Longlist zum Buchpreis 2025: Drei Dauerkandidaten wollen auf den Thron

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Kein anderes Buch hat in diesem Jahr bereits so viele Preise auf sich vereint wie Jonas Lüschers im Februar erschienener Roman „Verzauberte Vorbestimmung“. Natürlich ist er nun auch für den Deutschen Buchpreis nominiert, und man darf ihn auch hier zu den Favoriten rechnen.

Wobei die Konkurrenz beachtlich ist: Neben Lüschers Roman sind es (in alphabetischer Autorenreihenfolge): Kathrin Bach mit „Lebensversicherung“ (erschienen bei Voland & Quist), Marko Dinić mit „Buch der Gesichter“ (Zsolnay), Nava Ebrahimi mit „Und Federn überall“ (Luchterhand), Dorothee Elmiger mit „Die Holländerinnen“ (Hanser), Kaleb Erdmann mit „Die Ausweichschule“ (Ullstein), Annett Gröschner mit „Schwebende Lasten“ (C. H. Beck), Jacinta Nandi mit „Single Mom Supper Club“ (Rowohlt), Dmitrij Kapitelman mit „Russische Spezialitäten“ (Hanser Berlin), Jina Khayyer mit „Im Herzen der Katze“ (Suhrkamp), Jehona Kicay: „ë“ (Wallstein), Michael Köhlmeier mit „Die Verdorbenen“ (Hanser), Thomas Melle mit „Haus zur Sonne“ (Kiepenheuer & Witsch), Gesa Olkusz mit „Die Sprache meines Bruders“ (Residenz), Lena Schätte mit „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ (S. Fischer), Lina Schwenk mit „Blinde Geister“ (C. H. Beck), Fiona Sironić mit „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“ (Ecco), Peter Wawerzink mit „Rom sehen und nicht sterben“ (Penguin) mit Christine Wunnicke: „Wachs“ (Berenberg) und Feridun Zaimoglu mit „Sohn ohne Vater“ (Kiepenheuer & Witsch).

Das sind die zwanzig Nominierten für den Deutschen BuchpreisDas sind die zwanzig Nominierten für den Deutschen BuchpreisDeutscher Buchpreis

Gleich ein halbes Dutzend Debütanten

Was fällt auf? Zunächst einmal drei alte Bekannte, quasi Dauerkandidaten auf den Deutschen Buchpreis: Wunnicke, Zaimoglu und vor allem Melle, der es mit allen seinen Romanen mindestens auf die Longlist geschafft hat; „Haus zur Sonne“ ist nun der vierte. Nur gewonnen hat Melle noch nie, aber diesmal dürfte er gute Karten haben, denn das neue Buch ist eindeutig sein bestes. Wobei auch die beiden anderen Stammgäste noch auf den finalen Triumph warten und in diesem Jahr besonders starke Titel am Start haben.

Aber sie alle müssen nicht nur an Dorothee Elmiger vorbei, deren „Die Holländerinnen“ das ausgefuchsteste Buch auf der Liste ist, sondern auch an solchen Überraschungen auf der Longlist wie Jehona Kicay oder Fiona Sironić, die sich nicht nur die jeweils mit Abstand kürzesten und längsten Buchtitel haben einfallen lasen – ein einziger Buchstabe bei Kicay und noch dazu einer, der die meisten Leser rätseln lassen wird, wie man ihn überhaupt ausspricht; ein vollwertiger langer Satz bei Sironić, der allerdings beim Umfang doch noch drei Wörter hinter dem letztjährigen Buch von Saša Stanišic zurückbleibt) –, sondern auch jeweils als Romandebütantinnen auf die Liste gekommen und damit im Buchhandel erst einmal durchstarten werden. Wie noch vier weitere Longlist-Namen: Bach, Khayyer, Nandi und Schwenk.

Der Vorjahressiegerverlag geht diesmal leer aus

Ach ja, dann noch die leidigen Statistiken, die ja manchmal wichtiger scheinen als die Qualität der nominierten Bücher: zwölf Frauen und acht Männer, jeweils zur Hälfte Frühjahrs- und Herbsttitel, vier Titel allein von Hanser (wenn man Hanser Berlin mitzählt; man könnte sogar noch Dinićs Roman ergänzen, denn Zsolnay gehört ja auch zum Unternehmen), zwei Romane sowohl von Beck als auch von Kiepenheuer & Witsch, dafür diesmal nur jeweils einmal Suhrkamp, Fischer, Rowohlt, Penguin. Und gar keines vom im vergangenen Jahr noch mehrfach nominierten (und am Ende mit Martina Hefter auch siegreichen) Verlag Klett-Cotta. Dafür drei Kleinverlage: Voland & Quist, Ecco und Berenberg – bei Letzterem wohl eine Abschiedsvorstellung.

Aus den zwanzig Büchern wird am 16. September eine Shortlist von noch sechs Titeln gebildet. Der Preisträger selbst wird wie immer am Montagabend der Buchmessewoche im Kaisersaal des Frankfurter Römers bekanntgegeben; diesmal ist das der 13. Oktober. Die anderen fünf Finalisten erhalten jeweils 2500 Euro. Der Jury gehört in diesem Jahr mit Jürgen Kaube auch ein Herausgeber der F.A.Z. an.

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