Trotz eines ursprünglich bis 2027 gültigen Vertrages hat sich Francesco Farioli entschieden, Ajax Amsterdam vorzeitig zu verlassen. Mit dem niederländischen Rekordmeister hatte er zuletzt einen Neun-Punkte-Vorsprung in fünf Partien verspielt. Zwei Niederländer werden bereits als Nachfolger gehandelt.

Bitterer Abgang: Francesco Farioli verlässt Ajax Amsterdam ohne Titel. IMAGO/ANP
Lange Zeit sah es für Ajax Amsterdam so aus, als könne man zumindest in der Liga die für eigenen Ansprüche katastrophale Saison 2023/24, die man weit abgeschlagen auf Rang 5 beendete, wiedergutmachen. Fünf Spieltage vor dem Ende hatte die Mannschaft von Francesco Farioli schon mindestens eine Hand am Titel, den man nach drei Jahren unbedingt wieder in die Stadt holen wollte.
Der Vorsprung auf Verfolger PSV Eindhoven betrug damals neun Zähler, die von Opta errechnete Wahrscheinlichkeit für den 37. Meistertitel in dieser Saison lag bei 99,3 Prozent. Doch dann folgte der historische Einbruch. Während die PSV die Maximalpunktzahl sammelte, verlor Ajax zwei der fünf Spiele, spielte zweimal nur Remis und gab die Tabellenspitze schon vor dem letzten Spieltag ab. Eindhoven ließ sich dieses Geschenk nicht mehr nehmen und feierte die Titelverteidigung.
Farioli geht auf eigenen Wunsch
Einen derartigen Vorsprung zu einem solchen Zeitpunkt hatte zuvor noch kein Team aus England, Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland oder den Niederlanden verspielt. Und das hat Folgen: Wie der Verein am Montag, einen Tag nach dem letzten Spieltag der Eredivisie, bekanntgab, hat sich Trainer Farioli dazu entschieden, den Verein zu verlassen.
Der Italiener war erst im vergangenen Sommer von der OGC Nizza gekommen und hatte ursprünglich bis 2027 unterschrieben. "Es war ein absolutes Privileg, der erste nicht-niederländische Trainer von Ajax seit 1998 und der erste italienische Trainer des Klubs zu sein", erklärte Farioli in einem Statement auf der Vereinshompage.
Selbe Ziele, unterschiedliche Visionen
"Das Management und ich haben dieselben Ziele für die Zukunft von Ajax, aber wir haben unterschiedliche Visionen und Zeitrahmen, wie wir arbeiten sollten, um diese Ziele zu erreichen", erklärte der 36-Jährige seine Entscheidung. Daher sei dies "aus tiefstem Herzen" nun "der beste Zeitpunkt, um getrennte Wege zu gehen".
Der Trainer bedankte sich für den Respekt und die Unterstützung der Fans nach einer "einzigartigen, intensiven und emotionalen Saison" mit "unglaublichen und unvergesslichen Momenten". Gemeinsam habe man das Ziel gehabt, "Ajax wieder dorthin zu bringen, wo es hingehört": in die Champions League. Ein Vorhaben, das zwar erreicht wurde, die verpasste Meisterschaft unter diesen Umständen jedoch wohl kaum überstrahlen kann.
Kroes ist "unglaublich enttäuscht"
Denn in den anderen Wettbewerben lief es ebenfalls nicht wirklich rund. In der Europa League scheiterte Ajax deutlich an Eintracht Frankfurt (1:2, 1:4), im heimischen Pokal war schon im Achtelfinale in Alkmaar Schluss (0:2).
Dennoch gab sich der Technische Direktor Alex Kroes "unglaublich enttäuscht" von Fariolis Entscheidung. "Francesco und seine Mitarbeiter waren eine große Hilfe für uns. Es war eine intensive Saison mit vielen denkwürdigen Momenten, und wir haben unser Ziel erreicht: die Qualifikation für die Champions League in der nächsten Saison", untermauerte auch der 50-Jährige. "Francesco spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Hochleistungskultur bei Ajax, wofür wir sehr dankbar sind."
In diesem Sommer sollte es bereits ein herausforderndes Transferfenster werden. Jetzt ist es noch schwieriger geworden.
Die ohnehin schon anspruchsvolle Situation für den Technischen Direktor wird durch den Trainerabgang nun noch einmal verschärft. "In diesem Sommer sollte es bereits ein herausforderndes Transferfenster werden. Jetzt ist es noch schwieriger geworden", blickte Kroes voraus. "Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass zum Start der Saisonvorbereitung am 26. Juni ein starkes neues Trainerteam zur Verfügung steht."
Simonis und ten Hag werden gehandelt
Niederländischen Medienberichten zufolge gibt es für die Nachfolge bereits zwei konkrete Kandidaten. Wie der Telegraaf berichtet, sollen Erik ten Hag, der auch in Leverkusen gehandelt wird, und Paul Simonis, Trainer der Go Ahead Eagles Deventer, auf dem Zettel von Ajax stehen. Es sollen sogar mit beiden bereits Gespräche stattgefunden haben.
dza