einzujagen, ist ein Hornissenvolk im eigenen Garten. Denn die Lieblingsspeise der Hornissen, die auch eine Wespenart sind, sind andere Wespen.«

Der Vorteil von Hornissen ist dem Experten zufolge, dass sie Jäger sind und sich Fleisch oder süßen Getränken eher selten nähern. Wespen hingegen sind Jäger und Sammler zugleich. »Hornissen sind tolle Wespenvertilger und im Vergleich zu ihren Artgenossen sehr entspannt gegenüber Menschen«, sagt Schmitt. Anlocken lassen sich Hornissen nicht. Sind sie jedoch erst einmal da, sollte man sich zweimal überlegen, ob man das Nest beseitigen lässt.

»Der effektivste Weg, Wespen Angst einzujagen, ist ein Hornissenvolk im eigenen Garten«

»Der effektivste Weg, Wespen Angst einzujagen, ist ein Hornissenvolk im eigenen Garten«

Foto: Action Pictures / IMAGO

Wespennest im Garten – was tun?

Das Bauen von Nestern ist für Wespen überlebenswichtig. Sie suchen sich warme Orte, um die Brut vor Wind, Wetter und Feinden zu schützen. Nicht selten entstehen die mühsam errichteten Behausungen in Bäumen, Sträuchern, unter Terrassen, an Häusern, in Dachböden oder sogar im Jalousiekasten. Doch was genau kann ich in einem solchen Fall tun?

Wichtig ist zunächst einmal, nicht auf eigene Faust zu handeln. Wespen stehen unter Schutz und dürfen unter keinen Umständen gezielt getötet werden. »Wenn es trotzdem passiert und nicht beabsichtigt war, kann mir wahrscheinlich niemand etwas. Wenn ich es bewusst mache und mir Vorsatz nachgewiesen werden kann, drohen empfindliche Strafen«, sagt Schmitt. In Extremfällen, wenn es um besonders geschützte Wespenarten geht, können Bußgelder in Höhe von bis zu 65.000 Euro  verhängt werden.

»Von einem Wespennest muss zwingend eine Gefahr ausgehen. Wenn es für den Betroffenen nur lästig ist, darf er es nicht beseitigen lassen. Eine Gefahr besteht zum Beispiel dann, wenn eine Allergie vorliegt«, sagt Schmitt. Entfernen bedeutet, dass es von Spezialisten umgesiedelt wird.

Wie verhalte ich mich gegenüber Wespen?

Wespen sind von Natur aus keine aggressiven Insekten. Fühlen sie sich bedroht, zum Beispiel durch Schläge in ihre Richtung, können sie jedoch in den Verteidigungsmodus wechseln. Zumeist wehren sie sich, indem sie ihren Stachel einsetzen, dessen Stich etwas weniger Schmerzen hervorruft als der einer Biene. Zudem sollten Sie davon absehen, Wespen anzupusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft löst bei den Insekten zusätzlich Stress aus und macht sie aggressiv.

Wie behandle ich einen Wespenstich?

Ein Stich ist in der Regel ungefährlich, aber schmerzhaft. Um die Schwellung und den Schmerz zu lindern, sollte die Einstichstelle unmittelbar gekühlt werden.

Spitzwegerich eignet sich ebenfalls gut für die Behandlung und gilt noch immer als Geheimtipp. »Es ist ein sehr potentes Heilkraut. Wenn ich gestochen werde, suche ich mir einen Spitzwegerich und reibe den Saft aus einem Blatt auf die Einstichstelle, es hat eine sehr positive Wirkung auf den Schmerz und sorgt dafür, dass es nicht so stark anschwillt«, sagt Schmitt.

Im Falle einer allergischen Reaktion sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Bei schwerwiegenden Symptomen (etwa ein anaphylaktischer Schock) sollte sofort der Rettungsdienst alarmiert werden.

Sind Stiche für Haustiere gefährlich?

Nein, zwar spüren auch Hunde oder Katzen einen unangenehmen Schmerz. Der Stich ist jedoch ebenso harmlos wie für Menschen.

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