Ausgerechnet Nikon. Nein, Sie haben sich nicht im Newsticker verklickt, vor fast zwei Jahren fing diese Kolumne schon einmal mit diesem Seufzer an. Damals gab es den zweiten Rückruf der Z8, weil die Ösen für den Kameragurt aus dem Gehäuse brechen konnten. Und davor einen, weil die Objektivverriegelung klemmen konnte. Wir hatten 2023 geschrieben, dass so etwas einfach nicht passieren darf, und man heute allenfalls mit Softwareproblemen rechnen müsse.
Man könnte fast meinen, Nikon hätte das als Handlungsempfehlung aufgefasst, aber so war das selbstverständlich nicht gemeint. Denn nun hat es Z8, Z6 III und Z50 II mit einem Softwareproblem erwischt: Wenn ein anderes Objektiv als eines von Nikon auf diesen Kameras montiert ist, während ein Firmwareupdate für die Kamera gemacht wird, kann die Optik danach nicht mehr von der Kamera erkannt werden. Schon die Beschreibung liest sich so sperrig, dass auch bei mündlichem Erklären gegenüber Kollegen oft ein "Hähhh??" die Antwort war. Was hat denn das Objektiv mit der Kamera-Firmware zu tun?
Eine ganze Menge. Moderne Optiken sind eigene Subsysteme, mit Prozessor, Speicher, und eben auch Software – und es scheint, als würde die nach dem Update der Kamera nicht mehr mit dem Body kommunizieren können. Veteranen unter den PC-Schraubern erinnern sich vielleicht: ein Windows-Update kommt, die Soundkarte wird nicht mehr erkannt. Das sind aber Zustände, die wir bei PCs schon seit rund 20 Jahren weitgehend überwunden haben. Was da bei Nikon genau klemmt, also der sogenannte "root cause", hat das Unternehmen bisher nicht verraten.
Ein Systemfehler
Auffällig ist aber, dass es sich bei Z8, Z6 III und Z50 II um die Kameras handelt, welche zuletzt ein Firmwareupdate erhalten haben. Es scheint sich also um eine Art Folgefehler zu handeln, der eventuell im selben Software-Baukasten für alle Kameras mit dem Expeed-7-Prozessor steckt. Dieser wurde mit dem Flaggschiff Z9 eingeführt, für diese, und alle die beiden anderen Kameras damit (Zf und Z5 II) gibt es noch keine Warnhinweise. Das könnte daran liegen, dass es kürzlich keine Updates für diese Modelle gab. Nikons Workaround bisher: Kamera nur updaten, wenn ein Nikon-Objektiv oder zumindest ein FTZ-Adapter auf dem Body sitzt.
So mancher vermutet da in Foren schon einen Vendor-Lock-In, also das Aussperren von Fremdobjektiven. Gegen diese These spricht, dass auch Tamron vor dem Problem warnt. Dieses Unternehmen baut auch Objektive, die dann unter der Marke Nikon vertrieben werden. Die beiden Firmen betreiben also eine umfangreiche Zusammenarbeit, bei der sie unter anderem die Protokolle für die Software-Schnittstellen zwischen Kamera und Objektiv austauschen müssen. Sonst würden Dinge wie Autofokus gar nicht funktionieren, Reverse Engineering durch Tamron kann man hier ausschließen. Es scheint sich also schlicht um einen blöden Fehler, einen Bug, zu handeln, nicht um böswilliges Verhalten von Nikon.
Widersprüchliche Informationen
Was aber dort wieder einmal klemmt, ist die Kommunikation. Nach Berichten von Benutzern erschienen kommentarlos Warnhinweise auf den Downloadseiten für die Firmware-Updates der drei Kameras. Und sonst nichts. Keine technische Erklärung, kein Versprechen, ob und wann es korrigierte Firmware gibt, keine Entschuldigung. Wer so dürftig kommuniziert, muss sich nicht wundern, wenn andere, die im selben Boot sitzen, an diesem auch noch schaukeln. Tamron hat in seiner Mitteilung nämlich angedeutet, dass Firmwareupdates für seine Objektive – nicht die Kamera! – das Problem vielleicht lösen könnten. Die Verwirrung ist komplett.
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Und weil Nikon auch nicht gesagt hat, ob die Updates ganz ohne Objektiv klappen, etwa, wenn man nur einen FTZ-Adapter mit altem Glas verwendet, oder sonstige Hinweise gibt, wird das Vertrauen weiter beschädigt. Kein Update ist vorerst auch eine Option, aber dann muss man auf andere Fehlerbereinigungen und neue Funktionen verzichten. Natürlich berichten wir auch im Newsticker, nicht nur den wöchentlichen Fotonews, weiter über die Situation.
Kurzes Standardzoom von Tamron für APS-C
Erfreulicher ist die Situation bei den Standardzooms. In der letzten Woche gab es mit Sigmas 17-40mm F1.8 DC Art ein interessantes Modell für APS-C mit f/1.8. Und nun hat Tamron seine G2-Serie mit einem kurzen APS-C-Zoom komplettiert, dem 16-30mm 2.8 Di III VXD G2. Der Vergleich mit dem Sigma drängt sich auf, warum für dieses knapp 1000 Euro ausgeben, wenn das neue Tamron schon zur UVP von 959 Euro zu haben ist? Natürlich wegen der Lichtstärke. Und warum ist das Tamron dann trotz f/2.8 so teuer wie andere kurze Standardzooms? Weil es, anders als das Sigma, wetterfest ist.
Liebe zum Detail zeigt sich auch daran, dass der Filterdurchmesser beim Tamron 67 Millimeter beträgt, so wie bei den anderen beiden G2-Objektiven für APS-C. Zwei kleine Haken hat das sonst runde Angebot, weswegen es wohl auch günstiger als die Objektive der Kamerahersteller ist: Ein Stabilisator im Objektiv fehlt, und laut Sigma ist das 16-30mm erst ab Ende Juli 2025 verfügbar. Für die meisten Sommerurlaube kommt es also zu spät. Das Zoom erscheint zunächst für Sonys E-Mount und Ende August für Nikons Z-Mount. Es ist also ein weiterer Beleg für die Kooperation zwischen Tamron und Nikon.
Die beste Reisekamera ist Geschmackssache
Was man im Urlaub, oder auch bei beruflichen Reisen an Kameras mitnimmt, war immer schon sehr individuell. Die Einen nehmen einfach das, was sie sonst auch benutzen – also die große Systemkamera –, die anderen legen sich speziell für Reisen kleineres und leichteres Gerät zu. So ist das auch bei DPreview, deren Mitarbeiter sich in unserer Empfehlung für ein Long Read zum Wochenende in die Fototaschen schauen lassen. Da ist vom iPhone über Setups mit einer Action-Cam auf dem Blitzschuh einer Outdoor-Kamera alles dabei, ein allgemeiner Trend zeigt sich aber auch dort: der zu kleinen Systemkameras im Retro-Look. Die sind inzwischen so vielseitig, dass sie auch gute Reisebegleiter abgeben.
(nie)