Die Lage am Abend Der Pattex-Präsident
Die drei Fragezeichen heute:
Ein Epstein-Intimus im Interview – wie gefährlich sind die Ermittlungen für Trump?
Fleisch oder Fleischersatz – was steht im Gutachten, über das Agrarminister Rainer lieber schweigt?
Badesaison – wie schwimmen Sie sicher in Naturgewässern?
22.07.2025, 18.26 Uhr
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1. Dicke Freunde
Gebannt verfolgt die Welt, ob sich in den Akten zu Jeffrey Epstein möglicherweise belastendes Material über US-Präsident Donald Trump versteckt. Noch bleiben sie unter Verschluss, weswegen sich US-Medien der Sache widmen: Das »Wall Street Journal« brachte vergangene Woche einen Artikel über Trump und den Milliardär und Sexualstraftäter , die »New York Times« veröffentlichte eine ausführliche Chronik des Verhältnisses der beiden Männer.
Mein Kollege Marc Pitzke hat mit Michael Wolff gesprochen . Der amerikanische Essayist und Autor kennt Epstein wie wenig andere Menschen. Kurz bevor Epstein erhängt in seiner Zelle gefunden wurde, hatte er eine letzte Nachricht an Wolff geschickt.
Wolff hat die Männerfreundschaft zwischen Epstein und Trump über Jahre beobachtet. »Sie standen sich unglaublich nahe. Ihre gemeinsame Obsession waren Models. Als Trump 2015 begann, fürs Präsidentenamt zu kandidieren, und ich anfing, über Trump zu schreiben, versorgte Epstein mich mit enormen Insiderinformationen darüber, wer Donald Trump war und wie Trumps Leben vor seiner politischen Karriere aussah«, sagt er im Interview.
Wolff macht sich keine Illusionen, welche politischen Folgen etwaige Enthüllungen haben könnten. »Wir haben Trump weiter am Hals«, sagt er. Ähnlich schätzt es auch Marc ein: »Die Epstein-Saga kann Trump politisch schaden. Aber der Wirbel bei der MAGA-Basis legt sich schon wieder. Kommt nicht noch etwas wirklich Dramatisches über Trumps Beziehung zu Epstein heraus, sehe ich langfristig keine Gefahr für ihn.«
Lesen Sie hier das ganze Interview: »Trump und Epstein waren dieselbe Person«
2. Iss was?
Ich verzehre gern Fleisch. Umso mehr fasziniert mich, was moderne Ersatzprodukte heute leisten. Aus guten veganen Burgerpattys läuft der Rote-Bete-Saft wie das Blut aus einem Rare-Steak (sorry!), das Erbsenprotein hat ein leichtes Raucharoma, kurz: Die Dinger schmecken oft besser als das Original. Sobald im Labor ein Ersatzprodukt geschaffen wird, das so lecker und texturiert ist wie ein Entrecôte, steige ich um.
Mit großem Interesse habe ich deswegen die Geschichte meiner Kollegin Maria Marquart über die Kabale im Landwirtschaftsministerium gelesen.
»Statt dem grünen, veganen Özdemir kommt jetzt der schwarze Metzger. Jetzt gibt es wieder Leberkäs statt Tofu-Tümelei« – so hatte CSU-Chef Markus Söder den neuen Landwirtschaftsminister Alois Rainer vorgestellt. (Lesen Sie hier das Porträt. )
Die Berater des Ministers fordern in einem neuen Gutachten das genaue Gegenteil, wie Maria berichtet: Eine klare Strategie in der Ernährungspolitik mit Fokus auf weniger Fleischkonsum und gezielter Förderung von Alternativprodukten, schreibt Maria. Ein großer Teil der Verbraucher sei grundsätzlich bereit, weniger Fleisch zu essen, und offen für Alternativen. Das Gutachten fordert, Ersatzprodukte nicht weiter künstlich zu benachteiligen, etwa durch eine höhere Mehrwertsteuer. »Alternativprodukte sollten nicht als ›bessere Wahl‹ propagiert werden, sondern als selbstverständliche Option neben anderen«, heißt es in dem Gutachten.
Er wolle beim Thema Ernährung keinen Kulturkampf, hatte auch Rainer kürzlich noch gesagt, die Menschen sollen selbst entscheiden, was sie essen. Die Empfehlung seiner Leute wollte er aber offenbar lieber nicht an die große Glocke hängen – obwohl sie Vorschläge machen, wie sich die hitzige Debatte versachlichen lässt. »Das Gutachten wurde heute ohne Presseöffentlichkeit übergeben«, sagt Maria, »also quasi hinter verschlossenen Türen.«
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Berater fordern von Agrarminister Rainer Steuersenkung auf Fleischalternativen
3. Sicher schwimmen
Seit eine Bekannte im Schwimmbad ein Leben gerettet hat, gehen mir Schlagzeilen von Badeunfällen besonders nahe. Der Junge, etwa zehn Jahre alt, war plötzlich ohne jede Vorwarnung oder Geschrei neben ihr in die Tiefe geglitten und lag reglos am Beckenboden. Niemand außer ihr hatte es bemerkt.
Jährlich ertrinken in Deutschland etwa 400 Menschen, vorwiegend in Seen und Teichen, Flüssen und Bächen.
Meine Kollegin Alina Schadwinkel hat jetzt Expertinnen und Experten gefragt, wie man sicher in Naturgewässern schwimmen kann. Zusammen mit meinem Kollegen Niklas Marienhagen aus unserem Designteam hat sie visualisiert, wo in diesen Gewässern Gefahren lauern – und warum auch ein idyllischer Teich zur tödlichen Falle werden kann .
Die Recherche hat auch ihr Badeverhalten verändert. »Ich schwimme gern längere Strecken im See, auch mal quer von Ufer zu Ufer«, sagt Alina. »Jetzt werde ich mir für die Ausflüge eine Schwimmboje kaufen. Damit bin ich besser zu sehen, und die Boje gibt mir im Notfall Auftrieb.«
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Diese Risiken lauern in Seen, Flüssen und im Meer
Was heute sonst noch wichtig ist
Bayerischer Ex-Kultusminister widerspricht Söder im Ferienstreit: Dass die Bayern bei den Sommerferien immer Letzte sind, habe nichts mit Privilegien zu tun, erklärt der ehemalige Kultusminister des Freistaats, Hans Maier. Der Zeitpunkt sei einst ein »Opfer« fürs Gemeinwohl gewesen.
Chinesische Angreifer sollen an Attacken auf Microsoft beteiligt gewesen sein: Mehr als 100 Firmennetzwerke sollen gehackt worden sein, auch staatliche Stellen sind betroffen. Deutschland gehört zu den bevorzugten Zielen.
Ifo-Forscher Peichl kritisiert Wildwuchs bei staatlichen Hilfen: »Es lohnt sich in vielen Fällen nicht, mehr zu arbeiten«: Der Ökonom Andreas Peichl mahnt eine grundlegende Reform des Sozialstaats an. Die Bürgergeld-Pläne der Regierung Merz sieht er skeptisch.
So leben Durchschnittsmann und Durchschnittsfrau: Wie durchschnittlich sind Sie? Das Statistische Bundesamt hat Daten zu dem Thema gesammelt – von der Größe über Lebenserwartung bis zum Verdienst.
USA treten erneut aus Unesco aus: US-Präsident Trump macht einen weiteren Schritt seines Amtsvorgängers Biden rückgängig: Die USA werden erneut die Kulturorganisation der Uno verlassen. Deren »Ideologie« widerspreche eigenen nationalen Interessen.
Meine Lieblingsgeschichte:
Am Kaspischen Meer in Russland rottete jahrzehntelang ein seltsames Ungetüm vor sich hin: ein sogenanntes Ekranoplan, halb Boot, halb Flugzeug. 100 Meter lang und 550 Tonnen schwer, flog es nicht, sondern machte sich den sogenannten Bodeneffekt zunutze. Es glitt, angetrieben von zehn Triebwerken, auf einem Luftpolster mit 400 Kilometern pro Stunde knapp über der Wasseroberfläche.

