„Manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht velwechsern / werch ein llltum“, heißt es bei Ernst Jandl. Daran erinnert die Aufregung, die über die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hereingebrochen ist. Auf dem CDU-Sommerfest in Koblenz hat sie nämlich die linke Tageszeitung „taz“ mit dem rechtsgerichteten Portal „Nius“ verglichen: Die beiden seien sich in der Methodik „nicht so sehr unähnlich“, das müsse man in einer Demokratie aushalten.
Wie nicht anders zu erwarten, sieht man das auf der Linken anders. Dem Portal „t-online“, das die Geschichte skandalisiert, sagte der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch, er „wundere“ sich über Klöckners Teilnahme an dem Fest, das von Frank Gotthardt, dem Gründer des Unternehmens Compugroup Medical, gesponsert wurde, der zugleich Nius finanziert. Das sei „erklärungsbedürftig“.
Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt von den Grünen ist der Überzeugung, Klöckner werte Medien auf, „denen journalistische Standards egal scheinen und deren Geschäftsmodell Verdrehung von Fakten, Bedienen von Ressentiments und Dauerempörung ist“. Heidi Reichinnek von der Linken legt Klöckner den Rücktritt nahe. „Wenn ihr das Hofieren von Rechten wichtiger ist als ihr Amt entsprechend auszufüllen, dann soll sie es doch bitte abgeben“, sagte sie dem „Tagesspiegel“.
Der CDU-Landesverband indes verteidigte sein Sommerfest. Mit dem Veranstaltungsort drücke man seine Wertschätzung für das Unternehmen und dessen Mitarbeiter in der Region aus, zitiert der „Tagesspiegel“. Gotthardts mediale Aktivitäten sehe er zwar kritisch, sagte der CDU-Landeschef Gordon Schnieder, die Berichterstattung über das Sommerfest sei aber vor allem der Versuch, „Persönlichkeiten und Firmen zu diskreditieren“.
Die „taz“- Chefinnen Ulrike Winkelmann und Barbara Junge blieben cool und verwiesen darauf, dass ihr Blatt „im Gegensatz zu Nius“, ein „journalistisches Medium“ sei, das nach presseethischen Grundsätzen arbeitet.“ Wir geben zurück zu Ernst Jandl.