Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»War alles gut in diesen drei Jahren? Nein. War alles schlecht? Nein.«
Sein Auftreten: Irgendwo zwischen hanseatisch kühl und gelassen.
Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»Dieser 24. Februar ist ein furchtbarer Tag für die Ukraine und ein düsterer Tag für Europa.«
Seine Kanzlerjahre – alles andere als von Ruhe und Beständigkeit geprägt.
Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»Das ist ein schwerer Fehler. Das ist ein unverzeihlicher Fehler.«
Die Zeit von Olaf Scholz als Bundeskanzler geht zu Ende. Bilder aus einer bewegten Politkarriere.
Der zielstrebige Weg ins Kanzleramt beginnt für Scholz in der Freien und Hansestadt Hamburg. Hier tritt er als Jugendlicher in die SPD ein, startet eine steile Parteikarriere. 2002 wird er Generalsekretär unter Gerhard Schröder.
Olaf Scholz, designierter SPD-Generalsekretär:
»Ich bin ja seit meinem 17. Lebensjahr Sozialdemokrat, insofern ist das ein erhabener Augenblick.«
Vorläufiger Höhepunkt für den Hamburger: 2011 gewinnt die SPD die absolute Mehrheit in der Hansestadt, Scholz wird Erster Bürgermeister.
Seine sieben Jahre im Hamburger Rathaus gelten als erfolgreich.
Doch Scholz‘ Amtszeit ist nicht ohne Makel: Der G20-Gipfel, geplant als Prestige-Projekt, wird zum Desaster für den Gastgeber. Die Bilder der Krawalle und des harten Polizeieinsatzes gehen um die Welt. Scholz‘ Versprechen, für Sicherheit zu sorgen: gebrochen.
Olaf Scholz, Erster Bürgermeister Hamburgs:
»Dafür, dass das geschehen ist, bitte ich die Hamburgerinnen und Hamburger um Entschuldigung.«
Seine Zeit als Bundesfinanzminister – 2018 bis 2021 – belasten vor allem zwei große Skandale: Die Affäre um illegale Cum-Ex-Geschäfte, in der er noch als Funktion als Bürgermeister Kontakte zu einem Bankier einräumen muss, sich aber zunächst angeblich nicht an alle Treffen erinnern kann. Und das Versagen der Finanzaufsicht Bafin vor der Insolvenz des Zahlungsdienstleisters Wirecard, für das Scholz’ Ministerium nie politische Verantwortung übernommen hat.
In beiden Fällen kamen die Untersuchungsausschüsse zum Schluss, dass Scholz keine Verfehlungen nachzuweisen seien. Zwar lasten ihm die Skandale bis heute an, seinem großen Ziel, zum Bundeskanzler gewählt zu werden, standen sie aber nicht im Weg.
Auf Angela Merkel folgt Olaf Scholz. Der hatte im Wahlkampf geschickt seine Vorteile genutzt: Eine frühe Kandidatur, sein Image als erfahrener, glaubwürdiger Kandidat und den schwachen Wahlkampf seines Kontrahenten Armin Laschet.
Und so weht nach 16 Jahren unionsgeführter Regierungen ein frischer Wind durch Deutschland. Scholz und Kollegen nennen sich werbewirksam »Fortschrittskoalition«. Durchsetzen wird sich aber schlicht »die Ampel«.
Besonders viele bemerkenswerte Auftritte abseits des klassischen Politikbetriebs gibt es nicht vom Kanzler: In Erinnerung bleibt die Augenklappe nach einem Unfall beim Joggen.
Christian Lindner, Finanzminister:
»Ich freue mich, Sie alle zu sehen. Vertraute Gesichter, auch ein ungewöhnliches Gesicht hier im Plenarsaal.«
Und eine Aktentasche als Markenzeichen. Olaf Scholz und sein Team zieht es im April 2024 zu TikTok. Auf seinem Kanal gibt sich der Kanzler betont locker.
Scholz entpuppt sich trotzdem als nicht besonders beliebter Bundeskanzler. Beim Besuch einer Hochwasserregion in Sachsen-Anhalt bekommt er das deutlich zu spüren.
O-Töne:
»Herr Bundeskanzler, Sie wissen schon, dass die ganzen Freiwilligen nach Hause geschickt wurden, nur, weil Sie hier da sind?«
»Hau ab, dann können wir weitermachen hier!«
Kritiker nennen ihn »Koma-Kanzler«, seine Statements »sperrig«. Befürworter hingegen schätzen die »besonnene Art« des Hamburgers, vor allem in Krisen.
2022 erschüttert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Welt – und die noch junge deutsche Regierungskoalition. Unter Scholz macht sich Deutschland daraufhin in kürzester Zeit weitestgehend unabhängig von russischem Gas, treibt die Energiewende voran und investiert massiv in Verteidigung. Deutschland wird neben den USA zum wichtigsten Verbündeten der Ukraine.
Eine »Zeitenwende«. Geprägt hat den Begriff: Olaf Scholz.
Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»Der 24. Februar 2022 markiert eine Zeitwende in der Geschichte unseres Kontinents. Mit dem Überfall auf die Ukraine hat der russische Präsident Putin kaltblütig einen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen.«
Doch auf die Zeitenwende folgt: viel Koalitionskrach, vor allem wegen eines milliardenschweren Haushaltslochs. Nach drei Jahren wird der Druck von innen zu groß: Die Ampel crasht, Olaf Scholz entlässt Finanzminister Christian Lindner und stellt die Vertrauensfrage.
Christian Lindner, Bundesfinanzminister:
»Olaf Scholz hat leider gezeigt, dass er nicht die Kraft hat, unserem Land einen neuen Aufbruch zu ermöglichen.«
In ungewohnter Manier tritt Scholz danach noch gegen seinen ehemaligen Regierungspartner aus der FDP nach.
Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»Politik ist kein Spiel. In eine Regierung einzutreten, dafür braucht es die nötige sittliche Reife. Wer in eine Regierung eintritt, der trägt Verantwortung für das ganze Land.«
Der Rest ist Geschichte: Nach einer verlorenen Bundestagswahl erhält Olaf Scholz Ende März seine Entlassungsurkunde vom Bundespräsidenten. Doch ganz vorbei ist seine politische Karriere damit nicht: Als Abgeordneter im Bundestag will er weiter Verantwortung übernehmen. Denn auch wenn man es ihm nicht immer anmerkt: Scholz ist mit Leidenschaft Politiker.