Neue Kostenverteilung: Für Millionen Kunden wird der Strom wohl billiger

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Rund zehn Millionen Haushalte können nächstes Jahr mit geringeren Stromkosten rechnen. Davon profitieren mehrheitlich ländliche Regionen in Nord- und Ostdeutschland sowie Bayern. Der Grund dafür ist die neue Kostenverteilung des Stromnetzausbaus. Dadurch reduzieren sich die Netzentgelte für Stromkonzerne, die circa ein Viertel des Strompreises ausmachen.

Gas- und Stromlieferanten zahlen die Netzentgelte als eine Art Gebühr an die Netzbetreiber und leiten sie in weiterer Folge an die Verbraucher weiter. Das betrifft auch die Kosten für den Stromnetzausbau.

Der Energiekonzern E.on teilte mit, dass seine Verteilnetz-Töchter die Netzentgelte teils deutlich absenken. Diese Firmen decken etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen ab und damit etwa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes.

Die Kosten ändern sich wegen einer neuen Vorschrift der Bundesnetzagentur, es geht dabei um den milliardenschweren Umbau der Energienetze. Demnach müssen die Netze vor allem dort stark ausgebaut werden, wo viel Ökostrom erzeugt wird – wie beispielsweise durch Windräder im Norden. Allerdings wird dort nur ein Teil des Stroms vor Ort gebraucht. Der Rest fließt weiter Richtung Süden, um etwa Großstädte oder Industriezentren zu versorgen.

Weil im ländlichen Teil von Bayern viele neue Photovoltaikanlagen installiert werden, müssen auch dort die Netze aufwendig umgebaut werden, was zu einer Entlastung führt.

»Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften«, sagt Netzagentur-Chef Klaus Müller zu den neuen Regeln.

Preissenkung für Regionen mit Windrädern und PV-Anlagen

Bislang mussten dünn besiedelte Regionen mit vielen Windrädern und Photovoltaikanlagen mehr zahlen als Regionen mit relativ wenigen Windrädern und Solaranlagen – obwohl diese Regionen vom Stromzufluss profitierten.

Bei Schleswig-Holstein Netz sinken die Netzentgelte im kommenden Jahr um 27 Prozent, die brandenburgische E.DIS Netz GmbH verringert die Kosten um 20 Prozent. Bei der ebenfalls in Ostdeutschland aktiven Mitnetz mbH aus Cottbus wird es um10 Prozent günstiger.

In Bayern geht es beim Bayernwerk Netz GmbH um elf Prozent runter und bei den Lechwerken um 27 Prozent. Bei anderen Firmen sinken die Kosten ebenfalls zweistellig, etwa beim kommunalen Netzbetreiber Wemag aus Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt rund 800 Stromnetzbetreiber in Deutschland.

Der Energieanbieter Wemag hat etwa bereits angekündigt, die Entgeltsenkung seiner Netzbetreiber-Sparte in Mecklenburg-Vorpommern an die Kunden weiterzureichen.

Dazu stellt die Firma eine Beispielrechnung auf: Ein durchschnittlicher Haushalt zahle bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 9,47 Cent pro Kilowattstunde statt zuvor 15,5 Cent – das wäre eine jährliche Reduzierung um rund 40 Prozent oder 211 Euro.

In Hessen wird es teurer

Auch andere Energiefirmen wollen ihre Kunden entlasten. Sie müssen durch die Netzentgelt-Senkung zwar nicht unbedingt die Preise für die Verbraucher senken. Allerdings würden sie ihre Kunden aufgrund der billigeren Konkurrenzangebote langfristig wohl verlieren.

Allerdings wird es für einige Verbraucher auch teurer: Das hessische Unternehmen Syna erhöht die Preise etwa um fünf Prozent. Westnetz aus Nordrhein-Westfalen um ein Prozent. Beide Firmen gehören zu E.on.

Rund zwei Milliarden Euro Entlastung

Netzagentur-Chef Müller zeigte sich insgesamt mit der Entwicklung zufrieden: »In vielen ländlichen Regionen Nord- und Ostdeutschlands und auch in Bayern lagen die Netzentgelte in der Vergangenheit zum Teil deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt«, sagt er. »Es ist uns gelungen, dass diese Menschen bei den Netzentgelten deutlich entlastet werden.«

Laut seiner Behörde betragen die Entlastungen wohl mehr als zwei Milliarden Euro. »Die Entlastung führt auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland«, sagt Müller.

Er forderte die Stromlieferanten auf, die niedrigeren Kosten schnell an den Endkunden weiterzugeben. »Kundinnen und Kunden sollten darauf achten, dass die Vergünstigungen bei ihnen ankommen, oder ihren Lieferanten wechseln.«

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