Vor dem Treffen des israelischen Sicherheitskabinetts haben tausende Menschen in ganz Israel demonstriert. Sie fordern die Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe.
26. August 2025, 18:17 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, dpa, voi
In Israel haben sich vor dem geplanten Treffen des Sicherheitskabinetts zahlreiche Menschen für ein Ende des Krieges im Gazastreifen demonstriert. Um 6.29 Uhr – dem Zeitpunkt, zu dem die Hamas am 7. Oktober 2023 ihren Angriff startete – begann der Protesttag. Allein in Jerusalem protestierten nach Informationen der israelischen Zeitung Times of Israel hunderte Demonstranten vor dem Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, wo derzeit das Sicherheitskabinett tagt. Die Demonstranten forderten die vollständige Freilassung der Geiseln und einen Waffenstillstand.
Weitere Protestaktionen gab es unter anderem in den Straßen von Tel Aviv, wo Autoreifen angezündet und Straßen blockiert wurden. Zu den Demonstrationen aufgerufen hatte das israelische Forum für Geiseln und vermisste Familien. Die Proteste stehen unter dem Motto "Israel steht zusammen". Das Forum wirft Ministerpräsident Netanjahu vor, den Krieg aus politischen Gründen zu verlängern, da seine rechtsextremen Koalitionspartner gegen eine Waffenruhe sind. "Wir fordern von unseren Anführern, dass sie sich an den Verhandlungstisch setzen und nicht aufstehen, bis es eine Einigung gibt", hieß es in einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien.
Auf dem "Platz der Geiseln" in Tel Aviv versammelten sich zudem mehrere Holocaustüberlebende vor einem Tisch, auf dem leere Teller, vereinzelte Brotstücke, Konserven und verstreuter Sand ausgebreitet waren. Mit der Aktion machten die Überlebenden auf die Lebensbedingungen der Verschleppten in der Geiselhaft aufmerksam. "Wir wissen, was der Holocaust bedeutet, was Hunger und was Angst bedeuten", sagte die 86-jährige Holocaustüberlebende Colette Avital. "Wir sind hier, um die Öffentlichkeit aufzurufen: In 50 Jahren werdet ihr euch fragen, wo ihr wart und warum ihr nicht gehandelt habt. Wir alle müssen uns engagieren, und wir alle müssen diesen Albtraum beenden und alle nach Hause bringen."
Israel soll auf den jüngsten Vorschlag nicht reagiert haben
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Donnerstag sofortige Verhandlungen für eine Geiselfreilassung angeordnet. Zuvor hatte die Hamas einem Vorschlag für eine Waffenruhe zugestimmt, der eine schrittweise Freilassung einiger Geiseln über einen Zeitraum von 60 Tagen vorsieht.
Nach Angaben des Vermittlers Katar hat Israel bisher jedoch nicht auf den jüngsten Vorschlag reagiert. "Die Verantwortung liegt nun auf der israelischen Seite, auf das vorliegende Angebot zu reagieren", teilte der katarische Außenamtssprecher Madsched al-Ansari mit.
Israel steht sowohl im Inland als auch im Ausland unter zunehmendem Druck, den Krieg im Gazastreifen zu beenden. Jedoch haben ultrarechte Mitglieder der Koalition wiederholt damit gedroht, die Regierung zu verlassen, falls eine Waffenruhe beschlossen werde.
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