»Minecraft«: Was macht das Spiel seit 15 Jahren so beliebt?

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Katha, 25, steuert ihren Charakter mit Maus und Tastatur über eine grüne Wiese. Die Figur bleibt vor einer kleinen Eiche stehen und fängt an, den Baum mit bloßer Hand zu fällen. Aus dem so gewonnenen Holz stellt sie eine Werkbank her – und fertigt daran eine Axt, eine Schaufel, eine Spitzhacke und ein Schwert an. »Jetzt bin ich für die Nacht gerüstet«, sagt Katha. »Die kann in ›Minecraft‹ gefährlich werden.«

Katha kennt sich gut mit dem Spiel aus. Unter dem Namen Dreemtum lädt sie auf YouTube seit sieben Jahren Videos hoch, in denen sie »Minecraft« zockt. »Mittlerweile sind es mehr als 1900 Stück«, erzählt Katha, deren YouTube-Kanal rund 650.000 Menschen abonniert haben. Mit der Werbung, die in ihren Videos läuft, verdient sie Geld. »Für mich ist ›Minecraft‹ gleichzeitig Beruf und Lieblingsspiel.«

Auch viele andere Menschen sind Fans von »Minecraft«. Jeden Monat zocken mehr als 100 Millionen Leute das Game. Dabei ist es für ein Videospiel schon ziemlich alt – in diesem Jahr feiert es seinen 15. Geburtstag.

Die Welt von »Minecraft« besteht aus würfelförmigen Blöcken. Sie sind aus verschiedenen Materialien, etwa aus Erde, Holz, Stein oder Eisen. Spielerinnen und Spieler können mit ihrem Charakter nahezu alle Blöcke per Hand oder mittels herstellbarer Werkzeuge abbauen. Danach lassen sich die Blöcke aufnehmen und erneut in der Welt absetzen. In »Minecraft« gibt es verschiedene Spiel-Modi. Im Survival-Modus, dem wohl bekanntesten, geht es neben der Erkundung der Welt darum, den Hunger seines Charakters zu stillen sowie die Nächte zu überleben, in denen verschiedene Monster erscheinen. Feste Ziele gibt es in »Minecraft« nicht. Wer möchte, kann es im Survival-Modus aber mit mächtigen Gegnern aufnehmen, etwa dem Enderdrachen.

Der Erfinder von »Minecraft« heißt Markus Persson. Er hat es im Jahr 2009 in weniger als einer Woche programmiert und anschließend in einem Internetforum hochgeladen. Von dort aus verbreitete sich »Minecraft« schnell, das Game wurde zum Hit. Im Laufe der Zeit ergänzte Persson es um neue Funktionen, Objekte und Gegner, etwa den berüchtigten Creeper, der Spielenden mit seiner zischenden Explosion auf die Nerven geht.

Foto: DER SPIEGEL - generiert mit Midjourney

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Heute ist »Minecraft« das meistverkaufte Game aller Zeiten. Markus Persson hat allerdings nichts mehr damit zu tun. Vor zehn Jahren verkaufte er sein Entwicklerstudio Mojang samt »Minecraft« für 2,5 Milliarden Dollar an Microsoft. Danach verließ er Mojang. Mittlerweile arbeiten rund 600 Menschen in der Firma, die ihren Hauptsitz in der schwedischen Hauptstadt Stockholm hat. Von dort aus wird »Minecraft« weiterentwickelt.

Am Prinzip des Games hat sich in all den Jahren nichts verändert. Spielende starten mit einem Charakter in einer gigantischen Klötzchen-Welt, die aus Bergen, Tälern, Wäldern, Seen und Wiesen besteht. »Was man dort anstellt, ist einem selbst überlassen«, erklärt YouTuberin Katha. Manche bauen sich eigene Bauernhöfe, auf denen sie Felder bestellen und Tiere züchten. Andere nehmen es mit Monstern wie Skeletten oder Riesenspinnen auf. Wieder andere suchen am liebsten nach Diamanten – und heben tiefe Minen aus, um sie zu finden.

