Nach einem schwierigen Anfangsjahr bei Borussia Dortmund blüht Ramy Bensebaini in seiner zweiten Saison auf. Der Linksverteidiger bekam nach dem Sieg bei Dinamo Zagreb viel Lob, sein Trainer Nuri Sahin aber fand auch einen Kritikpunkt.
Fingerzeig: Ramy Bensebaini besticht aktuell und hat in Zagreb getroffen. IMAGO/HANZA MEDIA
Aus Zagreb berichtet Patrick Kleinmann
Gregor Kobel hatte es plötzlich eilig. Geduldig stand der Dortmunder Keeper unter der Südtribüne des Zagreber Maksimir-Stadions und sprach über den überzeugenden 3:0-Sieg seines Teams zuvor. Doch als plötzlich lauter Jubel seiner Mitspieler aus der angrenzenden Kabine herüberschallte, ging der Schweizer doch lieber mal schauen, was da los ist.
Es war der begeisterte Empfang für Ramy Bensebaini, der mit Felix Nmecha und Serhou Guirassy noch eine Extrarunde vor den Dortmunder Fans eingelegt hatte und nun mit seiner Trophäe als "Man of the Match" in die Umkleide kam. Die Auszeichnung der UEFA hatte sich der Algerier durch eine starke Leistung verdient, auch wenn Jamie Gittens beim vierten Dortmunder Sieg im fünften Spiel der laufenden Champions-League-Ligaphase derjenige war, der den wichtigen Führungstreffer erzielt hatte.
Bensebaini aber war es vorbehalten, nach einer präzisen Ecke von Pascal Groß zum vorentscheidenden 2:0 einzuköpfen. Zudem war er auf seiner linken Seite viel unterwegs, hatte 100 Ballkontakte und war durch seine extrem hohe Positionierung in Ballbesitz ein Grund dafür, dass sich der BVB den arg defensiven Gegner geduldig zurechtlegen konnte, um dann noch vor der Pause durch Gittens den Weg zu bereiten. Bensebaini hatte zudem in der 8. Minute schon einen Kopfball an die Latte gesetzt.
Bensebaini ist "ein Top-Spieler"
"Ramy ist seit Wochen gut in Form, das war nicht sein erstes gutes Spiel", befand Mitspieler Nico Schlotterbeck. "Er lässt sich völlig verdient feiern." Zu Beginn der Saison hatte der Innenverteidiger, ebenfalls Linksfüßer, noch die Rolle ganz links in der Viererkette gespielt, inzwischen ist Bensebaini gesetzt. "Er bekommt das Vertrauen vom Trainer", sagt Schlotterbeck und lobt: "Er ist ein Top-Spieler, er hat einen super Kopfball, er ist mit dem Fuß gut und er hat auch sehr, gute Grätschen."
Das Vertrauen bestätigte auch Nuri Sahin etwas später in der Pressekonferenz. Im aktuellen Kader ist der algerische Nationalspieler der einzig gelernte Linksverteidiger mit Erfahrung. Das Risiko nach einem sehr durchwachsenen Jahr mit ihm alleine in die Spielzeit zu gehen, hat sich bisher rentiert. Zwei Tore und drei Vorlagen sammelte Bensebaini in den ersten 16 Pflichtspielen, es sind fünfmal so viele Scorerpunkte wie in der gesamten Vor-Saison. "Er kann sehr gut verteidigen", lobte der Coach. "Er hat immer einen spielerischen Ansatz. Und seine Kopfballstärke ist ja bekannt."
Ein Thema nervt Sahin
Doch Sahin fand auch einen Kritikpunkt am Spiel des 29-Jährigen: In der 60. Minute war er nach einem harmlosen Zweikampf mit Zagrebs Youngster Martin Baturina aneinandergeraten, nach der kleinen Rudelbildung bekamen beide Spieler die Gelbe Karte - Bensebainis zweite im laufenden Wettbewerb und die letzte vor einer Ein-Spiel-Sperre.
In der Liga, wo es nun am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zum Schlager gegen Tabellenführer Bayern München kommt, fiel er deswegen bereits am 10. Spieltag in Mainz aus. "Er bekommt immer noch zu viele Gelbe Karten", ärgerte sich sein Trainer deswegen. "Das ist ein Thema, das mir nicht gefällt, das nervt mich. Denn ich verzichte nicht gerne auf meine Spieler."