Lilium: Volker Wissing dringt auf schnelle Staatshilfe für Flugtaxifirma

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Das Bundesverkehrsministerium dringt gegenüber dem Haushaltsausschuss des Bundestags auf eine baldige Zustimmung zu einer 50-Millionen-Euro-Bürgschaft für den Flugtaxi-Hersteller Lilium. Das berichteten mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen dem SPIEGEL. Demnach könnte das Thema noch in dieser Woche auf die Tagesordnung genommen werden. Die nächste Sitzung des Haushaltsausschusses findet am Mittwoch statt. Das Verkehrsministerium äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Insgesamt soll Lilium Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten. Sie würden je zur Hälfte vom Bund und von Bayern garantiert und über eine Wandelanleihe der Staatsbank KfW finanziert. Die bayerische Landesregierung hatte den Hilfen bereits im September zugestimmt – im Gegensatz zu einem ähnlichen Gesuch des Flugtaxi-Herstellers Volocopter, das letztlich scheiterte.

Gegen das Vorhaben gibt es unter Hauhältern jedoch erhebliche Vorbehalte – insbesondere wegen der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven von Lilium. Das von Absolventen der TU München gegründete Unternehmen schreibt hohe Verluste und musste seinen ersten bemannten Flug auf 2025 verschieben. Insgesamt soll der Kapitalbedarf bis zur im Jahr 2026 geplanten Musterzulassung zwischen 300 und 500 Millionen Euro betragen.

In einem aktuellen Bericht von Lilium an die US-Börsenaufsicht SEC heißt es, der Finanzplan zeige »dass die Gruppe sofort zusätzliches Kapital benötigt, um ihre laufenden Geschäfte weiter zu finanzieren«. Auch die Zusagen privater Investoren hingen zum Teil »von einer positiven Entscheidung der deutschen Bundesregierung ab«.

Sollte die Ampel-Koalition die Bürgschaft nicht genehmigen, wäre demnach das »Management gezwungen, erhebliche Kostensenkungsmaßnahmen zu ergreifen den Umfang des Geschäftsbetriebs wesentlich zu reduzieren und/oder die nach den geltenden Insolvenzgesetzen für Lilium und seine Tochtergesellschaften erforderlichen Eingaben zur finanziellen Lage zu machen«.

Unter Abgeordneten sorgt für Unruhe, dass Lilium nur mithilfe der staatlichen Hilfen glaubt, auch weitere private Gelder einsammeln zu können – und andernfalls eine Insolvenz nicht ausgeschlossen scheint. Auch Konkurrent Volocopter kämpft weiterhin mit Problemen. Das Unternehmen hatte bei den Olympischen Spielen in Paris eigentlich Fluggäste befördern wollen, konnte am Ende aber mangels Musterzulassung nur einige Testflüge ohne Gäste absolvieren.

Flugtaxis sollen helfen, den Straßenverkehr zu entlasten und auch für Spezialtransporte eingesetzt werden, beispielsweise von Notärzten. Befürworter warnen, ohne ausreichende Förderung drohe Deutschland bei einer weiteren Zukunftstechnologie wichtiges Know-how an Länder wie China zu verlieren. Lilium hatte in der Diskussion um mögliche Staatshilfen bereits laut über eine Abwanderung nachgedacht.

»Alle unsere internationalen Wettbewerber haben längst Fördergelder erhalten«

Lilium-Sprecher Rainer Ohler

Kritiker der Technologie verweisen unter anderem auf die vergleichsweise hohen Kosten von Flugtaxis. So warnt eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim, die Luftfahrzeuge seien weder besonders schnell noch günstig und kämen zudem auf deutlich höhere CO₂-Emissionen als Verkehrsmittel am Boden.

Lilium verteidigt den Ruf nach Hilfen damit, dass Konkurrenten im Ausland ebenfalls von den heimischen Regierungen gefördert würden. »Alle unsere internationalen Wettbewerber haben längst Fördergelder erhalten – und zwar Zuschüsse und keine Darlehen«, sagte Unternehmenssprecher Rainer Ohler dem SPIEGEL. Auch sonst seien Subventionen in der Branche die Regel. »Es gibt in der Luftfahrtindustrie kein erfolgreiches Flugzeugprogramm ohne Staatshilfe.«

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