Islamistische Milizen hatten das syrische Regime mit einem Vorstoß überrascht und Gelände erobert. Nun reagieren Russland und Machthaber Assad mit schweren Bombardements.
28. November 2024, 16:19 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, AFP, dpa, jko
Die syrische Armee und ihr Verbündeter Russland haben mit heftigen Luftschlägen auf die überraschende Offensive islamistischer Milizen im Nordosten des Landes reagiert. Unter der Führung der islamistischen Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham, die Teil des Terrornetzwerkes al-Qaida ist, hatte eine Allianz islamistischer Milizen rund um die Metropole Aleppo Gebiete erobert, die zuvor von der syrischen Regierung kontrolliert wurden.
Der Vorstoß der Islamisten sei eine Reaktion auf verstärkte Angriffe der russischen und syrischen Luftstreitkräfte auf Zivilisten im Süden der Provinz Idlib. Seit Jahresbeginn seien bei Drohnenangriffen auf Dörfer über 80 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Zivilisten, teilten die Angreifer mit. Die syrische Regierung bestreitet das. Außerdem habe man möglichen Angriffen der syrischen Armee zuvorkommen wollen, die Truppen in der Nähe der Frontlinien zusammenziehe.
Berichten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sind die Dschihadisten bei ihrer Attacke bis vor die Tore der Stadt Aleppo
und auf wenige Kilometer an die schiitischen Städte Nubl und
Sahra herangerückt, wo die vom Iran unterstützte libanesische
Hisbollah-Miliz
stark vertreten ist. In türkischen Sicherheitskreisen hieß es, die
syrischen Regierungstruppen hätten ihre Stellungen aufgegeben. Auch der
Flughafen Al-Najrab im
Osten Aleppos, wo proiranische Milizen
stationiert sind, sei angegriffen worden.
Offenbar mehr als 140 Menschen getötet
Das Militär sei unter
"großen Verlusten" dabei, den "Großangriff auf
breiter Front" abzuwehren, hieß es von Seiten der syrischen Armee. Mit Unterstützung der russischen Luftwaffe und "befreundeten Kräften" seien den Angreifern durch Bombardements schwere Verluste zugefügt worden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien sind bei den Kämpfen mehr als 140 Menschen getötet worden, darunter 89 Milizionäre. Die Angaben sind von unabhängiger Seite allerdings kaum zu überprüfen.
Im Jahr 2011 war in Syrien ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Seitdem sind in dem Konflikt mehr als 500.000 Menschen getötet und Millionen vertrieben worden. Heute ist das Land gespalten. Machthaber Al-Assad kontrolliert mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran inzwischen wieder zwei Drittel des Landes. Der Nordwesten ist teilweise unter Kontrolle von Oppositionskräften. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht.