Der zyprische Präsident will sein Militär für einen möglichen Beitritt zur Nato rüsten. US-Präsident Joe Biden soll er dafür einen konkreten Phasenplan vorgestellt haben.
28. November 2024, 12:51 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AP, svj
Zypern bereitet nach Angaben von Präsident Nikos Christodoulidis einen Beitritt in die Nato vor. Das Staatsoberhaupt habe bei einem Besuch im Weißen Haus US-Präsident Joe Biden Pläne für einen möglichen Beitritt der Republik Zypern in das Militärbündnis vorgestellt, berichtete die griechische Zeitung Kathimerini. Es handle sich um einen detaillierten, langfristigen Plan, der aus mehreren voneinander abhängigen Phasen besteht und von Washington bereits akzeptiert worden sei.
Zur Nachrichtenagentur AP sagte Christodoulidis, dass derzeit keine Aufnahme möglich sei, weil das Bündnismitglied Türkei Einwände dagegen habe. Die zyprische Nationalgarde solle aber bereits so ausgebildet und ausgerüstet werden, dass sie Nato-Standards entspricht. Man verhandle deshalb mit den USA auch über die Aufrüstung einer Luftwaffenbasis und mit der EU über einen Marinestützpunkt. "Die Stärkung der Abschreckungsfähigkeiten der Republik Zypern hat höchste Priorität, und wir nutzen jede Gelegenheit, sowohl in Richtung der Vereinigten Staaten und der Nato als auch der Europäischen Union", sagte er. So wolle man sicherstellen, dass "alles an seinem Platz sei", wenn Zypern ein Mitgliedsstaat der Nato werden könne.
Vereinte Nationen fördern Friedensgespräche in Zypern
Zypern ist seit 1960 unabhängig vom Vereinigten Königreich und war während des Kalten Kriegs neutral. Seit 2004 ist das Land EU-Mitglied, was praktisch aber nur für den südlichen Teil des Landes gilt, weil der Norden seit 1974 von türkischen Truppen besetzt und die Insel geteilt ist. 1983 erklärten sich die türkischen Zyprer im nördlichen Drittel der Mittelmeerinsel für unabhängig. Diese Entscheidung wird nur von der Türkei anerkannt. Im Süden der Insel sitzt die international anerkannte griechisch-zyprische Regierung. Zudem befinden sich dort aus der Kolonialzeit noch zwei britische Militärbasen.
Christodoulidis ging nicht darauf ein, wie türkische Einwände gegen einen Nato-Beitritt Zyperns ausgeräumt werden könnten. Die Vereinten Nationen arbeiten derzeit daran, die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen zwischen den rivalisierenden Seiten in Zypern vorzubereiten.