»Dein SPIEGEL«: Wie bist du bei Mojang gelandet?

Agnes Larsson: Ich komme aus Schweden, wo Mojang seinen Sitz hat. Und ich war schon immer ein riesiger »Minecraft«-Fan. Also hat mich ein Freund dazu überredet, mich bei Mojang als Programmiererin zu bewerben. In dem Job hatte ich Erfahrung.

Agnes Larsson, 35, hat Angewandte Physik und Elektrotechnik studiert. Gaming fand die Schwedin schon als Kleinkind super. Heute arbeitet sie bei Mojang als Game Director von »Minecraft«.

Agnes Larsson, 35, hat Angewandte Physik und Elektrotechnik studiert. Gaming fand die Schwedin schon als Kleinkind super. Heute arbeitet sie bei Mojang als Game Director von »Minecraft«.

Foto: Jenny Lagerqvist

Was waren deine ersten Aufgaben?

Ich kümmerte mich darum, Fehler im Spiel zu beheben, sogenannte Bugs. Dann bekam ich eine tolle Aufgabe: Ich durfte dem Spiel Lamas hinzufügen. Ich weiß noch, wie ich zu der Zeit von der Arbeit nach Hause kam und mir dachte: Agnes, du hast gerade deinen gesamten Tag damit verbracht, digitale Lamas zu erstellen. Wie cool ist das denn?

An welchen Inhalten hast du noch mitgearbeitet?

An den Fröschen und Schildkröten zum Beispiel. Besonders zufrieden bin ich aber mit den »üppigen Höhlen«. So heißt ein unterirdisches Biom, das vor einigen Jahren ins Spiel kam. Es besteht aus herunterhängenden Wurzeln, Teppichen aus Moos und von Ton umgebenen Wasserquellen. Ich bin sehr stolz auf den Code, den ich dafür geschrieben habe.

Wie entscheidet ihr, was ihr dem Spiel hinzufügt?

Wir schauen uns an, was sich die Spieler wünschen und was wir zuletzt verändert haben. Wenn wir dem Spiel im vergangenen Jahr neue Arten von Höhlen und Wäldern verpasst haben, wird es vorerst um andere Dinge gehen, zum Beispiel das Kampf­system. So wollen wir dafür sorgen, dass in »Minecraft« für jeden etwas dabei ist. Außerdem versuchen wir, Dinge hinzu­zufügen, die ein Problem im Spiel lösen.

Zum Beispiel?

Im Survival-Modus von »Minecraft« ändert sich das Wetter. Während eines Gewitters können Blitze einschlagen, die Feuer auslösen. Damit sich Spieler besser davor schützen können, haben wir die Möglichkeit hinzugefügt, einen Blitzableiter zu bauen. Den kann man nun an einer Werkbank herstellen.

Wie lange arbeitet ihr an so was?

Es kann viele Monate dauern, bis wir mit Inhalten für »Minecraft« fertig sind. Das liegt daran, dass wir sie vor der Veröffentlichung gut ausprobieren müssen und dabei meist jede Menge Fehler finden. Erst wenn alle behoben sind, landen die neuen Dinge im Spiel.

Dass »Minecraft« so viele Freiheiten gewährt, hat positive Auswirkungen. Studien belegen, dass das Game die Fantasie anregt und die Kreativität fördert. Man wird zudem besser darin, Probleme zu erkennen und zu lösen. Manche Schulen setzen das Spiel sogar im Unterricht ein. In »Minecraft«-Welten lassen sich Atome nachbauen, Stromkreise erstellen, Städte planen, und man kann das Programmieren erlernen.

»Ich glaube, dass ›Minecraft‹ schon so lange beliebt ist, weil es kein klassisches Ende hat«, sagt Katha, während sie mit ihrem Charakter eine Wand aus Steinblöcken baut. »Irgendwas gibt es in ›Minecraft‹ immer zu tun.«

Dieser Artikel erschien in »Dein SPIEGEL« 10/2024.

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