News: Robert Habeck, Wirtschaft, Deutschland, Tropensturm Milton, Mangel an Post-Filialen

vor 1 Tag 2

Deutsches Wirtschaftsschrumpftum

Heute werden wir etwas erfahren, was wir schon wissen: Die Bundesregierung erwartet einen leichten Rückgang des Wirtschaftswachstums um 0,2 Prozent, so meldeten es bereits vorgestern die »Süddeutsche Zeitung« und andere Medien. Offiziell verkündet wird die sogenannte Herbstprojektion allerdings erst heute von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Im Journalistensprech nennen wir so etwas »Vollzug«, die Manifestation einer bereits bekannten Tatsache ist keine Neuigkeit und deshalb gemeinhin auch keine Nachricht.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

Foto: Angela Weiss / AFP

Diesmal ist das anders: Weil der sachliche Inhalt seines Auftritts bereits Allgemeinwissen ist, wird es vor allem darauf ankommen, wie Habeck den Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung begründet und was er dagegen zu tun gedenkt. Noch im Frühjahr hatte die Bundesregierung mit einem preisbereinigten Mini-Wachstum von 0,3 Prozent gerechnet. Habeck hatte seine Prognose damals sogar leicht erhöht und von einem »Wendepunkt« gesprochen. Der soll nun 2025 kommen. Vielleicht ganz bestimmt.

Sturm der Lügen

Tausende Menschen im US-Staat Florida müssen ihre Häuser verlassen, denn »Milton« kommt, ein tropischer Wirbelsturm, der noch einmal um einiges kräftiger und damit verheerender sein könnte als der Vorgänger-Sturm »Helene« vor anderthalb Wochen.

Autokarawane aus Florida auf der Flucht vor »Milton« (8. Oktober 2024)

Autokarawane aus Florida auf der Flucht vor »Milton« (8. Oktober 2024)

Foto: Erik S. Lesser / EPA

Die zerstörerischen Stürme sind zum Wahlkampfthema geworden: Donald Trump behauptete jüngst, die aktuelle Regierung würde republikanischen Katastrophenopfern absichtlich Hilfe verweigern, es sei auch gar kein Hilfsgeld mehr vorhanden, weil alles für illegale Immigranten ausgegeben worden sei. Anrufe des republikanischen Gouverneurs von Georgia, Brian Kemp, habe Präsident Joe Biden nicht angenommen, weil er geschlafen habe. Trumps Kontrahentin Kamala Harris korrigierte die Trumpereien, der präziseste Konter blieb allerdings Biden vorbehalten. Tatsächlich hatte er mit dem Republikaner Kemp gesprochen. Über Trump sagte Biden: »Er lügt, und der Gouverneur hat ihm gesagt, dass er lügt.« Seine Deutschlandreise hat Biden wegen der drohenden Katastrophe verschoben.

Experten gehen davon aus, dass die Klimaerwärmung die Entstehung solcher verheerenden Stürme wahrscheinlicher macht – eine Prognose, deren Validität die Menschen in Florida gerade wieder erleben müssen. Wäre es nicht logisch, dass sie dort keinen Präsidenten haben wollen, dem Klimaschutz mehr oder weniger egal ist? Der Wählerwille ist aber nicht logisch: In Florida hat Trump einen Umfragevorsprung von fünf Prozent.

Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Gerade verbringe ich ein paar Tage in meiner alten bayerischen Heimat, einer mittelgroßen Gemeinde südwestlich von München. Wenn ich zum Semmeln holen gehe, komme ich an unserer alten Postfiliale vorbei. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir hier vor Weihnachten angestanden sind, um Pakete zu verschicken, hinter dem Schalter gab es einen freundlichen Beamten mit irritierend hoher Stimme, den fand ich immer lustig. Heute ist das Gebäude verwaist, für Postdienstleistungen ist jetzt ein Getränkemarkt zuständig.

