Nach Skandal: Neuer Zeitplan für BYD-Werk in Brasilien

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Die neue Fabrik des chinesischen Elektroautoherstellers BYD in Brasilien wird bis Dezember 2026 "voll funktionsfähig" sein. Das sagte der Arbeitsminister des Bundesstaates Bahia, Augusto Vasconcelos, Anfang der Woche. Bis dahin soll die Fabrik mit der Produktion von Autos aus halbfertigen Bausätzen beginnen, fügte er hinzu. Ermittlungen wegen "Sklaverei-ähnlicher Arbeitsbedingungen" für mehr als Hundert chinesische Vertragsarbeiter auf der Baustelle des künftigen BYD-Werkes hatten das Projekt zuletzt verzögert.

"Es wird ein neuer Zeitplan aufgestellt, sodass die Fabrik bis Dezember 2026 voll funktionsfähig sein und voraussichtlich 10.000 Arbeitsplätze schaffen wird", sagte Vasconcelos in einem in den sozialen Medien veröffentlichten Video, über das die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Brasilien ist BYDs größter Markt außerhalb Chinas. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Autobauer nach eigenen Angaben mit 76.713 verkauften Fahrzeugen in Brasilien ein Wachstum von rund 328 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Die Pläne für das BYD-Werk in Brasilien, das erste des Unternehmens außerhalb Asiens, in dem nur reine Elektroautos gebaut werden, waren Anfang 2024 bekannt geworden. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach damals von einer Investition von umgerechnet rund 564 Millionen Euro. BYD wird demnach eine Anfang 2021 geschlossene Ford-Fabrik in der Stadt Camaçari im Bundesstaat Bahia im Nordosten des Landes in einen Produktionskomplex mit einer Kapazität von 150.000 Elektroautos pro Jahr verwandeln.

Das Projekt geriet Ende Dezember wegen Vorwürfen von Arbeitsverstößen bis hin zum Verdacht auf Menschenhandel in die Schlagzeilen. Vor Ort gemachte Videoaufnahmen zeigten, wie die Arbeiter untergebracht waren: auf Etagenbetten ohne Matratzen und mit miserablen Kochbereichen. Die Arbeitsverträge enthielten demnach Klauseln, die sowohl in Brasilien als auch in China gegen das Arbeitsrecht verstoßen. Die brasilianischen Behörden sprachen von "sklavenartigen Bedingungen" für 163 chinesische Arbeiter. Das Subunternehmen Jinjiang, über das die Arbeiter beschäftigt waren, widersprach dieser Darstellung. Die Zustände wurden bei einer Kontrolle auf dem Gelände von BYD aufgedeckt. Brasilien setzte daraufhin die Vergabe von befristeten Arbeitsvisa an das Unternehmen aus und stoppte den Bau des Werkes zwischenzeitlich.

Nach dem ursprünglichen Plan sollte das Werk in diesem Jahr mit der Produktion von Autos beginnen. Nach dem von Vasconcelos angekündigten neuen Zeitplan sollen nun zunächst Fahrzeuge aus importierten Bausätzen aus China zusammengebaut werden. Dafür wird BYD in diesem Jahr etwa 1.000 Arbeiter in Brasilien einstellen, sagte Julio Bonfim, Vorsitzender der Metallarbeitergewerkschaft von Camaçari, gegenüber Reuters. Das ist nur ein Bruchteil der 10.000 weiterhin versprochenen Arbeitsplätze. Darüber hinaus wird das Werk 10.000 weitere indirekte Arbeitsplätze schaffen, schätzt BYD.

Trotz der Verzögerung sei der neue Zeitplan eine gute Nachricht, so Bonfim. Er erwartet, dass die Zahl der Einstellungen im nächsten Jahr zunehmen wird, wenn BYD damit beginnt, Fahrzeuge vollständig in Brasilien zu bauen.

(akn)

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