Ekranoplan am Kaspischen Meer: 400 Kilometer pro Stunde schnell
Foto: Kazbek Basayev / REUTERSDas Gefährt wurde von den Amerikanern in den Sechzigerjahren auf Satellitenbildern entdeckt und »Kaspisches Seemonster« getauft (lesen Sie hier mehr). Die Rote Armee hatte es konstruiert, um feindliches Radar unterfliegen zu können. Mich hat das Gerät immer fasziniert, viele andere Internetnutzer auch, wie etliche YouTube-Videos belegen.
Mein Kollege Oliver Imhof berichtet nun, dass sich offenbar die chinesische Armee vom »Kaspischen Seemonster« hat inspirieren lassen. »Im Golf von Bohai im Norden des Landes wurde ein solches Vehikel an einem Pier entdeckt . Das bisher unbenannte Ekranoplan wirkt ähnlich klobig wie seine sowjetischen Vorbilder. Über weitere Eigenschaften ist bisher wenig bekannt, sein potenzielles Einsatzgebiet ist jedoch offensichtlich: Bei einer möglichen Invasion von Taiwan oder einem Krieg im Südchinesischen Meer könnte Peking es zu Transportzwecken nutzen«, schreibt Oliver.
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Chinas Seemonster aus Bohai
Was heute weniger wichtig ist

Liam Gallagher in Manchester: »Das geht uns nichts an«
Foto: Mike Gray / Avalon.red / IMAGOKisscam, die Xte: Die Zufallsaufnahme bei einem Coldplay-Konzert zieht weitere Kreise im Kulturbetrieb. Bei einem Auftritt in Manchester nutzte Oasis-Sänger Liam Gallagher das Thema für einen Seitenhieb auf Coldplay.
»Haben wir irgendwelche Turteltauben im Haus? Keine Sorge, wir haben nichts von diesem hinterhältigen Coldplay-Kamera-Scheiß.« Es sei der Band egal, mit wem die Konzertbesucherinnen und -besucher intim seien: »Das geht uns nichts an.« Seine Botschaft garnierte Gallagher mit diversen Kraftausdrücken.
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Thomas Plaßmann

Szene aus »Drachen zähmen leicht gemacht«: Jetzt mit echten Schauspielern
Foto: Universal Pictures / APHaben Sie Kinder, die schon junge Erwachsene sind? Und haben Sie mit Ihnen früher »Drachen zähmen leicht gemacht« geschaut? Dann gehen Sie doch zusammen ins Kino. Dort läuft derzeit das Remake des Animationsfilms von Dreamworks aus dem Jahr 2010, jetzt mit echten Schauspielern und noch besseren Computereffekten.
Die Handlung wurde kein bisschen verändert, und das ist gut so. Die Geschichte von »Drachen zähmen leicht gemacht« ist immer noch so stark und anrührend wie früher. Wie ein als Schwächling verschriener Junge es schafft, sein Volk davon abzubringen, fortwährend seine vermeintlichen Gegner zu massakrieren – heute fast noch aktueller als vor 15 Jahren.
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihr
Michail Hengstenberg, Autor im Kulturressort