 So sah eine Postfiliale aus (Archivbild von 2008 aus Stuttgart)

Die älteren werden sich erinnern: So sah eine Postfiliale aus (Archivbild von 2008 aus Stuttgart)

Foto: Thomas Kienzle/ AP

Immerhin. In 111 deutschen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern gibt es heute überhaupt keine Postfilialen mehr, haben meine Kollegen Julian Piepkorn, Patrick Stotz, Tim Wurster und Christoph Winterbach aus unserem Datenressort recherchiert. Die Versendung von Papier hat mit dem Internet zwar rapide an Bedeutung verloren, aber es gibt immer noch genügend Notwendigkeiten, die man nur in einer echten Postfiliale erledigen kann. Wer das nicht glaubt, soll einmal versuchen, sich auf dem Land in näherer Umgebung via PostIdent zu identifizieren, um etwa ein Konto zu eröffnen oder einen Kredit zu beantragen – viel Glück dabei.

Wie es in Ihrer Gegend aussieht, wie weit gesetzliche Regelung und Realität auseinander klaffen und ob voll servicefähige Postautomaten die Lösung sind, erfahren Sie in unserer heutigen Datenanalyse.

Lesen Sie hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

  • Der Bundestag blamiert sich im Kampf gegen den Antisemitismus: Die Fraktionen im Bundestag debattieren bereits seit Monaten über eine neue Resolution zum Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland. Sie sollten das Vorhaben abblasen. 

Hier geht’s zum aktuellen Tagesquiz

Die Startfrage heute: Als was arbeitete der Grünenpolitiker Winfried Kretschmann?

Gewinner des Tages...

… ist ein mir nicht näher bekannter Fünfjähriger aus Rödental im Landkreis Coburg. Bei einem Videospiel kam der junge Mann nicht weiter, eine Situation, die einen – ich spreche da aus Erfahrung – in bittere Verzweiflung stürzen kann. Der Bub hatte aber in der Kita gelernt, wen er rufen kann, wenn die Not groß ist: die Polizei. Die kam dann auch. Ich finde: Das war keine verschwendete Beamtenzeit – sondern eine sicherlich nachhaltig wirkende vertrauensbildende Maßnahme. Der patente Rödentaler (5) wird sie nicht vergessen.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Libanon meldet Dutzende Tote, Biden und Netanyahu wollen offenbar telefonieren: Allein am Dienstag wurden 137 israelische Luftangriffe im Libanon registriert. Israels Verteidigungsminister sagt seinen Washington-Besuch ab. Dafür will heute offenbar Premier Netanyahu mit US-Präsident Biden sprechen. Der Überblick.

  • Mann wegen geplanten Terroranschlags am US-Wahltag angeklagt: Er wollte Sturmgewehre kaufen, um am US-Wahltag in eine Menschenmenge zu schießen. Doch beim Kauf der Waffen hat die Bundespolizei FBI den Mann festgenommen. Er soll die Tat im Namen des IS geplant haben.

  • 14 US-Generalstaatsanwälte verklagen TikTok: Videos auf TikTok starten automatisch, sie verleiten Kinder, immer weiter zu scrollen: Mit diesen und anderen Vorwürfen gehen 13 US-Bundesstaaten und die Hauptstadt Washington gegen die Videoplattform vor.

Diese Geschichte möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:

 Einsatz, wenn es krabbelt, summt oder mieft

Wespenbeseitigung in einem Dachstuhl: Einsatz, wenn es krabbelt, summt oder mieft

Foto:

Jonas Wresch / DER SPIEGEL

Im Namen der Schabe: Kakerlaken im Restaurant, Mäuse im Ferienhaus. Wenn es krabbelt, summt, mieft oder wenn es bedrohlich wird für die Gesundheit, dann werden Schädlingsbekämpfer gebucht. Dem Berufsstand geht die Arbeit nicht aus, auch global gesehen. Warum neben Gift auch Fingerspitzengefühl gefragt ist – und welche Warnzeichen es gibt, erklärt ein Profi wie Thomas Janke. Unterwegs mit einem Mann, dessen Gewerbe hochsensibel ist. 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Stefan Kuzmany, Autor der Chefredaktion

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