"Messlatte deutlich höher anlegen": Loks Leistungsgesellschaft liefert

vor 2 Tage 1

Sportdirektor Toni Wachsmuth hat gemeinsam mit dem neuen Trainer Jochen Seitz beim 1. FC Lokomotive Leipzig eine ausgewogene Mannschaft zusammengestellt. Der Schlendrian der Vorsaison scheint beim aktuellen Spitzenreiter der Regionalliga Nordost endgültig vertrieben.

 Der 1. FC Lokomotive Leipzig gewinnt auch enge Spiele.

Führt eine "vogelwilde" Liga an: Der 1. FC Lokomotive Leipzig gewinnt auch enge Spiele. IMAGO/Beautiful Sports

Nach dem 15. September 2024 geborene Leipziger Kinder kennen ausschließlich einen Tabellenführer der Regionalliga Nordost. Nachdem die Mannschaft des 1. FC Lokomotive Leipzig dem damaligen Spitzenreiter aus Jena den Platz an der Sonne im direkten Duell rüde entwendete, ist der Vorsprung der immer noch ungeschlagenen Probstheidaer auf beinahe unverschämte sieben Punkte angewachsen. Möglich machte es der Jenaer Patzer in Halle, sowie der überzeugende eigene Heimsieg im stets brisanten Stadtderby gegen die BSG Chemie.

Laut Mittelfeldmann Farid Abderrahmane sei der wohlig "angefutterte Winterspeck zwar eine schöne Momentaufnahme," jedoch sei die Liga "einfach vogelwild" und man dürfe "keinesfalls nachlassen - sonst kann es schnell wieder dahingehen." Anlass zur Sorge gibt die von Trainer Jochen Seitz stets top eingestellte Truppe derzeit aber gar nicht. Muss die berüchtigte Schwächephase, die laut fußballerischen Naturgesetzen unausweichlich scheint, denn überhaupt eintreten? Ryan Adigo, derzeit zum Linksverteidiger umfunktionierter Musterschüler, hat eine ganz eigene Theorie: "Die schlechte Phase muss nicht kommen, sie kann aber kommen. Das ist Fußball, das gehört dazu. Dann wird sich zeigen, ob wir wirklich ein starkes Team sind - aber bis jetzt kann ich mich nicht beschweren, wir haben die Qualität."

Wir erzählen das nicht nur, weil es sich gut anhört - es ist ja wirklich so.

Toni Wachsmuth über die gute Qualität im Kader

Besagte Qualität ist im handverlesenen, eingeschworenen Kader in der Tat reichlich vorhanden. Toni Wachsmuth ist gemeinsam mit Trainer Seitz der Architekt des jüngsten Erfolges. Der Sportdirektor mit Weitblick findet es schön, dass "unsere Spieler die Situation realistisch einschätzen können - von den elf Spielen haben wir einmal klar gewonnen, alles andere war trotzdem immer eng." Und wenn einer nicht mehr kann, oder will, dann bietet der Kader hoch qualitative Schwungmasse: "Noel Eichinger kommt rein und ackert, muss eigentlich noch ein Tor vorbereiten. Ein Djamal Ziane sprintet halt 70 Meter zurück für den Zweikampf, Theo (Ogbidi; Anm. d. Red.) ist gegen den Ball ganz stark." Es zeichnet die Leipziger derzeit aus, dass auch die Bank aus gut aufeinander abgestimmten Individuen besteht, die allzeit einsatzbereit sind: "Wir erzählen das nicht nur, weil es sich gut anhört - es ist ja wirklich so," frohlockt der Baumeister.

Dieses Urvertrauen in die eigenen Prinzipien und die daraus resultierende Geschlossenheit sorgt für innere Ruhe - auch während eines Stadtderbys: "Ich war eigentlich durchgängig entspannt heute," so Wachsmuth. Auch, als nach 60 Minuten die ersten Raketen und Böller flogen? "Das alles kam ja nicht von unserer Seite - trotz allem ist es noch relativ ruhig geblieben." Die Rechnung zahlt daher voraussichtlich größtenteils der Gast, vor allem die sportliche - gegen die Probstheidaer Einheit ist derzeit kein Kraut gewachsen: "Jeder ist wichtig, und ich glaube, dass das ein absolutes Pfund für uns ist."

Die Leipziger Leistungsgesellschaft wurde in der Vorbereitung akribisch eingenordet, der Schlendrian aus der Vorsaison mit neuen Leitlinien vertrieben. Wachsmuth betont: "Ich habe vor der Saison gesagt, wir werden die Messlatte hier deutlich höher anlegen. Es wird nicht mehr reichen, einfach nur dabei zu sein. Wer da mitmachen will, ist herzlich eingeladen." Und die Spieler haben verstanden: "Die Jungs haben mittlerweile einen hohen Anspruch an sich selbst, dulden keine Nachlässigkeiten. Aktuell halten die Spieler diese Messlatte selbst hoch", betont der Sportdirektor.

Wie weit können diese Beine tragen? Immerhin ist ein Drittel der Saison bereits Geschichte: "Im Trainingslager haben wir die Spieler gebeten, eigene Zielsetzungen zu formulieren - da waren schon ambitionierte Dinge dabei. Aber zum Glück bleibt das selbstverständlich alles intern", verrät Wachsmuth. Ganz entspannt wird die Messlatte weiter angehoben. Die werden doch nicht etwa?

Georg Meyer

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