Am Neujahrstag war Mukesh Chandrakar aus der ostindischen Stadt Bijapur als vermisst gemeldet worden. Einige Tage später wurde die schwer misshandelte Leiche des dreiunddreißigjährigen Investigativjournalisten und Youtubers gefunden: einbetoniert in eine zugeschüttete Klärgrube auf dem Gelände einer Straßenbaufirma.
Chandrakar, dessen Youtube-Kanal bis zu seinem Tod über 165.000 Menschen folgten, hatte sich auf dem TV-Sender NDTV in einem Nachrichtenbericht kritisch über ein wohl korrumpiertes, millionenschweres Bauvorhaben von Suresh Chandrakar, einem Bauunternehmer und Verwandten, geäußert.
Die Polizei stieß, wie die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) berichtet, infolge einer Handyortung auf das Anwesen von Suresh Chandrakar und fand die Leiche des Journalisten in einer Klärgrube, die frisch mit Betonplatten gegossen worden war. Nach mehrtägiger Suche wurden der Bauunternehmer und seine Brüder Dinesh und Ritesh Chandrakar am 7. Januar festgenommen. Nach Angaben der Polizei in Bijapur sollen Mitarbeiter von Suresh und Ritesh Chandrakar den Journalisten mit Stahlstangen angegriffen und getötet haben. Während die Ermittlungen noch laufen, kam es nach dem grausamen Mord zu einer weiteren, pietätlosen Tat. Die Urne des Toten Mukesh Chandrakar wurde 50 Meter entfernt von dem Friedhof mit der Grabstätte zerschmettert auf dem Boden liegend gefunden. Auch dazu ermittelt die Polizei.
„Er war die Verkörperung des Mutes“, sagt ein Kollege
Dipankar Ghose, ein Journalistenkollege von Chandrakar, äußerte sich auf X zum Tod seines Freundes. Er sei für ihn „die Verkörperung des Mutes: Ich werde nicht so tun, als ob in einem Universum, in dem die Medienorganisationen, für die er arbeitete, nicht einmal für sein Benzin bezahlten, geschweige denn für ein stabiles Gehalt. Aber Mukesh liebte den Journalismus mit Leidenschaft“.
„Reporter ohne Grenzen“ zeigt sich „schockiert“ über das Verbrechen. „Der grausame Mord an Mukesh Chandrakar ist eine Vergeltungsmaßnahme für seine kritische Arbeit. Die indischen Behörden müssen die Verantwortlichen so schnell wie möglich vor Gericht stellen und Journalistinnen und Journalisten besser schützen“, sagte die RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. In den vergangenen zehn Jahre seien in Indien mindestens 28 Journalisten ermordet worden, teilt RSF mit. Fast die Hälfte von ihnen habe über Umweltthemen berichtet.