Oktoberfest: Der Wiesnbot weiß Rat

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Der Rundfunkbeitrag ist gottlob nach wie vor so hoch, dass der Bayerische Rundfunk noch Kapazitäten hat, allen potentiellen Oktoberfestbesuchern, die sich demnächst in Dirndl oder Lederhosn zumindest „einen Tag im Leben wie Bayern“ fühlen wollen (zit. nach M. Söder), einen „BreznBot“ zur Verfügung zu stellen. Dem kann man schriftlich Fragen stellen, deren Beantwortung die Orientierung auf dem weiten Wiesngrund erleichtern soll.

Bei einer solchen KI fragt man sich natürlich erst einmal: Hat sie eine Haltung – und ist es auch die richtige? Um das herauszufinden, muss man denken und fragen wie ein Lanz, wenn er einem Precht gegenübersitzt: outside the box. Darf man auch als Ausländer Dirndl tragen, oder ist das kulturelle Aneignung? Antwort des BreznBot: „Natürlich darfst Du als Ausländer ein Dirndl tragen!“ Es sei eine wunderbare Möglichkeit, Teil des Oktoberfests zu sein. Es gebe sogar kreative Ansätze wie den des Münchner Labels Noh Nee, „das afrikanische Stoffe mit bayerischen Schnitten kombiniert, um eine kulturelle Verschmelzung zu schaffen“.

Als Mann Dirndl tragen?

Apropos Verschmelzung: Kann man auch als Mann ein Dirndl tragen? „Ja, natürlich!“ Die Tracht sei „nicht nur für Frauen gedacht, sondern kann von jedem getragen werden, der sich damit wohlfühlt“. Darf man einem Mann sagen, er könne „ein Dirndl ausfüllen“, etwa, wenn er gut trainierte Brustmuskeln hat? Bot: „Ein solcher Kommentar könnte als unangemessen ... empfunden werden, auch wenn er als Kompliment gemeint ist.“ Ja, gilt denn auf dem Oktoberfest nicht die Meinungsfreiheit? Grundsätzlich schon, antwortet der BreznBot, jedoch hätten „Diskriminierung, Hass und Gewalt keinen Platz auf der Wiesn“. So sei das Lied „L’amour toujours“ aufgrund seiner missbräuchlichen Verwendung für rassistische Parolen verboten worden.

An solchen Stellen merkt man, dass eine der „zuverlässigen Quellen“, auf die der Bot zurückgreift, die Stadt München ist, SPD-regiert. Da passt ins Bild, dass der Bot der Frage ausweicht, ob man den Ausnahme­zustand in den Wiesnzelten mit Carl Schmitt analysieren könne. „Es scheint, dass solche spezifischen theoretischen Diskussionen nicht im Kontext des Oktoberfests behandelt werden.“ Als User verlegt man sich daher auf Servicefragen, wobei ja auch die heutzutage politisch sind. Mit wie viel Maß Bier darf man noch Auto fahren? Hier hätte man vom Bot politisch korrekte Besorgtheit erwartet, wie auf die Frage, in welchem Zelt man den besten Koks bekommt. Stattdessen: „Nach einer Maß Bier überschreiten die meisten Menschen die deutsche Grenze von 0,5 Promille.“ Aber eben nicht alle! Auch die Grünen sagen ja: „A Mass statt Hass!“

Man sollte die Dinge aber auch hier zu Ende denken. Was tun, wenn man nach vier Maß aufs Klo muss, aber die Schlange sehr lang ist? Einige Besucher hätten hier „ex­treme Maßnahmen“ ergriffen, so der Bot. Über die wollen wir hier schweigen. Stattdessen füttern wir den Bot (an dem auch „Ippen Digital“ beteiligt ist) unentgeltlich weiter mit in Frageform gehüllten Tipps: In Windeln auf die Wiesn? Antwort: Eine Bedienung habe schon mal eine Art Windel für Erwachsene entdeckt. Das zeige, dass auf dem Oktoberfest unerwartete Dinge passieren könnten. Aber, so hebt der BreznBot hervor: „Es ist nicht die Norm, mit einer Windel zu erscheinen.“

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