Naher Osten: Hamas will bis zur Gründung eines Palästinenserstaates weiterkämpfen

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Die Terrororganisation lehnt eine Entwaffnung ab, solange es keinen eigenständigen Staat Palästina gibt. Die US-Regierung will laut Berichten nun ihre Taktik ändern.

3. August 2025, 6:14 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa,

 Familien israelischer Geiseln im Gazastreifen forderten bei Protesten am Samstag einen Deal zur Freilassung und ein Ende des Kriegs.
Familien israelischer Geiseln im Gazastreifen forderten bei Protesten am Samstag einen Deal zur Freilassung und ein Ende des Kriegs. © Ariel Schalit/​AP/​dpa

Die Hamas will ihre Waffen erst niederlegen, wenn ein unabhängiger palästinensischer Staat gegründet ist. Das teilte die Terrorgruppe in einer Erklärung mit. Der bewaffnete Widerstand könne nur dann aufgegeben werden, wenn die Rechte der Palästinenser vollständig verwirklicht seien, insbesondere die Errichtung eines unabhängigen und vollständig souveränen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt, heißt es darin.

Die radikalislamische Hamas beansprucht das gesamte historische Palästina – es umfasst Land, das inzwischen Staatsgebiet Israels ist. In einem Grundsatzpapier von 2017 akzeptiert die Gruppe jedoch einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 – das heißt bestehend aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen und Ostjerusalem. Das Existenzrecht Israels erkennt die Hamas nicht an. 

Mit der Erklärung reagiert die Hamas auf optimistische Äußerungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff am Samstag. Dieser hatte Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Familien der noch im Gazastreifen festsitzenden israelischen Geiseln gesagt, dass die Hamas nach eigenen Aussagen zur Entmilitarisierung bereit sei. 

"Wir stehen kurz vor dem Ende dieses Krieges", hatte Witkoff demnach dem Forum der Geiselfamilien bei dem Treffen in Tel Aviv angekündigt. "Wir haben einen Plan, den Krieg zu beenden und alle nach Hause zu bringen."

Trump will laut Berichten das Stückwerk beenden

Der US-Nachrichtenseite Axios und israelischen Medien zufolge will die US-Regierung ihre Gazapolitik ändern. Statt wie bisher zunächst nur über eine Waffenruhe und die stufenweise Freilassung der Geiseln zu verhandeln, strebe US-Präsident Donald Trump jetzt einen umfassenden Deal an, der den Krieg beendet und alle verbleibenden Geiseln auf einmal zurückbringt, hieß es. Das habe Witkoff auch den Geiselfamilien bei ihrem Treffen in Tel Aviv gesagt.

"Keine stückweisen Deals. Das funktioniert nicht", wurde der US-Sondergesandte zitiert. Seine Äußerungen seien ein Eingeständnis, dass die monatelangen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas eine Waffenruhe herbeizuführen und die Freilassung der Geiseln zu bewirken, gescheitert sind, schrieb Axios

Israel und die USA seien sich einig, dass es angesichts der Haltung der Hamas nötig sei, zu einem Rahmen für die Freilassung aller Geiseln, die Entwaffnung der Hamas und die Entmilitarisierung des Gazastreifens überzugehen, zitierte Axios einen israelischen Beamten. Eine endgültige Entscheidung darüber gebe es aber nicht. Ein Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung von zehn lebenden Geiseln liege weiterhin auf dem Tisch. 

Arabische Staaten fordern Hamas-Kapitulation

Mehrere arabische Staaten, darunter Ägypten und Katar, die in den indirekten Gesprächen zwischen den Kriegsparteien vermitteln, hatten kürzlich bei einer UN-Konferenz in New York ein Ende der Hamas-Herrschaft in dem Küstengebiet gefordert. "Im Rahmen der Beendigung des Krieges im Gazastreifen muss die Hamas ihre Herrschaft im Gazastreifen beenden und ihre Waffen mit internationalem Engagement und Unterstützung an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben", heißt es in einem Dokument. 

Darauf schien sich Witkoff bei seinem Treffen in Tel Aviv mit Angehörigen der Geiseln zu beziehen, hieß es in israelischen Medienberichten. Dabei soll er auch gesagt haben, die Hamas sei bereit, sich zu entmilitarisieren. In ihrer Stellungnahme verwies die Terrororganisation jedoch darauf, dass der Besitz von Waffen und Widerstand das legitime Recht eines besetzten Volkes sei. 

Mindestens 20 der Geiseln sollen noch am Leben sein. Bei einer Massenkundgebung am Samstag in Tel Aviv forderten Israelis einen Deal zur Freilassung aller Geiseln. Laut dem Forum nahmen fast 60.000 Menschen an der Demonstration teil. 

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