Eine Jugend im Dunkel, ein ganzes Leben in Versöhung: Die Holocaustüberlebende Margot Friedländer war vielen ein Vorbild für Menschlichkeit und Nächstenliebe. Vergangenen Freitag war sie im Alter von 103 Jahren gestorben. Nun haben sich zu ihrer Beisetzung zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee versammelt.
Gekommen sind auch der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sowie die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD). Ebenfalls dabei sind der Vorstandschef des Medienhauses Springer, Mathias Döpfner, und die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer. Georg Friedrich Prinz von Preußen, der auch Kuratoriumsmitglied der Margot Friedländer Stiftung ist, gehört auch zu den Gästen. Auf dem Friedhof fanden sich außerdem Schauspielerin Iris Berben und Moderatorin Dunja Hayali ein.
»Eine Geschichte der Stärke und der unzerbrechlichen Menschlichkeit«
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, erinnerte daran, dass die Nazis Mutter, Vater und Bruder von Friedländer ermordet haben, sie selbst ist im Konzentrationslager Theresienstadt inhaftiert gewesen. »Aber aus dieser Vergangenheit heraus sind Sie jemand geworden, der nicht hassen wollte, sondern erinnern, nicht anklagen, sondern erzählen«, so Joffe. Friedländer symbolisiere das, was einen Menschen ausmache: Wärme, Nahbarkeit und Mitgefühl.
Der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin, Yehuda Teichtal, äußerte sich ähnlich: »Margot, Deine Geschichte ist eine Geschichte der Stärke und der unzerbrechlichen Menschlichkeit.« Das Vermächtnis Friedländers sei, immer zu versuchen, die Welt zu einem menschlicheren und besseren Ort zu machen.
Friedländer war am 9. Mai im Alter von 103 Jahren gestorben – einen Nachruf auf die Holocaustüberlebende können Sie hier lesen .
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte Friedländer in die USA, kam aber im hohen Alter zurück in ihre Heimat Berlin. Hier setzte sie sich für die Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein. Als Berliner Ehrenbürgerin erhält sie ein sogenanntes Ehrengrab. Es wird von der Stadt Berlin betreut.