Kann ein Torwart positiv auffallen, wenn er nur wenige Bälle zu halten hat? Er kann, wie das Beispiel Manuel Neuer beim 1:0 gegen PSG zeigte, als der 38-Jährige vor allem mit dem Ball am Fuß überzeugte.
Gegen Paris stark am Ball: Bayerns Torwart Manuel Neuer picture alliance/dpa
Richtig eingreifen musste der Kapitän des Rekordmeisters nur einmal, als er in der 32. Minute einen Schuss von Ousmane Dembelé aus rund sechs Metern abwehrte, schnell und gut abtauchte. Ansonsten hielt Bayerns Defensive den Meister aus Frankreich gut vom Tor weg. Das war in dieser Saison nicht immer so, gerade in den Partien in Frankfurt (3:3) und Barcelona (1:4) schien jeder Schuss aufs Tor auch drin.
War das Manuel Neuers Schuld? Natürlich nicht, auch wenn es manchmal den Anschein hatte, als ob er den ein oder anderen Ball in seinen besten Jahren vielleicht mit einer spektakulären Parade gehalten hätte. Umgekehrt gedacht zählt der Keeper auch im fortgeschrittenen Alter immer noch weltweit zu den besten seines Fachs.
Eine große Stärke war immer die Spieleröffnung, den Ball auch unter Gegnerdruck präzise verarbeiten zu können. Neuer, der elfte Feldspieler. In dieser Disziplin zeigte er in den vergangenen Monaten die ein oder andere kleine Schwäche. Paris wusste dies offensichtlich, lief Neuer daher am Dienstagabend von Beginn an aggressiv so an, dass er den Ball meist mit dem rechten Fuß schlagen musste.
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27.11.24 - 14:39 Uhr 12:15 Minuten
Ein Plan, der nicht aufging, weil Neuer bis auf ein, zwei Ausnahmen sehr gute Bälle spielte oder auch mal im eigenen Strafraum einen attackierenden Stürmer per Körpertäuschung ins Leere laufen ließ. Aktionen, die von Selbstvertrauen zeugen.
Seit 664 Minuten ohne Gegentor
Neuer spielte gegen Paris 55 Pässe, ein hoher Wert für einen Torwart. 43 davon fanden einen Mitspieler, 26 dieser 55 Pässe waren weite Flugbälle, um das Pressing der Pariser zu überspielen und hinter ihre Linien zu kommen. Elf der zwölf Fehlpässe passierten bei diesen weiten, risikoreichen Bällen, verschmerzbar. Zumal er mit diesem Stilmittel durchaus auch Gegenangriffe einleitete, etwa mit einem präzisen langen Ball auf Thomas Müller in der Schlussphase.
Die Zahlen sprechen derzeit auch bei den Gegentoren für Bayerns Nummer 1, die seit 664 Pflichtspielminuten ohne Gegentor ist. Das letzte schluckte er beim 1:4 in Barcelona. Zum persönlichen Rekord fehlt jedoch eine Menge, der steht bei 1146 Minuten aus der Saison 2011/12. Einen Titel gewannen die Münchner damals nicht. Das soll in der aktuellen Saison nicht passieren. Auch wenn noch nicht alles rund läuft, die Offensive derzeit etwas stottert: Auf Neuer und die Defensive ist aktuell Verlass, sie gewinnt dem FCB Spiele.
Frank Linkesch