Real Madrids Niederlage beim FC Liverpool war erneut vor allem mit einem Namen verbunden. Kylian Mbappé blieb an der Anfield Road so ziemlich alles schuldig.
Bilder, die eine Bildunterschrift überflüssig machen: Kylian Mbappé. imago images (3)
Perfekt war die Situation natürlich nicht. Dafür hatte Real Madrid schlicht zu viele verletzungsbedingte Ausfälle. Das eigentlich gewaltige Selbstverständnis ist aktuell auch nicht bis zum Anschlag ausgereizt und der FC Liverpool gerade auswärts zur Stunde wohl die schwierigste Aufgabe im europäischen Fußball.
Doch angerichtet war irgendwo trotzdem alles für Kylian Mbappé. Für den theoretisch wohl fähigsten Fußballspieler der Welt, der sämtliche Beweise dafür in der Praxis seit seinem Wechsel zu Real Madrid jedoch schuldig bleibt.
Eine "Steigerung" zum Clasico
Denn einerseits hat sich nun auch Platzhirsch Vinicius Junior in die Verletztenliste eingereiht, der gewissermaßen verhindert, dass Mbappé auf seinem bevorzugten linken Flügel nahezu alle Freiheiten genießt. Andererseits war der Besuch an der Anfield Road, durch die Tabellensituation zudem ziemlich bedeutsam, eines dieser großen Spiele, in denen man von großen Spielern Großes erwartet.
Von derartigen Partien hatten die Königlichen in erneuerter Zusammensetzung 2024/25 erst eine, den Clasico. Was aus Madrider Sicht gut begonnen hatte und mit einem starken Mbappé auch gut und gerne ein Heimsieg hätte werden können, verkam jedoch zu einem Debakel. Weil der 25 Jahre alte Franzose einfachste Fehler machte, vor allem wieder und wieder im falschen Moment startete, gar den Anschein erweckte, als würde er die Abseitsregel nicht verstehen. Eine solch unglückliche Figur geben die Ausnahmekönner ihrer Zunft nur selten ab.
Bei der 0:2-Niederlage in Anfield am Mittwochabend unterbot Mbappé seinen Auftritt gegen Barcelona noch mal. Der verschossene Elfmeter drängt sich natürlich auf, der im Erfolgsfall das 1:1 bedeutet und vielleicht noch mal für eine Wendung gesorgt hätte. Doch der Weltmeister von 2018 (bisher 18 Pflichtspiele, neun Tore) enttäuschte in Real Madrids Lieblingswettbewerb nahezu in jeder Hinsicht.
Der große Unterschied zu Vinicius Junior
Der schlecht geschossene Strafstoß repräsentierte Mbappés nach wie vor ungewohnt schwache Abschlussqualität im Real-Trikot, die bislang wohl für die größten Sorgenfalten sorgte. In Liverpool noch bedenklicher war aber Grundsätzliches, waren die Basics, wenn man so will.
Während Vinicius Junior, der für Liverpool in den vergangenen Jahren zum Schreckgespenst geworden war, üblicherweise 90 Minuten lang jeden Ball fordert und unermüdlich andribbelt, schien Mbappé die Kugel - und die damit verbundene Verantwortung - vielmehr zu scheuen. Er war in einer schwierigen personellen Situation der eindeutig ausgemachte Hoffnungsträger - und duckte sich weg.
Wie schlampig und augenscheinlich verunsichert der Angreifer mehrere simple Pässe dem Gegner in die Füße spielte, wie er Einzelaktionen mutlos abbrach, lässt einen bei Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps noch mal genauer hinhören. Dieser hatte zuletzt angerissen, dass sein prominenter Schützling momentan "eine schwere Zeit" durchmache. Ein Umstand, der manches erklärbarer und sicherlich auch verzeihbarer machen würde. Natürlich lastet großer Druck auf dem Franzosen, dessen Transfer nach Madrid sich gewissermaßen über Jahre hingezogen hatte.
Nichtsdestotrotz offenbarte das Liverpool-Spiel in puncto Mbappé "die harte Realität", wie die Marca am Donnerstagmorgen prägnant auf ihr Cover druckte. Und die harte Realität ist, dass weder der Clasico noch Anfield eine Ausnahme war. Dass Real Madrid auf den Weltklassestürmer Kylian Mbappé auch Ende November noch warten muss. Woran auch immer das wirklich liegen mag.
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