News: Lars Klingbeil, Hitze, Katherina Reiche, Uno-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung

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Die Lage am Morgen Wäre ein besseres Ergebnis für Klingbeil wirklich besser für die SPD gewesen?

Heute geht es um die Frage, wie der Dämpfer für SPD-Chef Klingbeil zu interpretieren ist und ob Wirtschaftsministerin Reiche in der Klimapolitik patzt. Außerdem geht es um einen seltsamen Fall, bei dem Polizisten zu Dieben wurden.

30.06.2025, 05.28 Uhr

Eine Gegenfrage

Der derzeit mächtigste Mann der Sozialdemokraten, Lars Klingbeil, startet in einem Zustand in die neue Woche, der dem des berühmten gerupften Huhnes ähnelt. Nur widerstrebend wählte ihn die Partei erneut zum Co-Chef (mehr dazu hier ), und überall ist in diesen Stunden zu lesen, wie sehr sie sich dadurch selbst geschwächt, wie sehr sie damit sogar die Bundesregierung geschwächt habe, der sie angehört.

 Nur widerstrebend wiedergewählt

SPD-Co-Chef Klingbeil auf dem SPD-Parteitag in Berlin: Nur widerstrebend wiedergewählt

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Das mag zwar stimmen – wie aber wäre es hier mal mit einer Gegenfrage? Wäre es für die Partei denn gut gewesen, wenn Klingbeil mit einem anständigen, sogar rauschenden Ergebnis aus der Wahl hervorgegangen wäre?

Klingbeil hat die vergangenen Wochen und Monate damit verbracht, Leute aus der eigenen Partei kleinzuhalten und Macht anzuhäufen. Hätte er darin wirklich bestärkt werden sollen?

Hitze wird politisch

Deutschland erlebt in dieser Woche den Vorhersagen nach eine Hitzewelle. Der heißeste Tag wird wohl der Mittwoch. In Hamburg kann es dann bis zu 37 Grad heiß werden, zwischen Hannover und Braunschweig sogar bis zu 39 Grad. So hohe Temperaturen werden für Mittwoch auch für Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Teile Bayerns und Berlin vorhergesagt.

Auch das Risiko für Gewitter steigt. Die Folgen jüngster Gewitter zeigten sich in den vergangenen Tagen in und um Berlin herum. Wegen der trockenen Böden wurden viele Bäume durch Böen entwurzelt, sie lagen auf Schienen, Straßen und in Wäldern kreuz und quer.

 Regierung fällt nicht durch ambitionierte Klimapolitik auf

Entwurzelter Baum im Berliner Stadtteil Heiligensee: Regierung fällt nicht durch ambitionierte Klimapolitik auf

Foto: Jens Dudziak / dpa

Nun ist dies nicht der Ort für den Wetterbericht. Hier geht es meist um Politik. Womit wir allerdings schon beim Thema wären. Wetter ist zwar nicht gleich Klima, aber die Zusammenhänge zwischen Wetterphänomenen und dem Klimawandel sind bekannt. Und zwar so bekannt, dass man sich darüber wunderte, als die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche in den vergangenen Tagen dadurch auffiel, am gesetzlich fixierten Ziel der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 zu zweifeln. (Mehr dazu hier .)

Dass die jetzige Regierung durch eine ambitionierte Klimapolitik auffalle, lässt sich nicht gerade sagen. Will denn ausgerechnet die Ministerin für Wirtschaft und Energie den mangelnden Ehrgeiz noch unterbieten?

Trump schlägt gigantische Lücke

Im spanischen Sevilla beginnt heute die vierte Uno-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung. Erwartet werden Uno-Generalsekretär António Guterres und etwa 70 Staats- und Regierungschefs, neben dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez auch der französische Präsident Emmanuel Macron. Die deutsche Delegation wird von Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) geleitet.

 Der reichste Mann der Welt streicht Mittel für die Ärmsten

Zeitweiliger Trump-Berater Musk: Der reichste Mann der Welt streicht Mittel für die Ärmsten

Foto:

Brendan Smialowski / AFP

Die USA schicken keine Delegation, trotzdem wird es in Sevilla vor allem um sie gehen – beziehungsweise um die Frage, wie mit den Streichungen umzugehen ist, die US-Präsident Donald Trump bei der Entwicklungsfinanzierung angeordnet hat. Mehr als 80 Prozent der US-Mittel fallen weg und damit rund ein Viertel der gesamten internationalen Entwicklungsfinanzierung.

Dass ausgerechnet der reichste Mann der Welt, Elon Musk, von Trump beauftragt worden war, Gelder für die humanitäre Unterstützung der Armen und Ärmsten zu streichen, ist ein kaum zu ertragender Gedanke.

Deutschland gehört nun zu den größten bilateralen Geldgebern. Alabali-Radovan betont jedoch, dass weder Deutschland noch die EU die Ausfälle vollständig kompensieren könnten. Die Ministerin sagt, es gehe in Sevilla erst mal darum, »das Schlimmste zu verhindern«.

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Verlierer des Tages…

 Verkehrte Welt

Landgericht Hannover: Verkehrte Welt

Foto: Moritz Frankenberg / dpa

…sind zwei Polizisten. Sie müssen vor Gericht erscheinen, und zwar nicht als Ermittler und Zeugen, sondern als Angeklagte. Heute beginnt in Hannover der Prozess gegen sie. Der Vorwurf: Diebstahl mit Waffen. Von Dezember 2022 bis Januar 2025 sollen sie verschiedenen Kokainhändlern bei einer angeblichen Polizeikontrolle Geld gestohlen haben. Bei den »Kontrollen« sollen die Angeklagten ihre Dienstwaffen bei sich getragen haben.

Diebische Polizisten spielen verkehrte Welt. Jetzt hängt einiges davon ab, dass wenigstens die Richter ihre Rolle kennen.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Iranische Offizielle wundern sich offenbar über vermeintlich schwachen US-Angriff: Die USA haben laut »Washington Post« private Telefonate iranischer Vertreter abgehört. Deren Inhalt widerspricht demnach Donald Trumps Darstellung der Attacken auf die Atomanlagen. Das Weiße Haus reagiert scharf.

  • Ministerpräsident Haseloff entlässt Bildungsministerin Feußner: Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) stand in den eigenen Reihen in der Kritik. Nun hat sich Ministerpräsident Haseloff für ihre Entlassung entschieden. Ein Nachfolger steht bereits fest.

  • Lottoanbieter verkündet Tausenden Menschen hohe Gewinne – und muss zurückrudern: Die Freude war riesig – hielt aber nicht lange: Tausende Menschen in Norwegen dachten, sie hätten beim Eurojackpot teils extrem hohe Beträge gewonnen. Ein Rechenfehler, gestand der Anbieter. Und zog Konsequenzen.

Heute bei SPIEGEL Extra: Warum wir alle lästern (und das gut ist)

Maskot / Getty Images

Tratschen, frotzeln, tuscheln: Durch Gespräche über Abwesende verhandeln wir Regeln, Zugehörigkeit und Macht. Ist das Reden über Dritte eine unterschätzte Kulturtechnik? Und wann kippt sie ins Bösartige? 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihre
Susanne Beyer, Autorin der Chefredaktion

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