"Neues Worst-Case-Szenario": Stärkster Sonnensturm traf die Erde 12.350 v. u. Z.

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Der bisher stärkste bekannte Sonnensturm hat die Erde vor 14.375 Jahren getroffen und war noch einmal fast 20 Prozent stärker als der bisherige Rekordhalter aus den Jahren 774/775. Das hat ein europäisches Forschungsteam ermittelt und damit bestätigt, dass das Ereignis in der jüngsten Eiszeit tatsächlich deutlich stärker war als alle bekannten Nachfolger. Frühere Analysen hatten auf die enorme Stärke hingedeutet, aber die Bestätigung stand bislang aus. Für die Arbeit hat das Team eine neue Methode eingesetzt, die anhand der Messdaten zu dem Sonnensturm aus dem Jahr 775 validiert wurde. Damit stellt der Sonnensturm aus dem Jahr 12.350 v. u. Z. nun ein neues "Worst-Case-Szenario" für die Erde dar, erklärt Forschungsleiterin Kseniia Golubenko.

Bei dem jetzt eingeordneten Sonnensturm handelt es sich um ein Miyake-Ereignis, benannt nach dem Entdecker der immensen Anreicherung des Kohlenstoffisotops C-14 in den Jahresringen von Bäumen, die damit verbunden ist. Das entsteht, wenn Strahlung auf die Erdatmosphäre trifft. Bislang galt ein Anstieg aus den Jahren 774 und 775 als der stärkste, aber aus dem Jahr 12.350 v. u. Z. übertrifft ihn noch einmal deutlich. Damit war er aber nicht doppelt so stark, wie nach seiner Entdeckung vor anderthalb Jahren vermutet wurde. Trotzdem bedeute die Vermessung, dass der eiszeitliche Sonnensturm 500 Mal stärker war als das stärkste derartige Ereignis aus der modernen Ära der Satelliten, schreibt das Team noch. Das wurde 2005 registriert.

Um die Stärke des Sonnensturms zu ermitteln, musste das Team die Isotopenanreicherung vor dem Hintergrund der klimatischen Bedingungen in der Eiszeit modellieren. Zur Validierung wurde das entwickelte Modell dann aber auch an den Messdaten späterer Miyake-Ereignisse validiert. Herausgefunden hat das Team anhand der analysierten Baumringe weiterhin, dass sich der Sonnensturm im Frühjahr des eiszeitlichen Jahres – und da am wahrscheinlichsten Anfang März ereignet haben dürfte. Unsere Vorfahren haben davon womöglich gar nichts mitbekommen. Denn bislang gibt es beispielsweise praktisch keine Hinweise darauf, dass das bislang stärkste Ereignis aus dem Jahr 774 beziehungsweise 775 für die Menschen sichtbar waren.

Vergleich der Stärke der bekannten Miyake-Ereignisse (als grüner Punkt unten rechts die Intensität des stärksten mit halbwegs modernen Instrumenten beobachteten Strahlungsausbruchs aus dem Jahr 1956)

(Bild: Golubenke et.al)

Sollte sich ein solches Ereignis heutzutage wiederholen, wären die Folgen angesichts unserer immensen Abhängigkeit von Technik höchstwahrscheinlich katastrophal. Die Partikel könnten moderne Infrastruktur im Weltall und auf der Erdoberfläche lahmlegen, betroffen wären beispielsweise Strom- und Kommunikationsnetze. Deshalb sei es umso wichtiger, frühere Ereignisse so gut wie möglich zu verstehen. Erst vor wenigen Monaten hat eine Forschungsgruppe ermittelt, dass sich solche gigantischen Eruptionen viel häufiger ereignen als angenommen. Gleichzeitig sind sie deutlich stärker als einer der heftigsten Sonnenstürme der vergangenen Jahrhunderte, das sogenannte Carrington-Event von 1859.

(mho)

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