News: Israels Optionen gegen Iran, Wahlkampf mit Krypto-Geld, Nobelpreis

vor 2 Tage 1

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Schlag, Gegenschlag, Schlag

Am Tag nach dem Gedenken an die Opfer des Terrorangriffs der Hamas kehrt wieder Routine ein im Nahostkonflikt, und ja, es ist zynisch, den offenbar nie enden wollenden Kreislauf von Schlägen und Gegenschlägen, das tägliche Leiden und Sterben Routine zu nennen – aber es fällt mir beim besten Willen kein anderes Wort ein. Die große Frage also auch heute: Wann und wie wird Israel den iranischen Raketenangriff der vergangenen Woche beantworten? Oliver Imhof und Anna-Sophie Schneider aus dem SPIEGEL-Auslandsressort fächern vier mögliche Szenarien auf, es sind Abstufungen der Eskalation.

Raketenparade in Teheran (Archivbild)

Raketenparade in Teheran (Archivbild)

Foto: Pacific Press Agency / IMAGO

Entweder entschließt sich Benjamin Netanyahu, es bei einem Angriff auf konventionelle Ziele zu belassen, also Abschussbasen oder Kriegsschiffe. Oder er lässt die iranischen Ölanlagen ins Visier nehmen, was einerseits die dortige Wirtschaft treffen, andererseits aber auch den globalen Ölpreis in die Höhe treiben würde. Er könnte sein Militär auch anweisen, gezielte Angriffe auf hochrangige Repräsentanten des Regimes durchzuführen. Und zuletzt ist es auch nicht ausgeschlossen, dass Israel das iranische Atomprogramm mit Waffengewalt vernichtet – oder zumindest den Versuch dazu unternimmt.

Ich möchte den vier Szenarien noch ein fünftes hinzufügen: Netanyahu befiehlt das alles gleichzeitig. Es wäre keine Überraschung.

US-Wahlkampf zunehmend kryptisch

In der, nennen wir sie einfach mal so, guten alten Zeit gab es eine Hauptregel für US-Politiker, die üppige Wahlkampfspenden lieber für sich als gegen sich eingesetzt sehen wollten: Leg dich nicht mit der Waffenlobby an. Die gilt zwar immer noch, aber nun ist eine zweite dazugekommen: Finde Kryptowährungen gut.

Bitcoin-Symbolbild – Münzen gibt es nicht.

Bitcoin-Symbolbild – Münzen gibt es nicht.

Foto: Kin Cheung / dpa

Meine Kollegin Ines Zöttl berichtet aus Washington, wie die Kryptolobby Einfluss auf die Politik nimmt: mit sehr viel Geld. Politische Überzeugungen scheinen dabei keine Rolle zu spielen, es zählt allein die Haltung der Kandidaten zum Cybergeld. Sind sie für dessen Deregulierung, werden sie finanzkräftig ausgestattet. Sind sie dagegen, werden sie bekämpft.

Die Millionenkasse schwebe wie ein Todesstern über denjenigen, die nicht spuren, zitiert Ines den Experten Rick Claypool vom progressiven Thinktank PublicCitizen. Er befürchtet: Kommen die Kryptolobbyisten damit durch, werden es demnächst auch die Pharma- und die Versicherungslobby versuchen. Und ich dachte, die machen das schon längst.

Lesen Sie hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

  • Die Kitakrise ist längst eine nationale Notlage: Die Missstände in deutschen Kitas werden von der Politik ignoriert. Dabei hat die Misere nicht nur Konsequenzen für Einzelne, sondern auch für den Arbeitsmarkt und für Deutschland als Wirtschaftsstandort .

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Die Startfrage heute: In welchem Ozean liegt Sansibar?

Gewinner des Tages…

Nobelpreisgewinner Victor Ambros

Nobelpreisgewinner Victor Ambros

Foto: Cj Gunther / EPA

…ist der US-amerikanische Molekularbiologe Victor Ambros. Nicht etwa, weil er gemeinsam mit seinem Landsmann, dem Genetiker Gary Ruvkun, für die Entdeckung der MicroRNA mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wird – sondern weil er den Anruf des Nobelpreiskomitees offenbar verschlafen hat. Gut, es war bei ihm Nacht, als man ihn erreichen wollte. Aber offenbar hat Ambros morgens seine Mailbox nicht abgehört.

Erst ein schwedischer Reporter bekam ihn schließlich ans Telefon und überbrachte dem 70-Jährigen die Nachricht. Dessen Reaktion: »Wow, das ist unglaublich! Das wusste ich gar nicht.« Das ist so grundsympathisch schrullig, dass er dafür gleich noch einen Preis verdienen würde.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Am Jahrestag des Massakers fallen Bomben und fliegen Raketen: In einer Videobotschaft zum Jahrestag des Hamas-Massakers gibt sich Israels Premier Netanyahu siegessicher. Man werde alle Kriegsziele erreichen. So wird auch an diesem Tag des Gedenkens an beiden Fronten gekämpft – in Gaza und im Libanon.

  • Google muss auf seinem App-Marktplatz Konkurrenz zulassen: Eine weitere juristische Schlappe für Google. Ein Richter in San Francisco hat dem Techkonzern eine Frist gesetzt, seinen App-Marktplatz umzubauen. Es sollen auch andere Anbieter Zugang haben.

  • Trump spricht von »schlechten Genen« in den USA durch illegale Migration: Donald Trump verschärft einmal mehr seine migrantenfeindliche Rhetorik: Illegale Einwanderer brächten »schlechte Gene« in die USA, beklagt er. Das Weiße Haus reagiert entsetzt – Trumps Wahlkampfteam beschwichtigt.

Diesen Text möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:

 Die Welt mit nach Hause nehmen

Souvenirs: Die Welt mit nach Hause nehmen

Foto: Richard Drury / Getty Images

Was unsere Urlaubssouvenirs über uns verraten: Kühlschrankmagneten, Pluderhosen, Kunsthandwerk. Wir alle haben Dinge zu Hause, die wir aus irgendeinem Urlaub mitgebracht haben. Nützliches, Schönes, Staubfänger, an einem Ehrenplatz oder in einer Schublade. Eine Typologie der Andenken – und ihrer Käufer. 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Stefan Kuzmany, Autor der Chefredaktion

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