Nordkorea verlegt havarierten Zerstörer in Dock nahe russischer Grenze

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Für Nordkoreas Diktator Kim Jong Un war es ein Debakel: Der missratene Stapellauf eines neuen Zerstörers im Mai im Hafen von Chongjin weckte Zweifel an der Professionalität seiner Marine. Satellitenaufnahmen ließen den Rest der Welt an dem peinlichen Unglück teilhaben.

Abermals aus dem All lassen sich nun Rückschlüsse auf die Reparaturbemühungen ziehen, mit denen die Marine das offenbar schwer beschädigte Schiff  retten will.

Wie zuerst der US-Sender CNN  berichtete, zeigen Satellitenaufnahmen des Unternehmens Maxar Technologies, dass der namenlose Zerstörer in eine Werft nahe der russischen Grenze gebracht wurde. Bei der Stadt Rajin liegt das Schiff demnach in einem Trockendock.

Wie CNN unter Berufung auf einen Analysten berichtet, ist die Anlage in Rajin kleiner als die Werft in Chongjin, wo sich das Unglück beim Stapellauf ereignet hatte. In gewissem Umfang könnten allerdings auch in Rajin Reparatur- und Wartungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Region für Waffenlieferungen an Russland bedeutsam

Auch der Grund für die Verlegung nach Rajin, das in der Sonderwirtschaftszone Rason liegt, ist nicht öffentlich bekannt. Die Grenzregion sei »ein wichtiger Knotenpunkt für Nordkoreas Bemühungen, die wirtschaftlichen und möglicherweise auch militärischen Beziehungen zu Moskau zu vertiefen«, zitierte CNN den Analysten Yu Jihoon vom südkoreanischen Korea Institute for Defense Analyses. Berichten zufolge kommt Rason auch für Nordkoreas Waffenlieferungen an Russland im Ukrainekrieg eine zentrale Bedeutung zu.

Diktator Kim hatte zuletzt den Druck auf die eigene Marine erhöht. Das Schiff solle bis zur Plenarsitzung der Arbeiterpartei Ende Juni repariert sein, so der Staatschef. Dies sei eine Frage der nationalen Ehre. Laut nordkoreanischen Staatsmedien könnten die Arbeiten in Rajin bereits in zehn Tagen abgeschlossen sein. Das würde Kims Zeitplan wohl Genüge tun.

Genaue Schäden weiterhin unklar

Unklar bleibt indes das konkrete Ausmaß der Schäden. Ein südkoreanischer Experte hatte CNN gegenüber Vermutungen geäußert, die Sonar- und Tiefenmessgeräte in der Bugsektion des Zerstörers könnten beschädigt worden sein. Dann wäre Nordkorea für die Reparatur womöglich auf ausländische Hilfe angewiesen.

Laut dem von CNN interviewten Analysten Yu, der sich auf Erkenntnisse des südkoreanischen Militärs bezog, scheinen die strukturellen Schäden an dem Schiff überschaubar zu sein. Das Hauptproblem sei eindringendes Wasser in das Kriegsschiff, das weitere Schäden angerichtet haben könnte. Womöglich müssen Maschinen- oder Elektronikteile aufwendig von Seewasser und Salz gereinigt werden.

Inwiefern russische Ingenieure dabei helfen, ist laut Yu allerdings unklar. Russlands Unterstützung bei der Reparatur sei zwar möglich, aber schwer zu überprüfen, wenn es sich nur um Ingenieure und nicht um die Verbringung größerer Ausrüstungsteile handele, sagte Yu.

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