Nach dem Goldhammer-Aus: Die Zeit der Ausreden in Aschaffenburg ist vorbei

vor 23 Stunden 1

Simon Goldhammer ist beim Regionalligisten Viktoria Aschaffenburg Geschichte, obwohl er "viel Herzblut" in seine Arbeit gesteckt hat. Nun sprechen beide Seiten über die Trennung. Auch die Mannschaft steht jetzt in der Pflicht.

 Simon Goldhammer

Musste seinen Posten am Schönbusch räumen: Simon Goldhammer IMAGO/foto2press

Nur 15 Monate nachdem er die Nachfolge von Jochen Seitz angetreten hatte, wurde Simon Goldhammer zu Wochenbeginn als Trainer von Viktoria Aschaffenburg entlassen. Der Schritt erfolgte unmittelbar nach der enttäuschenden 0:3-Niederlage in Buchbach, die Ursachen reichen aber weiter zurück. Dennoch zeigte sich Goldhammer überrascht. "Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe alles gegeben, viel Herzblut und Energie investiert. Das tut jetzt weh. Ich war sehr gerne Trainer dieser Mannschaft."

Schwerer Start und ein gutes Verhältnis

Er verwies auf die Bilanz der bisherigen Spiele. Da habe die Mannschaft zwölf Punkte aus acht Spielen geholt und den schlechten Saisonstart mit 15 Gegentoren in fünf Spielen ausgebügelt. "Mein Verhältnis zum Team war intakt." Die Taktik sei zu Lasten der Offensive gegangen, räumte Goldhammer ein. Allerdings hatte er eine schwere Hypothek zu tragen. Der im Sommer verpflichtete, regionalligaerfahrene Stürmer Michael Gorbunow riss sich vor dem ersten Spiel das Kreuzband. Erst in den letzten Tagen des Transferfensters wurden mit Alen Camdzic und Luki Matondo zwei weitere Stürmer verpflichtet.

In der Vereinsführung sieht man das anders. Zum einen zählt Sportdirektor Tuncay Nadaroglu die nüchternen Fakten auf. Die Viktoria steht auf einem Relegationsplatz und hat zusammen mit Türkgücü die schwächste Offensive der Liga. "Aber man muss die Entwicklung über einen längeren Zeitraum analysieren." Und da stehen im Kalenderjahr 2024 gerade einmal fünf Siege in 25 Spielen zu Buche. Vor allem im Frühjahr sah man mit Entsetzen, wie die Mannschaft immer tiefer in den Keller rutschte und letztlich nur dank der guten Punkteausbeute vor der Winterpause die Klasse hielt.

Rückfall in alte Verhaltensmuster

"So eine Situation, als es im Abstiegskampf noch einmal richtig eng wurde, wollen wir auf gar keinen Fall noch einmal erleben", erklärt Nadaroglu. In seiner Zeit am Schönbusch holte Goldhammer in 46 Spielen jeweils zwölf Siege und Remis, 22 Partien gingen verloren.

Nach dem Spiel in Buchbach, das für Nadaroglu ein Rückfall in die Verhaltensmuster vom Saisonbeginn war, sah der Sportdirektor die Zeit zum Handeln gekommen. "Wir brauchen jetzt Veränderung. Ein neuer Trainer hat eine andere Herangehensweise und bringt hoffentlich neue Impulse."

Ich werde die Mannschaft in die Pflicht nehmen, die steht auf dem Platz und die spreche ich nicht frei von Schuld an der aktuellen Situation.

Allerdings sieht der Sportchef in Goldhammer nicht den allein Schuldigen. "Ich werde die Mannschaft in die Pflicht nehmen, die steht auf dem Platz und die spreche ich nicht frei von Schuld an der aktuellen Situation." Dass seine Trainertätigkeit zur dauerhaften Lösung wird, schloss der Ex-Profi aus. Nadaroglu verwies auf seine Aufgaben als sportlicher Leiter. Zusammen mit seinen beruflichen Anforderungen - er arbeitet im Immobilienmanagement einer Bahn-Gesellschaft - wäre das eine Dreifachbelastung, die nicht gehe.

Noch keine Gespräche mit potenziellen Nachfolgern

Gespräche mit einem möglichen Goldhammer-Nachfolger hat er noch nicht geführt. Das gehöre sich nicht, legt er Wert auf die Einhaltung der Regeln. Bis wann der neue Mann feststeht sei offen. "Der Trainermarkt ist ja nicht so üppig und man weiß nicht, wie sich Verhandlungen entwickeln. Außerdem ist wichtig, dass der Nachfolger in unsere finanzielle Struktur passt." Denn finanziell bleibt der Rahmen am Schönbusch nach wie vor sehr bescheiden. Zusammen mit Goldhammer wurde auch Co-Trainer Ersan Banbal freigestellt. Dagegen bleiben Torwarttrainer Daniel Soldevilla und Athletik-Trainer Jürgen Bleistei im Amt und sollen Nadaroglu unterstützen.

Klaus Gast

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