Lok Leipzigs Lustwandeln: Oktober der Erfolge

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Nach den beiden souveränen Siegen im innerstädtischen Duell mit Chemie Leipzig entpuppt sich der vermeintlich brutale Oktober-Spielplan für den 1. FC Lok Leipzig als herbstlicher Spaziergang. Nach gut einem Drittel der Spielzeit grüßt man wieder von der Spitze - ein Nachlassen ist strikt verboten, sonst gibt es Ärger mit dem Trainer.

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Pokal-Jubel nach dem 1:0 von Torschütze Jonas Arcalean. IMAGO/opokupix

Auch bei mit allen Wassern gewaschenen Derby-Recken löst dieses ewig junge und brisante Duell immer wieder Euphorie aus. Der Leitwolf im Mittelfeld, Farid Abderrahmane, könnte "dieses spezielle Gefühl gerne jederzeit wieder haben", wie er nach Abpfiff der sonntäglichen "Stadtmeisterschaft" zu Protokoll gab. Wie bitterböse eine Niederlage im Spiel der Spiele hingegen schmerzt, das ist für alle blau-gelb Gekleideten ein ferner, längst vergessener Fiebertraum: "Ich hoffe, die Leute gewöhnen sich nicht daran, immer ein Derby zu gewinnen! Auch wenn es jetzt schon der fünfte Sieg war (unter der Ägide von Jochen Seitz, Anm. d. Red.), ist das keineswegs selbstverständlich - jeder einzelne Sieg war sehr schwierig," betonte der 29-jährige Führungsspieler.

Die 90 Minuten zuvor stellten beinahe die exakte Blaupause der Begegnung im Sachsenpokal eine Woche vorher dar. Einer etwas mauen und ideenlosen ersten Halbzeit folgte die furiose Machtdemonstration in Durchgang zwei: "Der Gegner hat es zunächst gut gemacht in der Fünferkette, besser verteidigt und nicht viele Räume angeboten," so Abderrahmane: "Aber dann ist es einfach ein Geduldsspiel, weil du merkst, dass irgendwann deren Beine schwer werden - Ruhe bewahren und daran glauben, dass es richtig ist, wie man es macht."

Fette Erträge

Eigentlich ganz einfach! Die von Jochen Seitz etablierte Leistungskultur wirft auch in Jahr zwei fette Erträge ab. Dabei hatte keiner in Probstheida mit einer solch rasanten Entwicklung gerechnet. Das erste Jahr - gekrönt mit dem Double aus Meisterschaft und Landespokal - sollte ursprünglich ein "Übergangsjahr" werden, im zweiten dann die Konsolidierung und Orientierung nach oben erfolgen.

Hauptgrund für die neuerlich überragende Frühform nach gut einem Drittel der Saison ist die homogene Gestaltung des Kaders, der Teamgeist und eine nicht lehrbare intrinsische Motivation der Einzelspieler. Flügelverteidiger Tobias Dombrowa fasst zusammen: "Der Konkurrenzkampf bei uns ist wirklich sehr groß, du hast auf jeder Position immer 50:50-Duelle um den Platz im Team." Nachlassen gilt nicht: "Ich sehe es ja immer im Training, wie jeder Gas gibt und überragend arbeitet. Da lässt sich keiner gehen, der Trainer sorgt dafür, dass keiner abhebt oder durchdreht. Wenn einer nach Ballverlusten nicht hinterher sprintet, dann wird er das auch spüren."

Auch Sommer-Neuzugang Jonas Arcalean, der beide Derbys binnen einer Woche mit drei Toren praktisch entschied, schlägt in die selbe Kerbe: "Wir haben einfach eine sehr fitte Mannschaft, weil wir in der Vorbereitung Gas gegeben haben, und das trägt jetzt Früchte. Wir können von der Bank immer super nachlegen mit fitten Jungs, das ist der Schlüssel in diesem Jahr."

Monat der Wahrheit

Der Oktober war im Vorfeld als eine Art "Monat der Wahrheit" ausgerufen worden, mit rassigen Duellen gegen die Großkopferten der Liga. Von der unglücklichen Niederlage in Jena einmal abgesehen, gab man sich allerdings keine Blöße. Abderrahmane fand "den Oktober von den Namen her schon sehr cool, es waren geile Spiele bisher." Gleichzeitig sei es noch viel zu früh für überhöhtes Anspruchsdenken: "Es geht ja weiter, nach Halle kommt der BFC und dann Preussen, es wird auf jeden Fall nicht einfacher."

Torjäger und Schütze des 2:0 im Derby, Stefan Maderer, zeigte sich überrascht vom herbstlichen Spaziergang: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir da so durchgehen, das Jena-Spiel mal ausgeklammert. Wichtig ist immer, dass du daheim gewinnst und vor allem die Derbys erfolgreich bestreitest, und das haben wir mit Souveränität getan", sagte der Erlanger.

Nun wartet zum Abschluss des Wonnemonats am Freitag die enorm schwere Auswärtspartie in Halle auf den frisch gebackenen Tabellenführer. Trainer Jochen Seitz will trotz kurzer Woche einen Schritt nach dem anderen gehen: "Jetzt feiern wir erst einmal die beiden Derbysiege, Tabellenführung hin oder her - das ist noch nicht so wichtig. Und dann bereiten wir uns extrem gut auf Freitag vor, weil Halle natürlich ein absolutes Spitzenteam ist."

Auch Arcalean ist bereit für weitere offensive Schandtaten: "Wir fahren jetzt mit breiter Brust nach Halle - wir wollen nachlegen und natürlich ganz oben bleiben, ganz klar!" Irgendwelche Einwände, Stefan Maderer? "Dem ist nichts hinzuzufügen, es ist alles gesagt." Auf in den goldenen Herbst.

Georg Meyer

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