News: Bundesverfassungsgericht, Literaturnobelpreis, Memoiren von Boris Johnson

vor 3 Stunden 1

Was aber, wenn die AfD irgendwann so mächtig wird, dass sie Einfluss auf die Arbeit der obersten Gerichte der Bundesländer nehmen kann? Was, wenn sie eines Tages die Möglichkeit hätte, gar das Bundesverfassungsgericht nach ihren Vorstellungen nach rechts zu reformieren?

Heute berät der Bundestag in erster Lesung zwei Gesetze, die die Rolle des Verfassungsgerichts stärken und mögliche Blockaden bei der Richterwahl ausschließen sollen. Eingebracht werden die Gesetze von den Ampelfraktionen und der Union. Fundamentaloppositionschef-Chef Friedrich Merz (CDU) hatte eine Zusammenarbeit mit der Regierung in dieser Sache noch vor gar nicht so langer Zeit infrage gestellt, offenbar hat er sich zwischenzeitlich besonnen. Das ist gut so: Die Absicherung unserer wichtigsten Institutionen ist eine gemeinsame Aufgabe aller Demokraten.

Wer kennt das Werk? Ein Buch? Das Land?

Der heutige Tag wird in den Kulturressorts der Medien gleichermaßen gefürchtet und gefeiert: Wir werden erfahren, wer in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet werden wird. Normalerweise haben Kulturjournalisten eher selten mit Eilmeldungen zu tun, aber heute wird es hektisch: Wer ist mit dem Werk der ausgezeichneten Person vertraut? Falls niemand: Wer hat wenigstens ein Buch von ihr gelesen? Bei großem Pech: Wer kennt sich zumindest einigermaßen mit der Literatur ihres Herkunftslandes aus?

Wenn meine KollegInnen in der SPIEGEL-Kulturredaktion es noch so machen wie in den Vorjahren, dann wird es heute wieder einen lustigen internen Chat geben, an dessen Ende sich dann der Autor oder die Autorin des Nobelpreisträgerportäts findet, das Sie heute Abend auf SPIEGEL.de lesen können.

Ich muss an diesem Tag leider immer an eine der peinlichsten Episoden meines Berufslebens denken: Vor vielen Jahren war ich am Tag der Nobelpreisverkündung zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse bei einem für mich damals sehr wichtigen Mittagessen mit einem Verleger und einigen seiner Autoren. In die Nachspeise platzte die Nachricht von der gerade gekürten Literaturpreisträgerin in die distinguierte Runde. Alle sagten einen klugen, kenntnisreichen Satz über die bekannte Literatin. Ich auch. Dachte ich. Bis man mich nach dem Kaffee diskret darauf hinwies, dass ich die Dame offenbar mit einer anderen verwechselt hatte.

Das vergessen Sie bitte gleich wieder. Zur Ablenkung und um die Wartezeit zu überbrücken empfehle ich derweil die Lektüre einer schon etwas älteren, aber immer noch höchst lesenswerten Reportage meiner Kollegin Elisa von Hof über das System der Nobelpreissuche.

Erinnerungen eines Unseriösen

Eher unwahrscheinlich, dass Boris Johnson mit seinem großen Vorgänger Winston Churchill gleichziehen wird: Der war bekanntermaßen nicht nur britischer Premier, sondern auch Träger des Literaturnobelpreises. Zwar ist über die literarische Qualität der heute erscheinenden Memoiren Johnsons nichts bekannt, die kursierenden Inhaltsschnipsel lassen jedoch nichts Gutes erahnen.

Vermeldet wurde etwa, dass sich Johnson darin damit brüstet, die wahre Todesursache von Queen Elizabeth II. zu kennen. Offenbar hat er ihre Diagnose aufgeschnappt, als er gerade im Palast war, um seinen Rücktritt zu erklären. Eine andere Episode beschäftigt sich wohl mit einem Aufzeichnungsgerät, das Johnson nach einem Besuch Benjamin Netanjyhus in der Toilette gefunden haben will.

Indiskrete Schnüffelei am Totenbett und anrüchige Neuigkeiten vom stillen Örtchen – wen solcherlei interessiert, möge zuschlagen. Vielleicht erfährt die Welt ja auch endlich die Antwort auf die einzige Frage, die man Boris Johnson mal im Ernst stellen möchte: Warum ist er eigentlich in die Politik gegangen und nicht zum Zirkus?

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  • Für ein AfD-Verbot ist es zu früh: Die Erfolge der AfD in Ostdeutschland waren alarmierend, nun wollen einige die extrem rechte Partei verbieten lassen. Das wäre ein Fehler: Zunächst müssen alle anderen Mittel der wehrhaften Demokratie ausgereizt sein .

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